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Interview mit Ted Butler

01.01.2007  |  Theodore Butler
Theodore (Ted) Butler ist sicherlich der führende Silberanalyst unserer Zeit. Er ist nicht nur ein führender Silberexperte, sondern was die Vorgänge auf dem Silbermarkt betrifft seiner Zeit auch weit voraus. Viele seiner Ideen sind originär und neu. Es ist keine Übertreibung zu behaupten, dass fast alles, was andere Leute heute über Silber schreiben, von Ted Butler kommt.


Cook: Der letzte Ausverkauf von Mitte Dezember ist etwas, das Sie uns als bald zu erwartendes Ereignis vorausgesagt haben, richtig?

Butler: Ja. Es ist ein eindeutiges Beispiel einer Preismanipulation durch eine Handvoll großer Leerverkäufer. Die letzten COT-Daten zeigten, dass die großen Vier in New York und Chicago größere Netto-Shortpositionen in Silber hielten als je zuvor. Es waren mehr als 250 Millionen Unzen. Dieser Ausverkauf war kein Zufall.


Cook: Sie denken also auch, dass es mehr als eine schmerzhafte Korrektur war?

Butler: Es steht außer Frage, dass der Preis wieder steigen wird. Ich sehe diese scharfen Preisrückgänge als Chancen. Eines Tages werden die Leerverkäufer überlaufen werden.


Cook: Am Silbermarkt scheinen immer wieder neue Dinge zu passieren, die den Ausbruch des Preises auslösen könnten. Sie erwähnten mir gegenüber, dass das elektronische Trading an der COMEX gerade erst im Dezember eingeführt wurde. Wird dies etwas ändern?

Butler: Das hat es schon. Wir erleben eine viel höhere tägliche Volatilität.


Cook:Die Leute sind die Methode des „offenen Ausrufens“ an der COMEX gewohnt. Jeder schreit herum und winkt mit den Armen. Wird sich das ändern?

Butler: Ich denke schon. Zumindest die frühen Indikatoren deuten darauf hin. In den ersten Tagen des parallel laufenden elektronischen und Parketthandels wurden im elektronischen Trading höhere Volumen gehandelt.


Cook:Wird das elektronische Trading in irgendeiner Weise Druck auf die großen Leerverkäufer ausüben, gegen die Sie ankämpfen?

Butler: Ja, ich glaube schon, aber vielleicht nicht sofort. Das elektronische Trading erhöht die Volatilität, und die großen Leerverkäufer wissen, wie sie das zu ihrem Vorteil nützen können. Wenn es zu Ausverkäufen kommt, können die Leerverkäufer die elektronische Plattform nutzen, um einen solchen Ausverkauf besser zu steuern.


Cook: Wie soll dann Druck auf sie ausgeübt werden?

Butler: Ich denke, dass das elektronische Trading gegen sie arbeitet, weil sie all die Tricks verlieren, die sie im Parketthandels über die Jahre entwickelt haben. Fazit ist, dass elektronisches Trading die Preisexplosion beschleunigen wird, wenn es zur tatsächlichen Krise bei physischem Silber kommt.


Cook: Sie erzählten mir auch über den neuen Kontrakt-Typ, der von der NYMEX/COMEX eingeführt wurde.

Butler: Ja, und ich kann beim besten Willen nicht verstehen, warum es darüber keine öffentliche Debatte gab.


Cook: Warum?

Butler: Die NYMEX/COMEX und die London Metals Exchange haben mehrere neue Mini-Kontrakte auf Edelmetalle und Basismetalle eingeführt. Das Besondere an diesen elektronisch gehandelten Kontrakten ist, dass sie auf Cash anstatt auf physischer Lieferung basieren.


Cook: Warum sprechen Sie sich gegen diese Kontrakte aus?

Butler: Der Gedanke, dass ein physischer Rohstoff gehandelt werden könnte, ohne die physische Lieferung in Aussicht zu stellen, ist absurd. Ein ungedeckter Leerverkäufer würde diese Kontrakte lieben, denn es gibt keine Verpflichtung, den physischen Rohstoff zu liefern. Die Käufer aber wären verrückt, in ein solches Monster zu investieren.


Cook: Warum das?

Butler: Jeder Kontrakt über einen physischen Rohstoff, der keine physische Lieferung beinhaltet, ist kein legitimer Kontrakt. Es ist die Option auf physische Lieferung, die dem Kontrakt seine Legitimation gibt. Die Erfinder dieser Cash-basierten Kontrakte sind entweder dumm oder sie haben absichtlich einen Kontrakt zum Vorteil ungedeckter Leerverkäufer eingeführt.


Cook: Denken Sie, dass diese Kontrakte populär werden?

Butler: Das sollten sie sicherlich nicht.


Cook: Sie bekamen einmal Probleme, als Sie versuchten, die Lieferung von Futures auf Orangensaftkonzentrat durchzusetzen. Vielleicht sollte es damals schon diese Kontrakte ohne Lieferung gegeben haben.

Butler: Sehr witzig.


Cook: Würden Sie uns diese Geschichte erläutern?

Butler: Erstens passierte das vor langer Zeit, das ist mehr als 20 Jahre her. Und es war eine sehr schwierige und schmerzhafte Zeit meines Lebens. Es hatte nicht nur einen sehr schlechten Einfluss auf meine Frau und meine Kinder, sondern es betrifft mich bis heute.


Cook: Ich verstehe, wenn Sie nicht darüber berichten wollen.

Butler: Ich werde die persönlichen Aspekte dieser Geschichte nicht ansprechen, aber es gibt einige Dinge, von denen andere profitieren können. Ich war Rohstoff-Broker und war sowohl selbst, als auch für all meine Klienten, entweder direkt oder gesichert durch Spread-Positionen in später fälligen Kontrakten, long im September-Future auf Orangensaftkonzentrat. Ich hatte die Positionen lange Zeit gehalten und obwohl der Preis bedeutend höher war als der ursprüngliche Kaufpreis, reflektierte er meiner Meinung nach noch immer nicht den wahren Wert. Ich machte meine eigenen Nachforschungen und war überzeugt, dass es nicht genug Orangensaftkonzentrat für die Kontrakte der Leerverkäufer gab.


Cook: Was ist also passiert?

Butler: Als der erste Liefertag gekommen war, verlangte einer meiner großen Kunden die Lieferung von über 1000 Kontrakten. Ich hatte schon Monate davor arrangiert, ihm die 20 Millionen Dollar für den Fall, dass eine Lieferung gewünscht oder notwendig wäre, zu borgen.


Cook: Und?

Butler: Und die Hölle war los. Die CFTC und die Börse begannen anzurufen und wollten wissen, was los sei. Ich erklärte ihnen, dass ich die Börse Monate zuvor davon in Kenntnis gesetzt hatte, dass einer meiner Kunden möglicherweise die Lieferung verlangen würde. Warum fragten sie jetzt also? Um die lange Geschichte auf den Punkt zu bringen war es so, dass sie versprachen, zeitgerecht zu liefern, aber in Wirklichkeit machten sie es nicht. Später beschuldigten sie den Kunden der absichtlichen Manipulation und mich und die Firma beschuldigten sie verschiedener Fehler in der Buchführung.


Cook: Die großen Anschuldigungen der Manipulation wurden von ihrem eigenen Sachverständigen wieder verworfen, aber die Anschuldigungen gegen meine Buchführung gingen durch. Dadurch musste ich aus dem Broker-Geschäft aussteigen, obwohl ich wusste, dass ich nichts Falsches getan hatte.


Cook: Nun, wie können die riesigen Short-Positionen in Silber ignoriert werden, wenn das was Sie gemacht haben, als Manipulation bezeichnet wird?

Butler: Gute Frage. Es scheint hier definitiv verschiedene Standards für Long- gegenüber Short-Positionen zu geben.


Cook: Es scheint, als wäre zwischen Ihrer Orangensaft-Geschichte und all jenen, die die großen Short-Positionen in Silber ignorieren, einen Zusammenhang. Schützt die COMEX ihre eigene Position?

Butler: Es gibt hier definitiv einen Zusammenhang und der einzige Weg, um diese Dinge auszuschalten ist, sein Silber direkt zu besitzen.


Cook: Irgendwelche Schlüsse aus Ihren Erfahrungen?

Butler: Es ist eine Lektion, die ich auf die harte Tour gelernt habe, und es leitet mich in allem, was ich schreibe. Sie dachten doch nicht, dass ich das alles beim Lesen von Büchern aufgeschnappt habe, oder?


Cook: Was ist die Lektion für Silberinvestoren?

Butler: Es kann einen großen Unterschied zwischen Papierkontrakten und der tatsächlichen Lieferung des Materials geben. Wenn die Leerverkäufer von Silber wirklich zur Lieferung gezwungen werden, können Sie nicht sicher sein, was dabei rauskommen wird. Daher ist es soviel besser, das physische Metall zu besitzen. Möglicherweise machen sich die NYMEX/COMEX und die LME Sorgen über Lieferausfälle bei Futures und versuchen deshalb, diese Kontrakte ohne Lieferverpflichtung bekannter zu machen. Das sollte Sie nur noch mehr von realem Silber überzeugen.


Cook: Wie lange nach der Geschichte mit Orangensaft stiegen Sie in Silber ein?

Butler: Sofort.


Cook: Was brachte Sie zu Silber?

Butler: Eine Herausforderung von meinem Freund Izzy, der damals ein Kunde von mir war.





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