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Wie Fiatwährungen den Sparer zum zahnlosen Tiger machen

16.03.2018  |  Dr. Keith Weiner
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Wir schulden anderen Parteien Dollars. Aus diesem Grund ist es riskant, ein Asset zu halten, das gegenüber dem Dollar an Wert verlieren kann. Wenn der Marktwert Ihres Assets im Verhältnis zum festen Wert Ihrer Schulden sinkt, bringt Sie das dem Bankrott einen Schritt näher.

Früher war es in den USA illegal Gold zu besitzen. Präsident Roosevelt kriminalisierte den Goldbesitz im Zuge seiner zerstörerischen Arbeit am Goldstandard und Präsident Nixon versetzte dem System drei Jahrzehnte später den Todesstoß. Danach hatte das gelbe Metall keinen Platz mehr im internationalen Währungssystem. Als vergessenes Relikt vergangener Zeiten wurde es im Jahr 1975 wieder legalisiert. Gold spielte keine Rolle mehr. Unsere Entscheidungsträger in Geld- und Währungsangelegenheiten konnten das Edelmetall ignorieren, denn Gold zu horten ist wie Thunfischdosen zu horten - beschwerlich und mit hohem Aufwand verbunden. Ganz zu schweigen vom Preisrisiko.

Um nun den Bogen zurück zu unserer Diskussion der Zinsen zu schlagen, müssen wir feststellen, dass das Horten von Goldmünzen für die meisten Menschen heute keine gute Alternative zur Kreditvergabe ist, selbst wenn das Zinsniveau viel zu niedrig ist. Vor 1933 waren Goldmünzen praktisch mit keinerlei Preisrisiko verbunden. Man hatte die Wahl zwischen Gold und gegen Gold einlösbaren Schuldverschreibungen.

Heute geht der Besitz von Gold mit einem Preisrisiko einher und stellt daher keine gleichwertige und vergleichbare Alternative zum gegen nichts einlösbaren Dollar dar. Wer heute Gold hält, spekuliert sogar darauf, dass der Dollar sinkt (auch wenn oft fälschlicherweise die Rede davon ist, dass Gold steigt).

Wenn wir über das Preisrisiko hinausblicken, wird klar, dass Gold auch deshalb keine echte Alternative zur Kreditvergabe darstellt, weil der Dollar ein in sich geschlossenes System ist. Im Rahmen von normalen Transaktionen kommen keine Dollars neu zum System hinzu und keine Dollars verlassen das System.

Nehmen wir ein einfaches Beispiel: Joe kauft Gold von Mary, weil er mit dem niedrigen Zinssatz nicht einverstanden ist. Indem er Gold kauft, vermeidet es Joe, sein Geld ohne angemessene Kompensation zu verleihen. Indem sie ihr Gold verkauft, kauft Mary jedoch gleichzeitig Dollars und übernimmt damit das Zinsdilemma von Joe. Die Dollars sind gefangen; sie verbleiben innerhalb des Kreditsystems. Wenn Joe Gold (oder etwas anderes) kauft, ändert sich dadurch nichts außer dem Namen, unter dem die Dollareinlage im Bankensystem geführt wird.

In einem freien Markt kann man Gold dagegen nicht auf diese Weise kaufen. Man verkauft die Schuldverschreibungen und erhält dafür die entsprechenden Goldmünzen, die das eigentliche Geld sind. Dadurch sinkt der Preis der Schuldscheine. Der Zinssatz ist wiederum das exakte mathematische Gegenstück zum Preis der Schuldverschreibungen, wie bei einer Wippe. Durch seine Gegenwartspräferenz treibt der Sparer die Zinsen nach oben.


Sparer haben keine Wahl mehr

Im Rahmen eines ungedeckten Fiatwährungssystems kauft man Gold, indem man Dollars verkauft. Der Preis der Schuldverschreibungen in US-Dollar wird dadurch nicht beeinflusst, d. h. die Transaktion beeinflusst den Dollarkurs, aber nicht den Zinssatz.

Im Wesentlichen nimmt ein solches Währungssystem den Sparern damit die Wahl, Geld zu verleihen oder nicht. Jeder, der einen Dollar besitzt, besitzt ein Kreditinstrument der Federal Reserve. Auf dem Schein steht "Federal Reserve Note", d. h. Schuldverschreibung der Fed. Sie gewähren der US-Notenbank damit einen Kredit. Ein Dollar ist kein positiver Gegenstand, nichts, das Sie besitzen, sondern repräsentiert vielmehr eine negative Beziehung, in der eine andere Partei Ihnen etwas schuldet.

An dieser Art der Beziehung ändert sich nichts, wenn Sie Ihre Dollars auf ein Bankkonto einzahlen. Sie besitzen keine Dollars auf der Bank, die Bank schuldet Ihnen Dollars. Diese wird sie wiederum verwenden, um Anleihen zu kaufen, d. h. der Herausgeber der Anleihen schuldet anschließend der Bank etwas. Statt Ihre Dollars zur Bank zu schaffen, könnten Sie also auch selbst direkt Anleihen kaufen. Dann schuldet der Herausgeber der Anleihen Ihnen etwas. In jedem Fall repräsentiert der Dollar eine Beziehung zwischen Kreditgeber und Schuldner.

Das ist die ganze Bedeutung und Natur eines Währungssystems, das auf einer nicht einlösbaren Papierwährung beruht. Der konservative Investor muss sozusagen Anleihen kaufen (insbesondere, wenn er gehebelte Produkte nutzt), um das Risiko eines Preisrückgangs bei Gold abzufangen. Der Goldpreis kann innerhalb eines einzigen Tages so stark einbrechen, dass die Verluste schwerer wiegen als die Unzulänglichkeiten des Zinsniveaus.

Die Dollars sind unterdessen innerhalb des Systems gefangen, wie Rinder in ihrem Pferch. Selbst wenn der Besitzer einer Dollareinlage beschließt auszusteigen, bleiben die Dollars zurück. Damit wird der Sparer entrechtet. Er mag unzufrieden sein mit dem Zinssatz, aber er kann ihn nicht beeinflussen. Wenn der Preis von Rindfleisch zu stark steigt, kann der Verbraucher ihn beeinflussen, indem er kein Rindfleisch mehr kauft.

Wenn im Rahmen eines Goldstandards der Preis der Schuldverschreibung zu stark steigt, d. h. wenn der Zinssatz zu tief sinkt, kann er den Preis beeinflussen, indem er keine Schuldverschreibungen mehr kauft und bei seinem Goldmünzen bleibt. Ist die Währung jedoch nicht gedeckt und nicht einlösbar, ist der Sparer nichts als ein zahnloser Tiger.

Wenn Sie einen Beweis dafür brauchen, dann sehen Sie sich die Negativzinsen in der Schweiz und in anderen Ländern an. Keine andere Theorie kann zufriedenstellend erklären, wie und warum das geschehen konnte. Eine Analyse wirtschaftlicher Gesamtgrößen durch den Vergleich des Zinsniveaus mit dem Verbraucherpreisindex ist hier nicht ausreichend. Unsere Beweisführung ist dagegen einfach.

Eingangs fragten wir, ob Sie uns Ihr Gold leihen würden, wenn wir Ihnen 0% Zinsen zahlen. Niemand hätte darauf geantwortet, "klar, wenn die Verbraucherpreise fallen". Solange ein Sparer für die Dauer des Kredits nicht angemessen entschädigt wird (ganz zu schweigen vom Risiko), wird er sein Gold behalten.


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