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Gold und Silber als Spielball der Großbanken? Die Widerlegung der Manipulationstheorie

12.10.2017  |  Dr. Keith Weiner
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Und das mit geliehenem Geld. Die Bank macht auf diese Weise also einen risikofreien Gewinn von 0,2% mit dem Geld anderer Leute.

Keine geeignete Strategie für Privatanleger, aber der Punkt ist, dass es sich um einen sauberen Trade handelt. Die Banken können das den ganzen Tag lang machen, ohne dass irgendetwas zusammenbricht. Wenn sie dagegen in Versuchung geraten, die Edelmetalle für längere Zeiträume zu verleihen, weil die Lease Rate hoch ist (aktuell ist sie das nicht), können sie sich tatsächlich in Schwierigkeiten bringen. Dann besteht die Gefahr, dass die Kosten für die Beibehaltung der Positionen am Terminmarkt steigen. Ein zusätzliches Risiko wäre eine weitere Erhöhung des LIBOR, der bereits seit Jahren steigt.

Das bringt uns an einen interessanten Punkt. Wenn es in der Physik zwei verschiedene Theorien gibt, suchen sich die Wissenschaftler einen Fall, für den die Theorien gegensätzliche Ergebnisse vorhersagen. Dann führen sie ein entsprechendes Experiment durch und beobachten das tatsächliche Ergebnis. Aristoteles glaube beispielsweise, dass zwei Steine mit verschiedenem Gewicht auch unterschiedlich schnell fallen müssten. Er war der Ansicht, dass der schwerere Stein aufgrund seiner größeren Masse im Fall auch eine höhere Geschwindigkeit entwickeln würde.

Galileo glaubte dagegen, dass die Fallgeschwindigkeit beider Steine gleich wäre. Er nahm also zwei Steine, einen leichten und einen schweren, und ließ sie vorsichtig vom schiefen Turm von Pisa fallen. Sie kamen gleichzeitig am Boden auf. Damit war Galileos Theorie bewiesen und die von Aristoteles widerlegt. Der Astronaut David Scott führte das Experiment später noch einmal im Vakuum auf der Oberfläche des Mondes durch und zeigte damit, dass eine Feder und ein Hammer die gleiche Fallgeschwindigkeit haben.

Wir haben hier nur zwei unterschiedliche Theorien zum Verhalten der Banken am Silbermarkt. Mr. Butlers Theorie besagt, dass die Banken Spekulanten sind und auf die Richtung der Preisentwicklung wetten - und zwar nicht auf eine beliebige Richtung, sondern im Allgemeinen auf einen Preisrückgang. Meiner Theorie nach sind die Banken in erster Linie Arbitrageure, denen der Preis gleichgültig ist, und die mit dem Spread einen kleinen Gewinn erzielen. Es gibt auch einen Fall, für den die beiden Theorien entgegengesetzte Ergebnisse vorhersagen: Die Übertragung bzw. Fortführung der Positionen nach Ablauf des jeweiligen Liefermonats. Das möchte ich nachfolgend genauer erklären.

Futures haben im Allgemeinen eine Lebenszeit von 18 Monaten, d. h. zwischen ihrem Ausgabedatum und dem jeweiligen Liefermonat liegen 18 Monate. Wenn der Liefermonat näherrückt, gibt es einen als "First Notice Day" bezeichneten Stichtag. An oder vor diesem Tag müssen die Trader mit Long-Positionen, die nicht genügend Barmittel haben, um eine Auslieferung des zugrundeliegenden Vermögenswertes zu verlangen, ihre Kontrakte verkaufen.

Wenn Sie weiterhin auf steigende Kurse wetten wollen, können sie stattdessen einen Kontrakt mit späterem Liefermonat kaufen. Trader mit Short-Positionen, die kein physisches Metall zur Auslieferung besitzen, müssen ihre Kontrakte zurückkaufen. Wenn sie ihre Wette fortführen möchten, können sie aber ebenfalls einen anderen Kontrakt verkaufen.

Wenn die Großbanken eine Wette auf fallende Preise abschließen würden, hieße das, dass sie kein physisches Metall besitzen und die geshorteten, auslaufenden Kontrakte vor dem jeweiligen Liefermonat dringend zurückkaufen müssten. Sie werden sich erinnern, dass der Terminkurs für Silber nicht dem Spotpreis entspricht. Außerdem ist der Kurs der Dezember-Futures nicht gleich dem Kurs der März-, Mai- oder Juli-Futures. Wenn es kurz vor dem Auslaufen jedes Kontrakts zu dringenden, umfassenden Käufen käme, würde das den Preis dieses Kontrakts deutlich nach oben treiben.

Wenn die Banken dagegen Arbitrageure sind, die physisches Metall gekauft haben, haben sie ihren Gewinn bereits verbucht. In diesem Fall werden sie gerne bereit sein, das Silber auszuliefern, wenn das gewünscht wird.

Wer sind nun auf der anderen Seite die Käufer all dieser Kontrakte? Verfügen sie überhaupt über die notwendigen finanziellen Mittel, um die physische Auslieferung fordern zu können? Die meisten Trader nutzen die Terminmärkte, weil diese ihnen Leverage bieten. Um 10.000 Unzen physisches Silber zu kaufen, braucht man 166.000 $. Um zwei Silberkontrakte zu kaufen ist jedoch nur ein Bruchteil dieser Summe nötig (der genaue Betrag ist abhängig von den Margin-Anforderungen der Börse, die von Zeit zu Zeit angepasst werden). Durch die dringenden Verkäufe dieser Spekulanten mit Long-Positionen müsste jeweils der Kurs des als nächstes auslaufenden Kontrakts sinken.

Wenn dagegen zwischen beiden Seiten ein Gleichgewicht besteht, die Positionen der Short-Seller nicht gedeckt sind und die Trader mit Long-Positionen gar kein Interesse an physischen Lieferungen haben (d. h. wenn beide Seiten "nackt" sind), wäre mit gemischten Ergebnissen zu rechnen. Manchmal müssten die Kontrakte vor ihrem Auslaufen fallen, manchmal müssten sie steigen.

In unserem Experiment sollten wir uns also ansehen, wie sich der Preis der Kontrakte entwickelt, wenn der jeweilige Liefermonat näherrückt. Dabei gibt es einen letzten Punkt zu beachten: Wir können nicht direkt den ungefilterten Kurs der betreffenden Futures betrachten, weil das Signal, das wir suchen, im Verhältnis zum Silberpreis möglicherweise äußerst gering ist. Wir können jedoch die Differenz zwischen dem auslaufenden Terminkontrakt und dem Referenzpreis am Spotmarkt betrachten: Terminkurs – Spotkurs. Das ist zufällig die Basis, die wir oben erklärt haben!

Jetzt brauchen wir uns nur noch die Daten anzusehen, um herauszufinden, welche Theorie zutreffend ist:

1. Wenn die Basis vor dem Auslaufen eines Kontrakts in die Höhe schießt, wird der Silbermarkt von Spekulanten dominiert, die auf sinkende Kurse wetten. Grund dafür wäre die Tatsache, dass die Spekulanten die Futures vor dem jeweiligen Liefermonat in großer Zahl zurückkaufen müssen, um ihre Positionen glattzustellen, da sie nicht in der Lage sind, das physische Metall zu liefern.


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