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Jahr 2018 - Wachstumsphantasien prägen den Ausblick

15.01.2018  |  Klaus Singer
- Seite 2 -
Das am wenigsten smarte Money ist bei Aktien unterwegs. US-Aktien bedinden sich seit Trump und einem Stand des S&P 500 von rund 2120 klar in der nach Dow-Theorie dritten Phase eines Bullen-Marktes. Demnach entsteht in der ersten Phase der Bodenbildung neues Vertrauen in die geschäftliche Zukunft, clevere Anleger steigen ein (Akkumulationsphase).

Die zweite Phase wird getragen von der Reaktion der Kurse auf allgemein bekannt werdende Verbesserungen der Gewinnsituation der Unternehmen. In dieser Partizipationsphase springen immer mehr Anleger auf den Kurszug auf (Beginn im aktuellen Bull-Run im Herbst 2011 bei 1220 im S&P 500). In der aktuellen dritten Phase wuchert die Spekulation, Kurse werden v.a. von Hoffnungen und Erwartungen getrieben.

In diesem “spekulativen Exzess” steigen immer mehr uninfomierte Anleger ein. Das “Smart Money” der ersten Stunde verkauft hingegen nach und nach, weshalb man auch von der Distributionsphase spricht. Der Herdentrieb stützt die Kurse lange ab, die Marktstruktur verschlechtert sich jedoch zusehends. SmallCaps sind immer weniger gefragt, große Anleger ziehen immer stärker LargeCaps vor, bei denen man sich einen kursschonenderen Ausstieg verspricht.

Sorglosigkeit greift um sich, zu sehen am Verlauf des VIX. Der Index misst die implizite Volatilität im S&P 500, er bewegt sich seit geraumer Zeit nahe seiner historischen Tiefs. Der S&P 500 zeigt eine Trendbeschleunigung, die Aufwärtslinien versteilern sich.

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Chartquelle: www.incrediblecharts.com


Die Bewertung von US-Aktien ist mittlerweile sehr hoch. Das gilt auch dann, wenn die Erwartungen einer Steigerung der Unternehmensgewinne im vierten Quartal im S&P 500 um 12,1% y/y eintreffen. Die Trumpsche Steuerreform, auf die lange gewettet wurde, konnte noch im alten Jahr den US-Kongress passieren. Von ihr wird erwartet, dass sie die Unternehmensgewinne in 2018 um weitere neun Prozent steigen lässt.

Ein wichtiger Punkt der Steuerreform betrifft den Rücktransfer von im Ausland geparkten Gewinnen großer US-Firmen. Es soll sich um insgesamt mehr als zwei Bill. Dollar handeln. Alleine Apple, Microsoft, Cisco, Alphabet und Oracle verfügen über Auslands-Cash in Höhe von zusammen etwa 550 Mrd. Dollar. In diesem Zusammenhang wird erwartet, dass diese Mittel vorrangig dazu benutzt werden, Aktien zurück zu kaufen. Das hält Anleger davon ab, sich von solchen Aktien jetzt zu trennen, zudem führen Aktienrückkäufe zu einer geringeren Bewertung. Dieser optische Effekt macht US-Aktien insgesamt wieder etwas günstiger.

Trump allerdings erwartet, dass die zurückfließenden Mittel "arbeiten, arbeiten, arbeiten".. Fragt sich nur, wo.

Die sich am Horizont abzeichnende inflationäre Dynamik wirkt in ihrer frühen Phase noch positiv auf die Kursentwicklung bei Aktien - die Inflationsillusion wirkt.

Die Rohstoffpreise bekommen mit sinkendem Außenwert des Dollar Unterstützung. Die Rohölpreise steigen seit einigen Wochen deutlich an, was insbesondere in Ländern mit schwächer werdenden Währungen, eben auch in den USA, inflationäre Entwicklungen begünstigt. Der Preis für Öl Brent steht jetzt an der wichtigen Marke von 70 Dollar, sie wurde zuletzt im Mai 2015 erreicht. Steigende Rohstoffpreise insgesamt (auch "Dr. Copper" befindet sich auf einem zuletzt Anfang 2014 gesehenen Niveau) zeigen offenbar steigende Nachfrage. Das wird damit in Zusammenhang gebracht, dass das globale BIP in 2018 um bis zu vier Prozent steigen soll.

Der Goldpreis hat sich mit etwas Mühe wieder über den Pegel von 1300 Dollar aufschwingen können. Er sollte von einem schwächeren Dollar und steigenden Preisen her Unterstützung bekommen, steigende Zinsen dürften das Gegenteil bewirken. Aufhellen dürfte sich das Bild, wenn sich der Goldpreis oberhalb von 1350 Dollar festsetzen kann (Chartquelle).

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(Chartquelle: www.incrediblecharts.com


Den größten Gefahrenherd für die Stabilität des Finanzsystems sehe ich in 2018 im Bereich der Anleihen und hier insbesondere in der Entwicklung der zehnjährigen TNotes. Hier muss sich die Fed etwas einfallen lassen für den Fall, dass deren Rendite weiter über der Obergrenze des seit Mitte der 1980er Jahre etablierten Abwärtskanals ansteigt. Als kritischer Pegel gilt aus meiner Sicht 2,62% (aktuell 2,55%).

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Fazit:

Viel deutet darauf hin, dass das wirtschaftliche Wachstum in 2018 noch anhält. Damit dürften sich auch Preissteigerungstendenzen festsetzen. Die USA sind der Entwicklung ein Stück weit voraus, andere industrialisierte Länder ziehen nach. Der Dollar sollte seine Schwäche übergeordnet ausbauen, insbesondere Euro/Dollar dürfte weiteres Aufwärtspotenzial haben.

Die Rohstoffpreise werden durch einen schwächeren Dollar und Wachstumsphantasien gestützt. Aktien außerhalb der USA haben Nachholpotenzial in Hinsicht auf eine niedrigere Bewertung. US-Aktien sind historisch hoch bewertet, man erwartet jedoch, dass die Auswirkungen der Steuerreform das Niveau optisch wieder senken. Steigende Ölpreise dürften die Gewinne von Energiefirmen nach Jahren der Schwäche weiter steigen lassen und so ebenfalls das Bewertungsniveau insgesamt drücken.

Ob US-Aktien ihre Outperformance werden halten können, steht dahin. Eine markante Kursschwäche würde ich jedoch auch nicht erwarten. Bondrenditen dürften durch inflationäre Tendenzen Auftrieb bekommen, so lange allerdings die großen Zentralbanken ihren Geldhahn nicht zudrehen (was sie sicher nicht tun werden), könnte es gelingen, ein Platzen der Bondblase noch etwas hinaus zu schieben. Die fragile Situation kann allerdings insbesondere durch Schocks schnell außer Kontrolle geraten.


Erwähnte Charts, weiterführende Verweise und Quellenangaben können hier eingesehen werden.


© Klaus G. Singer
www.timepatternanalysis.de



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