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Wie sollte das Gold-Silber-Verhältnis aussehen?

23.04.2018  |  Steve Saville
Der Goldpreis wird von der Investitionsnachfrage* dominiert. Zu einem solchen Ausmaß, dass nichts anderes zählt, wenn es um die Preisentwicklung geht. Die Investitionsnachfrage ist ebenso der wichtigste Treiber des Silberpreistrends, auch wenn die industrielle Nachfrage in diesem Fall ein weiterer wichtiger Faktor ist. Zusätzlich wirken sich Veränderungen des Produktionsangebots auf den Silbermarkt aus. Das jährliche Angebot neu geförderten Silbers ist gegenüber dem existierenden oberirdischen Angebot des Metalls - anders als auf dem Goldmarkt - nicht unbedeutend.

Die Schwankungen der jährlichen Minenproduktion sind für den Goldpreis irrelevant und zählen nicht zu den wichtigsten Treibern des Silberpreises. Warum argumentieren einige Analysten dann, dass das Gold-Silber-Verhältnis die relative Seltenheit beider Metalle im Boden widerspiegeln und deshalb 10:1 oder weniger betragen soll? Das weiß ich nicht, aber es ist keineswegs ein zulässiges Argument.

Eine zweite Möglichkeit die relative Seltenheit zu verwenden, um auf ein sehr geringes Gold-Silber-Verhältnis zu kommen, ist die Feststellung, dass das Preisverhältnis auf vergleichbaren Mengen des oberirdischen Angebots basieren sollte. Abhängig davon, wie das oberirdische Angebot berechnet wird, könnte diese Methode zu der Schlussfolgerung führen, dass Gold, anstatt dem teuersten, das günstigste aller weltweit handelsüblichen Metalle sein sollte. Wenn das relativ große oberirdische Goldangebot beispielsweise ein Grund für einen relativ niedrigen Goldpreis wäre, dann sollte das gelbe Metall nicht nur günstiger als Silber, sondern auch günstiger als Kupfer sein.

Ein weiteres Argument ist, dass das Gold-Silber-Verhältnis bei ungefähr 16:1 liegen sollte, weil so der jahrhundertelange Durchschnitt vor den letzten hundert Jahren lag. Das ist ebenfalls kein zulässiges Argument, da Neuerungen in der Technologiebranche und dem Währungssystem permanente Veränderungen der relativen Werte verschiedener Rohstoffe und Anlagen verursachen können. Als die monetäre Inflation beispielsweise durch den Goldstandard zurückgehalten wurde, lagen die durchschnittlichen Dividendenrenditen am Aktienmarkt immer höher als die durchschnittlichen Renditen der langfristigsten Anleihen. Das Abschaffen der offiziellen Verbindung zwischen den Währungen und Gold in den Jahren 1934 bis 1971 veränderte dieses Verhältnis jedoch permanent. In einer Welt, in der Zentral- und kommerzielle Banken nach Belieben Preise überhöhen können, wird der Aktienmarkt immer weniger Renditen erwirtschaften als der Anleihemarkt (außer wenn die Führungsebene der Zentralbank komplett den Verstand verliert und eine Manipulation unternimmt, die auch als negative Zinspolitik bekannt ist). Der Grund dafür ist, dass Aktien einen eingebundenen Schutz gegen Inflation besitzen. Der Punkt: Das Verhältnis der Gold- und Silberpreise während einer historischen Zeitspanne, in der beide Metalle offiziell als "Geld" galten, zeigt uns nicht wie das Verhältnis nun auszusehen hat - in einer Zeit, in der keines der Metalle als offizielles Geld angesehen wird und einer der Märkte (Silber) eine wesentliche industrielle Nachfrage besitzt.

Die aktuelle Konfiguration des weltweiten Währungssystems reicht bis in die frühen 1970er Jahre zurück, als die letzte bestehende offizielle Verbindung zwischen Gold und dem US-Dollar gekappt wurde. Das bedeutet wahrscheinlich, dass wir betrachten können, wie sich Gold und Silber im Vergleich zu einander seit den frühen 1970er Jahren entwickelt haben. Und dann können wir feststellen, was normal ist und wo die Möglichkeiten liegen. Mit Referenz zum folgenden Chart finden Sie hier eine Zusammenfassung der Ereignisse während dieser Zeitspanne:

a) Das Gold-Silber-Verhältnis blieb für einen Großteil der 1970er innerhalb der 30-40-Spanne, durchbrach diese jedoch während der zweiten Hälfte des Jahres 1979 nach oben. Das geschah als Antwort auf das massive Horten von Silberbarren und Silber-Futures der Hunt-Brüder.

b) Das Verhältnis fiel im Januar 1980 auf 16:1, kehrte dann jedoch augenblicklich zum Wert von 40 zurück, da Regulierungsänderungen durch die Rohstoffbörse finanzielle Probleme für die stark investierten Brüder Hunt verursachten. Gleichzeitig begann die Spekulationsblase im Rohstoffsektor in sich zusammenzufallen.

c) Während der zweiten Hälfte der 1980er Jahre tendierte das Verhältnis nach oben, da US-amerikanische Finanzunternehmen schwächelten. Das Verhältnis erreichte zu Beginn der 1990er Jahre eine Spitze von ungefähr 100; zeitgleich mit einer umfassenden Bankenkrise, die beinahe mit dem Zusammenbruch einiger der größten US-amerikanischen Banken endete.

d) Über die 1990er Jahre hinweg, während sich die Banken (mit Hilfe der Fed) erholten und Finanzvermögenswerte einem Aufwärtstrend folgten, tendierte das Verhältnis nach unten.

e) Von den späten 1990er bis Anfang 2011 oszillierte das Verhältnis zwischen 45 und 80; wobei man 80 nahe Finanzkrisenspitzen verzeichnete (Frühjahr 2003 und Spätjahr 2008) und 45 als Reaktion auf die allgemein hohen Niveaus wirtschaftlichen Selbstvertrauens erzielt wurde.

f) Im Februar 2011 fiel das Verhältnis unter den Tiefpunkt seiner langfristigen Spanne und sank rapide auf ungefähr 30. Die große Preisbeschleunigung des Silbers, die zu diesem schnellen, starken Rückgang des Gold-Silber-Verhältnisses führte, wurde durch den offenkundigen Optimismus eines bekannten und wohlhabenden Spekulanten (Eric Sprott) und einige Gerüchte ausgelöst. Diese umfasste Gerüchte über Silberknappheiten und über das angebliche Scheitern eines groß angelegten Plans zur Preisunterdrückung, angeführt von JP Morgan. In Wirklichkeit gab keine Silberknappheit und keinen ausgeklügelten Plan zur Preismanipulation. Aber wie es so oft der Fall an den Finanzmärkten ist, lenkten die Fakten nicht von einer guten Story ab.

g) Der parabolische Anstieg des Silberpreises von 2010 bis 2011 endete auf dieselbe Weise wie ähnliche Begebenheiten in der Weltgeschichte endeten - mit einem Preiszusammenbruch.

h) Der Silberpreiszusammenbruch im zweiten Quartal 2011 verursachte einen großen, mehrjährigen Aufwärtstrend des Gold-Silber-Verhältnisses. In diesem Fall wurde der Aufwärtstrend des Verhältnisses durch das Platzen der Blase im Bereich der Rohstoffinvestments und durch Probleme innerhalb der europäischen Bankenbranche ausgelöst. Das Verhältnis stieg bis in den niedrigen 80er-Bereich und befindet sich noch immer im 70er-Bereich auf ungewöhnlich hohen Niveaus.

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Die Entwicklung des Gold-Silber-Verhältnisses über die letzten fünf Jahrzehnte hinweg lässt vermuten, dass eine Spanne von 45-60 nun als normal angesehen werden kann. Wobei Bewegungen über das Hoch dieser Spanne hinaus eine Bankenkrise und/oder das Platzen einer Blase bzw. Bewegungen weit unter dem Tief dieser Spanne wilde auf Silber fokussierte Spekulationen voraussetzen würden.

*Investitionsnachfrage setzt sich zusammen aus Nachfrage nach spekulativen und Nachfrage nach sicheren, Ersparnis-bezogenen Anlagen.


© Steve Saville
www.speculative-investor.com



Dieser Artikel wurde am 18. April 2018 auf www.24hgold.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.



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