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Die Immobilienblase sucht ihre Nadel

10.08.2004  |  Prof. Dr. Hans J. Bocker
- Seite 3 -
Alan der Grosse trägt die Magie in die Finanzwelt

Aber die Amerikaner neigten schon seit jeher zum Wunderglauben. Sie glauben nicht an die Gesetze der Schwerkraft im Finanzbereich sondern stattdessen noch immer an Halbgott Greenspan und seine Finanztricks. Ganz sicher wird er auch diesmal mit einem kühnen Griff in seine unerschöpflich erscheinende Wunderkiste aufwarten, um so das Unvermeidliche in wundersamer Weise zu verhindern. Der Ruhm der Nachwelt als genialistischer Erfinder ist ihm sicher. Seine Haupterfindung: Eine kostenlos arbeitende Wohlstandsmaschine, deren Betriebs-Energielieferungen von der Gnade der Ausländer abhängen, die moderne, technisierte Version des Schlaraffenlandes. Man wird heute wohlhabend, ja sogar reich, nicht durch harte Arbeit, Sparen, Kapitalbildung und Investitionen in gewinnbringende reale Objekte der Produktion wie seit Jahrtausenden von unwandelbaren ökonomischen Gesetzen vorgezeichnet. Nein, der Reichtum kommt neuerdings durch Konsum auf Pump, Gelddrucken, uferlose Spekulationen, astronomische Verschuldungen im In- und Ausland sowie Nullzinsen und somit Betrug am Sparer wie durch Mogeleien des statistischen Amtes. Das Ganze lässt sich auf natürliche Weise entweder überhaupt nicht - oder nur damit erklären, dass der grosse Blasen-Alan die Magie in die Welt der Finanzen getragen hat. Seine grossen Vorbilder, Harry Potter und seine Gaukler, sind nicht umsonst so populär bei den völlig der Realität entrückten Massen. Das Flüchten in heile Scheinwelten war schon immer typisch für harte Krisenzeiten.

Seit über 18 Jahren erscheint diese erstaunliche, inzwischen etwas oxydierte Figur "Alan G.", deren wirkliche Macht die des US-Präsidenten bei Weitem übertrifft, vor dem Kongress mit seinem regelmässigen "Testimonials". Ihr Inhalt hat sich in fast zwei Jahrzehnten nicht geändert: Seine Botschaft lautet: Alles ist wunderbar und wird schon bald noch wunderbarer. Kleine Störungen in meinem genialen Planungsablauf werden augenblicklich korrigiert, was die Sache noch viel wunderbarer macht. Das Ganze etwa 13 Mal da Capo, und alle Abgeordneten sitzen schweigend, die Füsse vor Demut platt. Ihren Gesichtern nach fühlen sie sich wie schwerst frustrierte Erstklässler, die sehnsüchtig auf das Abbrennen des Schulbusses warten. Es wäre, angesichts des schweren Rückenleidens des Vortragenden sehr viel humaner und auch preiswerter, einen Sprach-Automaten im Kongress aufzustellen, der gegen Einwurf von 13 Vierteldollars allwöchentlich diese herrliche Botschaft wörtlich, möglichst in englischer Sprache und möglichst fehlerfrei wiederholt.


Nach uns die Dollarflut!

Amerika hat sich unter Führung dieses seit fast zwei Jahrzehnten regierenden Finanz-Semi-Gottes in ein gigantisches Kasino verwandelt. Die dort eingestrichenen (Pseudo-)Gewinne, für fast jedermann anstrebbar und verfügbar, entstammen derzeit der vor allem der Immobilienblase, die laut Wall Streets Propagandamaschine für immer unbegrenzt weiterlaufen wird. Vielleicht kostet in wenigen Jahren das durchschnittliche Einfamilienhaus 5 Mio. US$ oder 10 oder gar 80 Mio. US$? Wer weíss?

Amerikaner waren schon immer geborene Optimisten. Vorerst und auch für immer lassen sich jedenfalls landesweit Billionen US$ an Bargeld aus den immer weiter wachsenden Hypotheken ziehen. Solange die monatliche Rate (dank den niedrigsten Leitzinsen seit einem halben Jahrhundert) zahlbar ist, lebt es sich herrlich und in Freuden nach dem gottgefälligem Motto: Nach uns nicht die Sint- sondern die Dollarflut!


Der Ritter von der traurigen Gestalt weiss immer Rat

Wirklich dumm wäre es nur, wenn plötzlich das Haus nur noch die Hälfte wert wäre und das aller Nachbarn auch. Und wenn allen 72 Millionen Spielern im Immobilien- oder Aktienkasino ihre enormen und immer weiter wachsenden Schulden zum Abzahlen in widerspenstiger Weise verblieben und diese auch noch trotzig und widerborstig nicht mehr auf die Washingtoner Zaubersprüche des grossen "Blasen-Alan" reagierten. Aber letzterer wurde nicht umsonst von der britischen Queen zum Ritter (von der traurigen Gestalt (?) wie weiland Don Quixote) geschlagen, denn echte Ritter wissen unfehlbar, wie sie nun einmal sind, immer neuen Rat nach dem Motto: "Kommt Zeit, kommt (neue) Blase."

Als die Asienblase, die Bondblase, die Junk-Bondblase und die Dollarblase im braven Nacheinander barsten, ging der Gute flugs ans Werk und erschuf Neues. Als die Aktienblase 2001 platzte, erfand der Gütige schnell die Immobilienblase und birst diese, kreiert der physisch zufällig selbst an massiven Blasenbeschwerden Leidende (ein Omen?) rasch irgend eine andere, die neuen, unbegrenzten Reichtum ohne jede Mühe für alle Amerikaner für immer garantiert. Wer sagt denn, dass sich Optimismus geschickt kombiniert mit Gelddrucken nicht auszahlt?

Mit hoher Wahrscheinlichkeit bläht sich die kommende grosse Blase aber, selbst gegen den Willen des allmächtigen Greenspans, im Edelmetallbereich auf? Tatsache bleibt: Im Gold haben sich die mächtigen Goldgegner der Hochfinanz einen noch mächtigeren Gegner ausgesucht. Fielen die Immobilien- und Wertpapier-Kartenhäuser und Gold und Silber triumphierten, wäre diese Ironie der Geschichte kaum zu überbieten.


McDonald-Aktionäre demnächst in Jubelstimmung

Zwischenzeitlich aber dürften eher die Aktionäre von McDonalds echtem Wohlstand näher rücken, denn zu den gelb-roten Speisetempelchen dieser Junk-Food-Firma werden die inzwischen völlig verarmten Massen ehemaliger Hausbesitzer ihre Schritte dann zwecks Billigernährung lenken. Und dies bis zu ihrem Lebensende und auch das nur höchstens zwei Mal pro Woche, denn ihr ehedem grösster Vermögensposten, den man in Amerika seit Generationen zum Zeitpunkt der Pensionierung mit grossem Gewinn verkaufte, ihr Haus also, ist zu einem finanziell tödlichen Schuldenklotz um den Hals geworden. Das geplante unbeschwerte Leben im Alter unter der Sonne Floridas wird dann zu einem bitteren Traum. Jetzt gilt es im Alter, die enormen Hypothekenlasten, die den Wert ihres Hauses bei Weitem übersteigen, abzuarbeiten. Bis etwa zum 96. Lebensjahre könnte man diese kleine Aufgabe mit Hilfe der Urenkel dann vielleicht bewältigt haben. Nur zu dumm, dass die über 90-Jährigen am Arbeitsmarkt keinerlei Vorzugsstellung mehr geniessen. Entsprechende Patentlösungen zu dieser Problematik hatte der grosse Greenspan im dicken Buch seiner Wunderrezepturen wahrscheinlich vergessen einzutragen. Aber wer ist schon frei von kleinen Schwächen und Vergesslichkeiten?


Harte Zeiten für Aktionäre

Erschwerend kommt hinzu, dass der Washingtoner Wundermacher merkwürdigerweise auch keine Schnellrezeptur für massive Einbrüche an den Aktienbörsen bereit hält, denn diese werden mit Sicherheit kommen. Dabei haben solide Studien gestandener Wirtschaftswissenschaftler nachgewiesen, dass der Kollaps von Immobilienmärkten keineswegs nur Häuser und Grundstücke sondern auch die Börsen negativ beeinflusst. Die Studien fanden ausserdem, dass sich dieser Effekt auf die Ausgaben der Konsumenten DOPPELT so stark auswirkt, wie ein vergleichbares Platzen einer Blase am Aktienmarkt. Ein 35%iger Rückgang der Hauspreise hätte also dieselbe Wirkung auf Konsumenten und Konjunktur wie ein Verfall der durchschnittlichen Aktienkurse um 70%.

Da aber die auftretende Kreditverknappung und die Bedienung der Schuldenlasten erhebliche Liquiditätsengpässe sowohl bei Verbrauchern wie auch Unternehmen hervorruft, werden viele Aktionäre ihre Positionen zu fast jedem Preis liquidieren müssen, einfach nur, um eingehende Rechnungen bezahlen zu können. Aktien werden zu einer Art Luxus für Viele. Derartige Zwänge sind jedoch nicht gerade ideale Voraussetzungen für einen Börsenboom. Dieser entsteht, wenn reichlich Liquidität vorhanden ist, die Unternehmensgewinne sprudeln und ein Kursanstieg auf breiter Front weite Kreise potentieller Anleger, vor allem aber die "einfachen Leute" (an Anlehnung an den unvergänglichen Karl Marx das "Lumpeninvestoriat"), unwiderstehlich anlockt. Im Falle eines Zusammenbruchs der Immobilienpreise mit all seinen Nebenwirkungen werden genau diese Anlegermassen jedoch vom Börsengeschehen unwiderstehlich abgestossen.


Fazit

Der als Folge steigender Zinsen abgewürgte Kreditfluss, die völlig überschuldeten Konsumenten, die schwachen Bilanzen der Unternehmen, dünne Gewinnmargen (falls überhaupt in den schwarzen Zahlen), die Liquiditätsnot und am Schlimmsten: Das fallende Vertrauen in Magier Greenspan und in das System für das er symbolisch steht, sowie der Abzug des Kapitals enttäuschter Ausländer werden den Börsen bestimmt nicht zu einem rasanten Boom verhelfen.

Die derzeit noch weiter aufquellende Immobilienblase wird, wie alle Blasen in der Geschichte und wie alle ihre noch ungeborenen Geschwister in ferner Zukunft, ihre Nadel mit Sicherheit finden. Dies ist keine Frage des "Ob" sondern nur eine des "Wann". Die einzig verbleibende Unsicherheit: Platzt nun irgendwann der mit heisser Finanz-Luft prall gefüllte Ballon mit einem krachenden Schlag oder wird die Luft mit beängstigendem Zischen stetig entweichen.

Es wird jedenfalls eine Krisensituation erwachsen, deren Macht und weltweite Auswirkungen nur erahnt werden können. Doch gleich wie leicht, schwer oder massivst: Die Abhilfe für den Investor erscheint erstaunlich einfach: Seit Jahrtausenden haben die "Krisenmetalle" allen voran natürlich Gold, ihre Aufgabe zuverlässig erfüllt. Nie gab es eine ernste Krise, in der das gelbe Metall, das niemals Grünspan ansetzt, begleitet von seiner Silber-Schwester, dann wirklich versagt hätte. Diesmal dürfte es kaum anders sein. Wer sich nicht zwischen 5 und 35% seines Vermögens auf diese Weise absichert, muss als Hassardeur eingestuft werden. Rufen Sie ohne diese Absicherung dann aber nicht voller Verzweiflung aus: "Mein Geld ist weg". Man wird Sie dann trösten: "Ihr Geld ist nicht weg, es hat nur jemand anderes".


Fünf ganze Häuser für alles Silber der US-Grossmünzhändler

Die Verhältniszahlen zwischen US-Durchschnittshaus und dem Silberpreis gibt in diesem Zusammenhang zu denken: Häuser sind derzeit extrem über- und Silber ist extrem unterbewertet. Ein Standard "Bag" Silber kostete viele Jahrzehnte hindurch genau so viel wie das US-Einfamilienstandardhaus. Das letzte Jahr für das diese Relation zutraf, war 1980. Silber hatte vor 24 Jahren einen Preis von über 50 US$ pro Unze erreicht und der Bag kam auf 30.000 US$ zu stehen, genau so viel, wie das Haus. Im Juli 2004 jedoch kostete der Silver Bag 4.700 US$ und das etwas schäbige Klein-Haus in Kalifornien über 400.000 US$. Man muss heute also fast 86 solcher Silber Bags per Kleinlaster anfahren, um den dortigen Kaufpreis zu entrichten.

Die fünf marktdominierenden Münzhändler der USA verfügen derzeit in etwa über lediglich 86 Bags  j e  F i r m a. Es bedarf also ganzer  f ü n f  Durchschnittshäuser aus einer Menge von 72 Millionen Einheiten (!!), um diese dem Investor zugänglichen Silbervorräte abzuräumen. Nimmt man die übrigen Kleinhändler hinzu, wären vielleicht 15 oder gar 20 Häuser (immer noch von 72 Millionen) vonnöten, um diese Silbermünzreserven in Minuten auf Null zu stellen.

Für Anfänger: Der "Bag" besteht aus US-Münzen (vor 1965) mit einem Gesamtnennwert von 1.000 US$. Er kann sich also aus 10.000 Silber-Dimes (10 Cent Stücke) oder aus 1.000 Silber-Dollars oder aus 2.000 Silber-Halbdollars oder aus 4.000 Silber-Vierteldollars oder aus Kombinationen hiervon zusammensetzen.

Diese Zahlen zeigen, wie überteuert Häuser und Arbeit sich in Relation zu Silber darstellen - oder besser umgekehrt, wie absolut spottbillig Silber sich derzeit dem Investor anbietet. Und ein Gleiches gilt im Prinzip natürlich auch für Gold und in abgeschwächter Form auch für Platin. Sie zeigen auch, dass Häuser im Moment nicht die ideale Form der Investition darstellen (und dies nicht nur in den USA), sondern Edelmetalle, insbesondere Silber. Man kauft, wenn ein Anlageinstrument sich preislich im Keller befindet und nicht auf dem Höhepunkt einer spekulativen und künstlich geschaffenen Blase. Selbst dann nicht, wenn diese durch genialistische Finanzmagie nach dem "Bubblerezept" von einem gewissen Herrn Alan G., künstlich erschaffen wurde.

Von diesem Grossmagier stammt sinnigerweise das nachfolgende Zitat:
"Wenn eine Nation tief im Schuldenmorast versunken ist und keinen Ausweg mehr sieht, wenn sie durch immer grössere Ausgaben immer tiefer darin versinkt und damit nicht mehr aufhören kann, dann muss die für die Finanzen zuständige Behörde zum einen als allwissend gesehen werden, und man glaubt ihr aufgrund einer überzeugenden Führungs-Persönlichkeit. Da gibt es keinen anderen Weg, um in diesem Stadium der Entwicklung Panik und Krise zu vermeiden. Diese Person (oder Personengruppe), die in Wirklichkeit den Kreditfluss kontrolliert, ist dann dein Herr und Meister… . der Meister all deines materiellen Besitzes, der Meister deiner Seele.

Wie wahr! Der allein in den Jahren 2000 bis 2003 unter der Schirmherrschaft dieses "Meisters" in den Geldkreislauf der USA gepumpte Betrag war grösser als die entsprechende Summe, die seit der Vereidigung von George Washington als Präsident insgesamt auflief. Und das war nur der Vorgeschmack. Der rüstige "Meister der Seelen" hat sich gerade erst warmgelaufen. Derzeit kommt sein monströses Kreditkarussell erst richtig in Fahrt.

Allein diese beängstigende Tatsache sollte ausreichen, den Bürger in Sachwerte, insbesondere Gold und Silber zu treiben.


© Prof. Dr. Hans J. Bocker



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