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Interview mit Bill Murphy: "Den Manipulatoren geht das Gold aus!"

25.12.2006  |  Dr. Volkmar Riemenschneider
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V.R.: Sie haben die Wahlen angesprochen. Denken Sie wirklich, dass die Umstrukturierung des Goldman Sachs Commodity Index und der sinkende Goldpreis Manipulationen durch die Regierung waren?

B.M.: Goldman Sachs ist so etwas wie der Vollstrecker der Regierung, als Gegenleistung gibt es Macht. Stellen Sie sich vor, wie viel Geld Sie verdienen können, wenn Sie die Politik der Vereinigten Staaten kennen und wissen, was die Regierung als nächstes machen wird. Im Mai kollabierten die Ölpreise und Goldman Sachs änderte die Gewichtung von Benzin von 7,5 auf 2,5%. Das führte zu massiven Verkäufen bei Leuten, die Benzin genau aus diesem Grund besaßen.

Wir erlebten einen Rückgang des Goldpreises von USD 730 auf USD 560, jetzt ist er wieder zurück auf USD 625. Die langfristigen Zinssätze in den USA sind gesunken und nicht gestiegen, und sie haben nicht gegen die Inflation angekämpft. Der Dollar war während der gesamten Zeit stabil, er ist weder gestiegen noch gefallen. Wir hatten einen Aktienmarkt ohne Downside-Volatilität; der Dow Jones stieg von etwa 10.800 auf 11.000. Alles war perfekt vorbereitet für das, was die Preissetzer vor den Wahlen schaffen wollten.


V.R.: Seit 2001 haben wir einen Anstieg des Goldpreises zwischen 120 und 150 % erlebt. Wie konnte dies in einem manipulierten Markt passieren? Warum würde man den Goldpreis so lange steigen lassen? Das ist doch definitiv ein Bullenmarkt.

B.M.: Das ist absoluter Unsinn. Der Goldmarkt wird rein vom Angebot des Goldkartells gegenüber der Nachfrage bestimmt. Nun ist das Angebot ausgegangen. Gold steigt, weil sie bald anstehen werden und je niedriger der Goldpreis war, desto schneller spitzte sich die Lage zu. Die einzige Möglichkeit, um die Nachfrage zu bremsen, ist ein entsprechender Preisanstieg. Ja, es ist in einem Bullenmarkt gestiegen und Sie konnten das in den letzten Jahren beobachten. Der Preis stieg von USD 300 auf USD 500 pro Unze, weil diese Leute gewisse Schritte gesetzt haben.

Eines Tages werden sie nichts mehr in der Hand haben. Sie werden nicht mehr in der Lage sein, den Markt derart zu manipulieren, wie sie es seit letztem Mai gemacht haben. Sie haben die Schlacht gewonnen, aber sie sind erneut im Begriff, den Krieg zu verlieren. Wir werden einen bestimmten Punkt erreichen, an dem sich die Dinge exponentiell entwickeln. Wenn ich richtig liege geht es einzig darum, dass sie dann nicht mehr genug Munition haben werden. Ihnen geht das physische Gold aus. Sie werfen das Gold der Zentralbanken auf den Markt und eines Tages werden die Zentralbanken ihr Gold nicht mehr aufgeben wollen. Es gibt jährlich ein Angebotsdefizit von 1.500 Tonnen. Wenn das Gold der Zentralbanken nicht mehr zur Verfügung steht, wird es zu einem plötzlichen Preisanstieg kommen. Und dieser große Schlag liegt immer noch vor uns.


V.R.: Gibt es eine Möglichkeit, den Goldpreis über die Futuresmärkte zu drücken?

B.M.: Nein! Kurzfristig können sie die Märkte durch den Futureshandel und andere Dinge drücken, aber eben nur kurzfristig. Täglich entsteht ein Angebotsdefizit von drei bis vier Tonnen, das durch physisches Gold gedeckt werden muss. Man kann die Märkte ein paar Wochen lang manipulieren und die Besitzer von physischem Gold dazu bringen, aus Angst vor fallenden Preisen zu verkaufen; aber nur für einen bestimmten Zeitraum. Der physische Markt muss das Angebot bereitstellen können.


V.R.: Viele Deutsche interessieren sich für dieses Thema. Es gibt immer noch nich viel deutschsprachige Literatur darüber. Kennen Sie das Buch von Ferdinand Lips?

B.M.: Ja, Lips ist unser Held! Er war ein großartiger Mann und er fehlt uns sehr. Er war einer der großartigsten Menschen den ich je getroffen habe und er verstand die Märkte besser als jeder andere.


V.R.: Besteht in den USA und in Kanada dasselbe öffentliche Interesse? Wie viele Leute wissen von diesen Manipulationen?

B.M.: Es ist toll nach München zu einem ganz anderen Publikum mit viel mehr Begeisterung zu kommen. Das Interesse an den Vorgängen im Goldmarkt ist in Deutschland so viel größer als in den Staaten. Dort besteht praktisch kein Interesse. Warum? Nun, wir mussten gewisse Dinge, die Deutschland erlebt hat, nicht erleben. Der Aktienmarkt ist OK und die Krise im Irak hat keinen direkten Einfluss auf die Märkte. Auch der Immobilienmarkt ist OK und die Amerikaner wissen gar nicht, wie man Gold schreibt. Das wird sich ändern!


V.R.: Der Silberanalyst Ted Butler ist weithin bekannt. In den USA muss es viele Leute geben, die seine Artikel lesen und daher über die Manipulation des Gold- und Silberpreises gut Bescheid wissen sollten.

B.M.: Ich denke, Ted Butler ist in Deutschland bekannter als in den USA. Deshalb war es toll, zur „Internationalen Edelmetall- und Rohstoffmesse“ hier in München zu kommen. Wir hatten hier mehr Presse durch die FAZ und den Spiegel und das Interesse ist seit 1999 immer größer geworden.


V.R.: Wo sollte der Goldpreis aufgrund der Inflation in den USA heute stehen?

B.M.: Bei USD 2.000!


V.R.: Was ist ihr persönliches Preisziel für Gold?

B.M.: Gold sollte bei etwa USD 2.000 stehen, aber aufgrund der Eingriffe über die Zentralbanken gab es bisher keinen Nachfrageüberschuss. Es sollte in cirka einem Jahr bei etwa USD 2.200 oder USD 2.300 stehen. Wir denken, dass es auf einen Preis irgendwo zwischen USD 3.000 und USD 5.000 pro Unze steigen wird, um auf dem Markt ein Gleichgewicht herzustellen. Jedenfalls ist es noch ein weiter Weg dorthin, es gibt noch viel Geld zu verdienen und die Goldstory wird letztendlich den Mainstream erreichen. Derzeit kämpft der Mainstream dagegen an, man will nichts davon wissen.


V.R.: Sie denken also, dass es einen anhaltenden Bullenmarkt geben wird? Nicht nur temporär?

B.M.: Es wird erst richtig losgehen, wenn die Grenzen erreicht sind, die ich zuvor erwähnt habe. Wenn dem Goldkartell das Gold der Zentralbanken ausgeht, dann wird die Nachfrage zu stark sein. Derzeit hat der Dollar wenig Einfluss auf den Goldpreis, aber das wird sich ändern. Wenn der Dollar beginnt einzubrechen, wird dies die Sternstunde des Goldes werden!


Das Interview wurde am Rande der "Internationalen Edelmetall- und Rohstoffmesse" am 4. November 2006 in München geführt.


© Dr. Volkmar Riemenschneider



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