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Der Gipfel der Realitätsverweigerung: Wie wir blauäugig auf den Crash zusteuern

30.01.2018  |  Chris Martenson
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Sparer stehen beispielsweise auf der Verliererseite, Aktienbesitzer dagegen auf der Gewinnerseite. Diese Umverteilung wurde dem Finanzsystem von den Zentralbanken aufgezwungen, indem sie die Zinsen auf historische Tiefstwerte senkten, während sie die Aktienmärkte gleichzeitig durch Wertpapierkäufe unterstützten. Logisch - wenn man Aktienkäufe durch frisch aus dem Nichts erschaffenes Geld finanziert, treibt das die Kurse natürlich in die Höhe. Aber ist das auch das Gleiche wie die Schöpfung von echtem Vermögen? Nein, ganz und gar nicht.


3. Währungen, Aktien und Anleihen sind "Vermögen"

Wir müssen das einfache Konzept akzeptieren, dass Vermögen nicht gleich Geld ist - auch wenn es uns schwerfällt. Auch Währungen sind kein Vermögen, ebenso wenig wie Aktien oder Bitcoin. Bei all diesen Assets handelt es sich lediglich um Forderungen auf Vermögen. Echtes Vermögen umfasst reale Dinge wie Grundstücke, Lebensmittel, Fahrzeuge, Häuser und andere fassbare und/oder produktive Assets, die wir verwenden oder verbrauchen können. Wir nutzen die Märkte, um Forderungen auf reales Vermögen zu stellen. Diese Forderungen haben per Definition immer einen Zukunftsbezug.

Wenn ich beispielsweise genügend Bargeld in meiner Tasche habe, brauche ich mir keine Sorgen darüber zu machen, dass ich hungern muss. Ich kann das Geld später, wenn ich hungrig bin, jederzeit gegen Nahrung tauschen. Diese Vermögensforderungen sind also ein praktischer Platzhalter für Dinge, die man in Zukunft nutzen oder konsumieren möchte.

Um bei diesem Beispiel zu bleiben: Angenommen, Sie sind hungrig und haben die Taschen voller Bargeld, können damit aber kein Essen kaufen, weil die Läden leer sind. Als wie vermögend würden Sie sich in einer solchen Situation bezeichnen? Sehr vermögend, ein bisschen, oder gar nicht? Genau unter diesen Umständen müssen zur Zeit viele Menschen in Venezuela leben. Menschen, die sich noch bis vor Kurzem als wohlhabend bezeichnet hätten, weil sie genügend Geld besaßen. Doch dann entdeckten sie plötzlich voller Bestürzung, dass diese Forderungen nicht das Gleiche sind wie der Besitz von echtem Vermögen.

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Bei Peak Prosperity klassifizieren wir Vermögen in drei Kategorien: primäres, sekundäres und tertiäres Vermögen. Primäres Vermögen erwächst aus Grund und Boden - fruchtbare Erde, starke Bäume, reichhaltige Erzgänge und Vorkommen fossiler Energieträger. Sekundäres Vermögen sind die Produkte und Produktionsmittel, die aus dem primären Vermögen hergestellt oder gewonnen wurden und auf den Markt gebracht werden: Bauholz, Stahl, Lebensmittel im Supermarkt und die Fabriken selbst.

Tertiäres Vermögen, besser bekannt als "Papiervermögen" (Aktien, Anleihen etc.), repräsentiert lediglich Forderungen auf primäres und sekundäres Vermögen. Ohne diese beiden grundlegenden Formen des Vermögens hat tertiäres Vermögen keinen Wert.

Erst vor kurzer Zeit haben die Menschen diese simple, logische Abfolge scheinbar vergessen. Vor 200 Jahren wurde die Frage "Wer ist hier in der Gegend am wohlhabendsten?" mit einem Fingerzeig auf diejenigen beantwortet, die den größten Landbesitz (primäres Vermögen) hatten oder die meisten Fabriken und Geschäfte (sekundäres Vermögen) besaßen.

Nach 50 Jahren des Experimentierens mit der "Finanzialisierung" und der damit einhergehenden intellektuellen Bankrotterklärung scheinen die Menschen den Faden jedoch endgültig verloren zu haben und verwechseln Forderungen mit Vermögen. Die "Superreichen" sind heutzutage viel zu oft diejenigen, die gelernt haben, wie sich das System des exponentiellen Kreditwachstums am besten ausbeuten lässt.

Um diesem System zu vertrauen, müssen Sie glauben, dass echtes Vermögen an den Finanzmärkten geschaffen wird, nicht durch hart arbeitende Menschen, die Risiken eingehen und ihre Fähigkeiten nutzen, um primäres in sekundäres Vermögen zu verwandeln.


4. Die Welt ist unendlich groß

Um zu glauben, dass die Forderungen auf echtes Vermögen ewig zunehmen können (d. h. dass die immer höheren Aktien- und Anleihekurse rational sind), müssen Sie auch glauben, dass unsere Erde unendlich groß ist. Zur Erläuterung wollen wir uns die Schulden etwas genauer ansehen. Die gesamten Kreditmarktschulden sind in den letzten Jahrzehnten exponentiell gestiegen. Schon allein das kontinuierliche Kreditwachstum (die exponentielle Zunahme des Aktienkapitals wollen wir für den Moment außen vor lassen) bedeutet, dass es auf magische Weise problemlos möglich sein müsste, die Vermögensforderungen bis in alle Ewigkeit schneller steigen zu lassen als das tatsächliche Vermögen.


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