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Die einzige Erklärung für den Goldpreis

16.12.2017  |  Kelsey Williams
Der Großteil der Goldanalysen wird von einer hartnäckigen Emotionalität beherrscht, die zur allgemeinen Verwirrung und zu zahlreichen Missverständnissen beiträgt. Überschriften wie "Ausgangslage für Gold so bullisch wie schon seit Langen nicht mehr" oder "Wichtiges Kaufsignal im Edelmetallsektor" sind an der Tagesordnung und werden oft von einer Fülle an technischen Analysen gestützt - den besten, die Sie für Geld kaufen können.

Das ist jedoch nur die Spitze des Eisbergs. Fakten werden routinemäßig falsch dargestellt. Es scheint, als gäbe es im Grunde genommen keinerlei Rechtfertigung für niedrigere Goldpreise - mit Ausnahme der Manipulationen durch konspirative Kräfte. Ohne diese würden geopolitische Spannungen, Terrorismus, Naturkatastrophen, soziale Unruhen, wirtschaftliche Probleme, die Zinsen, die Inflation, die Außenhandelsdefizite der USA, die indische Schmucknachfrage und so weiter und so fort einen Preisrückgang des Edelmetalls in jedem Fall verhindern. Das ist es zumindest, was man uns erzählt.

Ganz wichtig ist auch das Timing. Die Zeit drängt! Der Zeitpunkt für Käufe ist genau jetzt, darauf gebe ich Ihnen mein Wort! Es heißt immer "Jetzt (oder nie)". Oder, etwas weniger dramatisch, "Gold hat den Widerstand endlich nach oben durchbrochen" oder "Anstieg auf 2.000 $ je Unze bis Ende 2017".

Bei manchen Kommentaren und Analysen drängt sich auch die Vermutung auf, dass man eigentlich einen Abschluss in Zyklustheorie oder Finanzmathematik bräuchte, um den Goldpreis zu verstehen. Oder besteht vielleicht sogar ein Zusammenhang mit dem Klimawandel?

Dabei gibt es eine viel bessere und einfachere Erklärung für den Goldpreis. Und sie erfordert nichts weiter, als ein paar historische Beobachtungen.

1) An erster und wichtigster Stelle steht die Tatsache, dass Gold echtes Geld ist. Sein Wert, d. h. seine Kaufkraft, ist konstant und stabil. Seine Rolle als Geld hat das Edelmetall im Laufe der Zeit durch Versuch und Irrtum erhalten - es hat sich ganz einfach als universelles Tauschmittel bewährt.

2) Die Papierwährungen sind Ersatz für echtes Geld, während Gold das ursprüngliche Geld ist. Papiergeld entstand durch das Einlagern von Gold und die Ausgabe entsprechender Besitzurkunden an die Eigentümer. Diese Papiere konnten nun stellvertretend für das physische Gold gehandelt und getauscht werden.

3) Inflation wird von Regierungen verursacht. Ein Blick auf die Geschichte der Währungen sollte eines klar machen: Regierungen zerstören Geld. Das klingt vielleicht hart, aber es ist wahr. Wenn wir "zerstören" schreiben, dann meinen wir genau das. Inflation wird von Regierungen und Zentralbanken bewusst herbeigeführt und hat ernste und unvorhersehbare Folgen. Der US-Notenbank Federal Reserve ist es beispielsweise gelungen, den US-Dollar im Laufe des letzten Jahrhunderts Stück für Stück zu zerstören, mit dem Ergebnis, dass ein Dollar heute 98% weniger wert ist als zu Beginn dieses großartigen Experiments im Jahr 1913.

Das Verhältnis zwischen Gold und dem US-Dollar gleicht dem zwischen Anleihekursen und Zinssätzen. Anleihen und Renditen entwickeln sich immer exakt entgegengesetzt, ebenso wie Gold und der Dollar. Falls Sie Anleihen halten, wissen Sie, dass der Wert ihrer Anleihen sinkt, wenn die Zinsen steigen. Umgekehrt steigt der Wert Ihrer Anleihen, wenn die Zinsen fallen. Dabei ist nicht das Eine die Folge des Anderen; es handelt sich vielmehr um entgegengesetzte Seiten der gleichen Medaille.

Analog dazu bedeutet ein stärkerer Dollar niedrigere Goldpreise, während ein schwächerer Dollar höhere Goldpreise bedeutet. Anders gesagt sind höhere Goldpreise das direkte Spiegelbild eines schwächeren Dollars.

Verwechseln Sie den US-Dollar dabei bitte nicht mit dem Dollar-Index. Die US-Dollar-Indices verraten uns nicht das Geringste über den Goldpreis. Ein Dollar-Index reflektiert die Wechselkursänderungen des Dollars gegenüber anderen Währungen. Die eigentlichen Wertänderungen des Dollars lassen sich dagegen nur am kontinuierlich steigenden allgemeinen Preisniveau aller Güter und Dienstleistungen ablesen.

Die Bedrohung eines neuen Weltkrieges erscheint heute wieder erschreckend real. Ganze Länder und Gemeinden gehen pleite. Fast jeden Tag wird irgendwo auf der Welt ein Terroranschlag verübt. Dazu kommt noch eine Wirtschaft, die sich offenbar nicht ausreichend verbessern oder auch nur eine halbwegs akzeptable Wachstumsrate aufrechterhalten kann. Sind das nicht alles Gründe, Gold zu kaufen?

Vielleicht, vielleicht auch nicht. Wissen Sie, dem Gold ist das alles gleichgültig. Gold interessiert sich nicht dafür, ob irgendjemand eine Rakete mit einem nuklearen Sprengkopf abfeuert oder ob der US-Bundesstaat Illinois seinen Bankrott erklärt. Gold reagiert nicht auf die Kommentare von Janet Yellen oder Donald Trump und es hat auch weder die indische Schmucknachfrage noch den Wohnungsbau auf seinem Radar.

Gold reagiert nur auf eine einzige Sache: Änderungen im Wert des Dollars. Sinkt dieser im Laufe der Zeit, steigen die Goldpreise. Vorübergehende Phasen der Stärke schlagen sich dagegen in einem Rückgang des Goldpreises nieder.

Kommen wir noch kurz auf Nordkorea und die nordkoreanischen Kriegsdrohungen zu sprechen. Die Situation ist mit Sicherheit beängstigend. Doch selbst wenn sie sich noch weiter zuspitzen sollte, wird das den Goldpreis nicht beeinflussen. Ich möchte kurz erklären, warum das so ist.

Ende der 1990er Jahre wurde ausführlich über die möglichen Auswirkungen des drohenden Golfkriegs auf den Goldpreis spekuliert. Es gab einige plötzliche Kurssprünge und als der Beginn der militärischen Operationen näherrückte, nahm die Angst zu. Fast zeitgleich mit dem Beginn der Bombardierungen durch die US-Streitkräfte brach der Goldpreis allerdings ein, annullierte seine vorherigen Kursgewinne und sank noch tiefer.

Die meisten Beobachter betrachten diese Kehrtwende als eine gewisse Überraschung und schreiben sie dem schnellen und entschlossenen Handeln des US-Militärs zu. Das ist eine praktische Erklärung, aber sie ist nicht unbedingt korrekt. Den größten Einfluss auf den Goldkurs hatte der Wert des Dollars. Die relative Stärke der Währung wäre womöglich nicht einmal von einem längeren militärischen Engagement der USA untergraben worden.

All das führt uns zu einer einfacheren und besseren Erklärung des Goldpreises: Ausschlaggebend für seine Entwicklung ist allein der US-Dollar.


© Kelsey Williams


Der Artikel wurde am 1. Oktober 2017 auf www.kelseywilliamsgold.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.



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