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Interview mit James Turk: "Dieses Jahr Gold bei USD 850!"

22.11.2006  |  Dr. Volkmar Riemenschneider
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V.R.: Sie nannten die Kosten für den Zahlungsverkehr. Aber sind Transaktionen in normalen Banken nicht aufgrund sehr strenger gesetzlicher Regeln und der daraus resultierenden Bürokratie derart hoch? Wie sieht das bei goldmoney aus? Normalerweise will ja meine Regierung von mir als deutschem Verbraucher wissen, wo mein Geld ist und was ich damit mache?

J.T.: Technologie ist ein wichtiger Faktor, aber wenn Sie traditionelle Banken ansprechen, dann sind das so genannte Kreditsysteme. In einem Kreditsystem ist das in Umlauf befindliche Geld eine Verbindlichkeit dieser Bank und erfordert daher Clearing und Verrechnung und das ist ein sehr, sehr teurer interner Prozess. Das hat für lange Zeit sehr gut funktioniert, aber die Technologie wird das ändern.

Goldmoney ist ein Debit-System. Statt in Umlauf befindlicher Verbindlichkeiten ermöglichen die Finanzinstitutionen den Umlauf einer Anlage als Währung. Wir brauchen kein Clearing und keine Verrechnung, denn sie klicken Gold von ihrem Konto auf irgendein anderes Konto. Es handelt sich um eine unmittelbare Übertragung des Titels, also eine Zahlung, die dem entsprechenden Schuldverhältnis entspricht. Es gibt kein Clearing und keinen Verrechnungsprozess. Vielmehr ist dies ein viel günstigerer Zahlungsmechanismus für eine globale, grenzüberschreitende Umgebung als das traditionelle Banksystem.


V.R.: Aufgrund der Tatsache, dass normale Banken Kreditsysteme sind, verdienen Sie ihr Geld durch die Fristen- und Risikotransformation von Krediten. Goldgedeckte Banksysteme hingegen kosten normalerweise Geld, denn Gold bringt keine Zinsen und es fallen Lagerkosten an. Muss der Kunde für den Service von goldmoney eine Gebühr bezahlen? Wie finanziert sich goldmoney?

J.T.: Ja, es fällt eine Gebühr für Zahlungen an. Sie bezahlen eine Kontoführungsgebühr von nur 1/10 Gramm Gold (2,02 US$) pro Monat, egal wie viel Gold Sie besitzen. Wenn sich kein Gold auf ihrem Konto befindet, fällt keine Gebühr an. Es ist also viel günstiger als zum Beispiel eine normale Banküberweisung. Das kann leicht 20 bis 30 Euro kosten.

Bei goldmoney wird unmittelbar gebucht, bei Banküberweisungen kommt das Geld nach zwei Tagen an. Um es von einer anderen Perspektive zu betrachten, verdient die Bankbranche ihr Geld auf zwei Arten. Sie verleihen Geld, aber sie verdienen auch am Zahlungsverkehr.

Laut einer kürzlich von der Boston Consulting Group durchgeführten Studie verdienen die Banken weltweit 229 Milliarden US-Dollar allein durch das Zahlungsverkehrsgeschäft. Es gibt unterschiedliche Arten von Gebühren: Umwechslungsgebühren, Kontoführungsgebühren, Überweisungsgebühren, aber grundsätzlich Transaktionsgebühren. Diese Gebühren haben nichts mit dem Verleih von Geld zu tun. Das ist der Teil des Marktes, auf den wir abzielen und wir liefern ein Produkt, das stark in den Markt eintreten wird; einfach, weil es so effizient und günstig ist.


V.R.: Über wie viele Kunden verfügt goldmoney aktuell?

J.T.: Wir haben ungefähr 25.000 Konten und derzeit etwa 162 Millionen US-Dollar in Gold und Silber im System. Diese kommen aus über 100 Ländern dieser Welt. Es gibt eine hohe Konzentration englischsprachiger Länder, da wir derzeit nur eine englischsprachige Website haben, aber wir werden das demnächst ändern, etwa nächstes Jahr oder das Jahr darauf.


V.R.: Wie ich gelesen habe, sind Sie auch Rohstoffanalyst. Sie sind für ein Unternehmen in Abu Dhabi tätig. Wie beurteilen Sie persönlich zurzeit die Rohstoffmärkte?

J.T.: Ja, ich bin dort Manager der Rohstoffabteilung der Investmentbehörde von Abu Dhabi. Mein Hauptverantwortungsbereich ist das Management eines Edelmetallportfolios. Wir sind auch bei Basismetallen involviert, aber zu einem viel geringeren Anteil. Ich verfolge zwar den ganzen Markt, aber ich habe mich auf Edelmetalle spezialisiert und ich denke, dass die Rohstoffpreise aufgrund der Probleme mit dem US-Dollar weiter steigen werden.

Der wichtigste Faktor, der die Rohstoffpreise antreibt, ist der Rückgang der Kaufkraft des US-Dollar, also das, was wir üblicherweise als Inflation bezeichnen. Diese Probleme werden die stärkste Kraft sein, aber China und Indien werden die Rohstoffpreise ebenfalls zu einem gewissen Grad beeinflussen. Der Markt wird immer die Rohstoffe liefern, die der Markt braucht, es ist nur eine Frage des Preises.

Gemessen in US-Dollar werden die Rohstoffpreise weiter steigen. Der Goldpreis wird in Währungseinheiten steigen, aber Sie werden dafür dieselbe Menge an Rohöl oder anderen Rohstoffen kaufen können wie heute. Es gibt einige kleine Abweichungen, aber langfristig bleibt das Verhältnis zwischen den verschiedenen Rohstoffen dasselbe.

Gold ist zurzeit im Vergleich zu Rohöl relativ billig, obwohl dieses in den letzten Monaten gefallen ist. Ich denke, dass dieser Einbruch des Rohölpreises nur temporär ist und dass wir uns auf Ölpreise zwischen 80 und 100 USD im nächsten Jahr einstellen sollten.

Bei Gold erwarte ich 850 USD in diesem Jahr. Wenn wir es nicht Ende dieses Jahres sehen, dann werden wir es im ersten Quartal 2007 sehen. Noch bullisher bin ich aber für Silber als für Gold. Aktuell beträgt die Ratio etwa 50 zu 1, Sie brauchen also 50 Unzen Silber, um eine Unze Gold zu kaufen. Ich denke, dass dies in den nächsten sechs Monaten wahrscheinlich auf 40 fallen könnte. Wenn also der Goldpreis auf 850 USD steigt und die Ratio auf 40 fällt, könnten wir einen Silberpreis von über 20 USD erleben. Dies wäre ein massiver Anstieg im Vergleich zu seinem heutigen Preis.

Ich denke, dass wir dieses Jahr sehr stark beenden werden. Die Zentralbanken saßen in den letzten paar Monaten auf dem Goldpreis und versuchten dadurch im Vorfeld der US-Wahlen, die Inflation gering erscheinen zu lassen. Ich denke, dass die Metalle nach den US-Wahlen rapide zu steigen beginnen werden und sowohl Gold als auch Silber werden Stärke zeigen. Im Fall von geopolitischen Risiken und Ölpreisen zwischen 80 USD und 100 USD könnten wir Goldpreise von weit über 850 USD erleben. Jedenfalls deutet der langfristige Trend auf einen weit höheren Goldpreis hin und ich denke, wir werden 2007 einen vierstelligen Goldpreis sehen!


V.R.: Vielen Dank, dass Sie sich für dieses Interview Zeit genommen haben. Ich wünsche Ihnen noch einen angenehmen Aufenthalt in München!


Weitere Informationen zu Goldmoney von James Turk finden Sie auf www.goldmoney.com. Sein aktuelles Buch ist auch in deutscher Sprache im Finanzbuchverlag erschienen. Der Titel lautet: "Der Kollaps des Dollars". Das Interview wurde am 4. November 2006 am Rande der "Internationalen Edelmetall- & Rohstoffmesse" in München geführt und wurde vorab im "Rohstoff Spiegel" - Nr. 11/2006 veröffentlicht.


© Dr. Volkmar Riemenschneider



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