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Hat Alan Greenspan zugegeben, dass der Goldpreis manipuliert wird?

26.11.2017  |  Avi Gilburt
Immer wieder sehe ich, dass andere Analysten öffentlich behaupten, der Goldmarkt würde manipuliert. Zu dieser Schlussfolgerung gelangen sie, weil sich der Markt anders entwickelt "als sie erwartet hatten". Für viele von uns ist klar ersichtlich, worin das Problem einer solchen Perspektive besteht. Warum muss es sich um "Manipulationen" handeln, wenn ein Analyst nicht in der Lage ist, die Grenzen der eigenen Fähigkeiten zu erkennen?

Auch ich habe nicht erwartet, dass die Edelmetallmärkte das gesamte Jahr 2017 in einer Konsolidierungsphase verbringen - vor allem, weil es auch mehrere Situationen gab, in denen ein Ausbruch nach oben möglich gewesen wäre. Ich verstehe jedoch, dass die Marktstimmung eine starke Kurserholung noch nicht zugelassen hat und ich höre auf das, was der Preis mir verrät. Auf keinen Fall würde ich behaupten, dass ich nur deshalb nicht in der Lage war, die einjährige Konsolidierung vorherzusehen, weil der Markt manipuliert ist.

Wenn die Analysten also frustriert sind, weil sie wieder einmal falsch lagen, heißt das noch lange nicht, dass Manipulationen der Grund dafür sind. In meinen Augen sind solche Behauptungen unaufrichtig und beweisen nur, dass die betreffenden Personen nicht in der Lage sind, Fehler zuzugeben. Doch wir haben in dieser Branche nicht nur ein Problem mit aufgeblähten Egos. Auch die "Beweise", die oft für die Manipulationstheorien genannt werden, sind unehrlich. Um ein konkretes Beispiel zu nennen: Zitate werden aus ihrem Zusammenhang gerissen, um sie als "eindeutigen Beweis für die Manipulationen" darzustellen.

Vor einer ganzen Weile hatte ich einen Artikel geschrieben, in dem ich erklärte, warum ich nicht glaube, dass der Rückgang des Goldpreises um 40% und der Rückgang des Silberpreises um 70% das Resultat von Manipulationen durch die US-Notenbank Fed waren. Ein Leser argumentierte in einem Kommentar zu diesem Artikel jedoch, dass selbst Alan Greenspan bei seiner Aussage vor dem Committee on Banking and Financial Services im Jahr 1998 die Manipulationen der Fed am Goldmarkt eingeräumt habe. Diese Information hatte er aus einem Artikel vom GATA, dem Gold Anti-Trust Action Committee. Seine Meinung beruhte dabei auf einer einzigen Zeile des gesamten Statements, das Greenspan damals gab: "Die Zentralbanken sind bereit, Gold in größeren Mengen zu verleihen, wenn der Preis steigen sollte."

Klingt als hätten wir einen eindeutigen Beweis, oder? Nein. Nicht, wenn wir lesen, was er wirklich gesagt hat. Sehen Sie, die Manipulationstheoretiker zitieren nur die Teile einer Aussage, die ihre Theorien ihrer Meinung nach stützen, während sie alles andere ignorieren, was die Person sonst noch gesagt hat. Sie reißen das Zitat aus dem Zusammenhang, um es in ihren eigenen Kontext zu setzen und entsprechend ihrer Meinung einfärben zu können. Zur Hölle mit der Wahrheit.

Wenn man den gesamten Absatz von Greenspans Aussage aus unserem Beispiel liest, wird klar, dass Mr. Greenspan keineswegs behauptet hatte, die Fed würde durch Gold-Leasing die Preise manipulieren. Er diskutierte vielmehr, welche hypothetischen Möglichkeiten die Notenbank hätte, wenn jemand anderes den Goldmarkt manipulieren würde. Ja, ganz genau. Alan Greenspan hat nicht "zugegeben", dass die Fed den Goldpreis manipuliert, sondern erklärt, wie sie theoretisch vorgehen könnte, wenn andere Marktakteure das tun würden.

Mr. Greenspan hat noch nicht einmal behauptet, dass irgendjemand den Goldmarkt manipuliert. Er hat lediglich erklärt, dass die Fed vielleicht die Möglichkeit hätte, gegen Manipulationen anzukämpfen, falls irgendjemand etwas derartiges versuchen sollte. Dabei hat er noch nicht einmal gesagt, ob diese Strategie seiner Ansicht nach überhaupt Aussicht auf Erfolg hätte.

Doch hier kommt der eigentliche Clou: eine Aussage, die die Manipulationstheoretiker mit Sicherheit nie zitieren werden. Nur wenig später im gleichen Statement sagte Greenspan, dass der Markt durch Manipulationen wahrscheinlich nicht beeinflussbar wäre:

"Selbst mit einer zentralen Abwicklung oder einem zentralen Clearing würden diese Märkte in ihren wichtigsten Eigenschaften nicht den Terminmärkten für Agrarrohstoffe ähneln und wären daher auch nicht anfällig für Manipulationen."

Lesen Sie das ruhig noch einmal. Mr. Greenspan sagte, dass der Goldmarkt "nicht anfällig für Manipulationen" wäre. Aber versuchen Sie gar nicht erst, dieses Zitat überzeugten Anhängern der Manipulationstheorien zu zeigen, denn die handeln nach dem Motto: "Belästige mich nicht mit Fakten, meine Meinung steht fest."


© Avi Gilburt
www.ElliottWaveTrader.net



Der Artikel wurde am 15. November 2017 auf www.goldseek.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.



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