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Wie Fiatwährungen den Sparer zum zahnlosen Tiger machen

16.03.2018  |  Dr. Keith Weiner
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In einem Fiatwährungssystem hat er dagegen gar keine Wahl. Ihm bleibt nichts anderes übrig, als seine Dollars, Euros, Pfund etc. zu verleihen. Um es im Software-Jargon zu sagen: Das ist ein Feature, kein Bug des Fiatwährungssystems.

Schlussendlich können wir daraus folgern, dass politische Risiken in den USA, die enormen Staatsschulden, Inflationsängste etc. die Bürger nicht dazu veranlassen, ihre Ersparnisse aus dem System abzuziehen, ihre Schuldverschreibungen zu verkaufen und ihr Geld mit nach Hause zu nehmen.

Sie können ihre Ersparnisse gar nicht abziehen, denn die Währung kann nicht gegen einen realen Wert eingelöst und damit auch nicht aus dem System entfernt werden. Sie können ihr Geld nicht mit nach Hause nehmen, denn in diesem Währungssystem gibt es gar kein Geld. Sie können natürlich Gold kaufen, wenn ihnen das Preisrisiko vertretbar erscheint, aber in diesem Fall tauscht der Käufer einfach nur den Platz mit dem vorherigen Goldbesitzer.

Der Zinssatz ist völlig entkoppelt. Er kann steigen, so wie das offensichtlich zwischen 1947 und 1981 der Fall war, aber nicht aufgrund der Mechanismen eines freien Marktes. Er kann auch sinken, was er seit 1981 tut (abgesehen von der aktuellen Aufwärtskorrektur).

Wir müssen jedoch eines feststellen: Was auch immer diese Trends auslöst, es sind nicht die Sparer, die der niedrigen Zinsen überdrüssig sind. Sollte sich der vorherrschende Trend nach 37 Jahren nun umkehren, werden nicht das Dollarangebot, die Verbraucherpreise oder das Schuldenproblem der Auslöser dafür sein. Die Antriebskraft war seit 1981 die Tatsache, dass die Zinsen höher waren als die Grenzproduktivität.


Sinkende Erwerbsquote

Wir möchten Ihnen einen Chart zeigen. Mittlerweile dürfte hinreichend bekannt sein, dass die Erwerbsquote in den USA abnimmt. Fast 100 Millionen Amerikaner werden nicht zur sogenannten Erwerbsbevölkerung gezählt. Diese sind weder erwerbstätig noch arbeitslos (nur ein Regierungsstatistiker kann diesen Satz sagen und dabei ernst bleiben).

Dafür wird oft eine vorschnelle Erklärung geliefert: Die Wirtschaft (soll heißen der Aktienmarkt) entwickelt sich so gut, dass viele ältere US-Bürger vorzeitig in Ruhestand gehen und ihr Einkommen (soll heißen ihre Kapitalerträge) auf dem Golfplatz und in Sterne-Restaurants ausgeben können. Der Fachausdruck dafür ist: Bullshit. Unten sehen Sie eine Grafik, die den Rückgang der Erwerbsbevölkerung und den Anteil älterer Arbeitnehmer an der Gesamtheit der erwerbstätigen Personen gegenüberstellt.

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Zuerst fällt auf, dass die sinkende Erwerbsquote nicht unter Präsident Obama ihren Anfang nahm. Der Trend beginnt vielmehr schon während der Amtszeit von Clinton, setzt sich unter Bush fort, und beschleunigt sich unter Obama. Als nächstes fällt auf, dass die Quote noch immer auf ihrem Tiefststand liegt. Sollte es eine Erholung geben, sind dafür noch keine Anzeichen zu erkennen.

Der Anteil der älteren Bürger an der Erwerbsbevölkerung wächst dagegen, während der Anteil anderer Altersgruppen sinkt. Während mehr und mehr Menschen unter die Räder des Systems geraten und langfristig arbeitslos oder arbeitsunfähig werden, bleiben immer mehr Ältere länger in ihrem Job. Ihr Anteil hat schon fast einen historischen Höchststand erreicht.

Das könnte man nun damit erklären, dass der Gesundheitszustand der Älteren noch nie so gut war wie heute, und das stimmt höchstwahrscheinlich auch. Aber wir gehen davon aus, dass sie heute noch immer genauso viel Lust haben wie früher, ihre Zeit auf dem Golfplatz und in gehobenen Restaurants zu verbringen. Es ist ganz einfach so, dass sie sich ihre Wünsche trotz der steigenden Assetpreise und wegen der sinkenden Zinsen nicht erfüllen können.

Der Rückgang der Zinsen hat zwei relevante Auswirkungen. Zum einen steigt dadurch der Netto-Vermögenswert der Löhne. Er verdoppelt sich jedes Mal, wenn sich der Zinssatz halbiert. Arbeiter, die ihre Produktivität nicht steigern können, werden entlassen. Zum zweiten erhöhen sich auch die Kosten des Ruhestands. Beide Effekte schlagen sich im sinkenden Anteil jüngerer Menschen und im steigenden Anteil älterer, sehr produktiver Menschen an der gesamten erwerbstätigen Bevölkerung nieder.

Um die Diskussion der Zinsen abzuschließen, wollen wir eine letzte Frage stellen: Glauben Sie, dass all diejenigen, die entweder nicht arbeiten können oder nicht in Rente gehen können, bestrebt sind, Kredite aufzunehmen und auf diese Weise die Zinsen nach oben treiben werden?

Um etwas zu wiederholen, auf das wir des Öfteren hinweisen: Der Dollar versagt, aber nicht so, wie die meisten Beobachter glauben. Er steht nicht kurz davor, in einer thermonuklearen, hyperinflationären Explosion zu verbrennen. Er kühlt sich vielmehr zusehends ab, bis zum endgültigen Wärmetod des Währungssystems.


© Keith Weiner
Monetary Metals



Der Artikel wurde am 19. Februar 2018 auf www.monetary-metals.com veröffentlicht und in Auszügen exklusiv für GoldSeiten übersetzt.


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