Amerikanische Wachstums- und Öl-Illusionen
28.04.2018 | Prof. Dr. Hans J. Bocker
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Und natürlich auch enorme Hypothekenlasten, dazu Steuerschulden, fällige Versicherungen, fällige Autokredite, 5 unbezahlte Luxusfernseher, 3 unbezahlte Rechnungen von der Autoreparaturwerkstatt, und 2 Tiefkühltruhen auf Kredit, 1 Wasserstrahl-Laub-Druckluftsprühgerät auf Kredit, genau wie 1 Rasenmäher und 1 Gebläse-Schneepflug und mehrere 27-Fuß-Dachleitern (da man die hohen Dachreinigungskosten einsparen möchte), sowie 3 Wasser-Staubsauger und eine noch nicht abbezahlte neue Küchenspülmaschine, wie auch 3 Brillen mit offenen Optikerrechnungen. Andere Rechnungen im typischen Haushalt der Bürger bleiben natürlich auch noch "offen", genau wie die Rechnungen für Zahnspangen, Hörgeräte und Heckenschneider.Die verzinslichen Staatsschulden haben sich in den letzten acht Jahren genau verdoppelt und stehen bei 21,3 Billionen $. Die unverzinslichen demnächst fälligen Rechnungen und staatlichen Verpflichtungen belaufen sich auf 83 Billionen $. Durch Trumps Steuersenkungen sind die Einnahmen der Staatskasse auf rund 17% des BIP gesunken: Das ist der tiefste Stand seit 1952. Das Verhältnis von Schulden zur Wirtschaftsleistung errechnet sich zu 110% und kann auf "normalem" Wege niemals ausgeglichen werden. Ausnahmen: Hyperinflation oder Krieg.
Addiert man die rein persönlichen Schulden kommt man derzeit auf 13.500 $ für jeden Amerikaner, also für jeden Mann, jede Frau, jede Oma, jedes Kind. Nur der Hund ist, vorläufig noch, schuldenfrei (bis die Tierarztrechnungen eintreffen).
Das Auto in der Garage war früher ein Vermögensteil, der im Notfall verkauft werden konnte - heute ein reines Schuldenobjekt, entweder geleast oder auf Kredit gekauft. Haus oder Auto wurden damals mit 20% in bar angezahlt und waren nach fünf, seltener zehn Jahren voll abbezahlt. Hochbezahlte Industrie-Jobs waren die Regel, heute eher die Ausnahme. Dann kamen Kreditzeitrahmen von 12, 15 oder 25 Jahren, dann erhöhte man die Fristen für Kreditrückzahlung erst in 12 Quartalen, dann in 20 Quartalen, dann in sechs Jahren, dann Kauf ohne Anzahlung, und dann kamen Kredite, die man nur noch vierteljährlich bedienen musste und auch dann nur noch die Zinsen und keine Kapitalrückzahlung.
Gleichzeitig wurde das Land systematisch de-industrialisiert, im dummen Ausland waren ja die Arbeitskräfte viel viel billiger. Trump versucht diesen Uralt-Trend zu reversieren, doch die hierfür erforderlichen Dollars wollen immer weniger Mitspieler an den internationalen Märkten haben. Im Inland trieb die Gier der Kreditmaschinerie immer neue Blüten.
Da es in den USA und in Kanada kein Meldewesen gibt, kommen oft von einer Bank oder einem anderen Kreditinstitut abgesandte "Erheber" ohne jede amtliche Befugnis. Es klingelt an unserer Haustür, ich sitze im unteren Stock vor dem Drucker, meine 6-jährige Tochter öffnet die Haustür oben. "Bitte sage mir doch mal, wer wohnt eigentlich in diesem Hanghaus?" Ein rosa oder grüner Lutscher wechselt den Besitzer. Meine Tochter zählt, leicht schmatzend, alle im Haus Wohnenden auf. Der Erheber wendet sich zum Gehen, da ruft meine Tochter ihm nach: "Und wir haben auch noch einen Fritz".
Eine Woche später kam per Post für jedes Familienmitglied ein Kreditkartenantrag, darunter einer für Fritz Bocker (sorgfältig eingetütet wie alle anderen Umschläge). Ich erlaubte mir einen Scherz und schickte den Umschlag für Fritz Bocker statt Unterschrift mit einem doppelten Pfotenabdruck zurück. Ich habe nie wieder etwas gehört, denn Fritz war die Hauskatze. Sechs Wochen später kam ein erneuter "Katzenbrief" von einer mir ebenfalls fremden Sparkasse, den ich unbeantwortet ließ. Die Kreditwürdigkeit von Fritz Bocker muss danach wohl sehr gelitten haben.
Der Vietnamkrieg brachte die Wende. Die 220 Milliarden $ an Kriegskosten mussten irgendwie aufgebracht werden, wie durch A) höhere Steuern und/oder B) durch höhere Schulden. Ab sofort sollte es Kanonen und Butter gleichzeitig geben. "The New Great Society" wurde eingeführt und politisch von Johnson heftig beworben. Der Staat sollte in Zukunft für alles aufkommen. Arbeitslosengeld, Wohlfahrtszahlungen für Bedürftige, Renten, Schulgeld, Studiengeld, Gesundheit, Hypothekenbeihilfen, Transportzuschuss usw. Große Kriege und gleichzeitig große Wohlfahrt für alle sind doch selbstverständlich.
Das uralte, aber ungeheuer wirksame Versprechen aller Sozialisten und Kommunisten, als da lautet: "Something for nothing" bzw. "etwas für nichts" zeigte mächtige Wirkungen. Dies half auch über die Schmach des verlorenen Krieges hinweg. Viel Butter hilft immer, besonders, wenn sie anscheinend (im Moment jedenfalls) nichts kostet.
Jeder sozialistische Wahn erzeugt drei Eigenschaften: Zum einen grenzenloses Anspruchsdenken, zum anderen die unerschütterliche Überzeugung von der Allmacht des Staates mit der der allmächtigen FED oder Zentralbank im Mittelpunkt, die alle Probleme per Knopfdruck löst, und drittens den schillernden Glauben an den Endsieg des sozialistischen Systems, oder in Deutschland mit seiner lokalen Variante des unfehlbaren Gutmenschentums auf Kosten anderer.
Zurück zur USA: Dort kam Reagan 1981 an die Macht. Seither haben sich die Staatsschulden wie ein Uhrwerk alle acht Jahre verdoppelt. Die Butter-Rechnungen stehen allerdings noch immer offen. Die Sozialkosten sind steil gestiegen, in fünf bis sechs Jahren (also um 2022 herum) muss etwa ein Drittel der gesamten Wirtschaftsleistung des Landes "für Soziales" aufgebracht werden - was soll sonst aus den 43 Millionen ohne Krankenkasse Lebenden und den 42 Millionen von Essensmarken Darbenden werden? Von den Unterhaltskosten der Besatzungen in den 150 militärisch besetzten Ländern (wie z. B. auch Deutschland) ganz zu schweigen.
Aber noch hat man ja die unverwüstlichen Gelddruckmaschinen deutscher Fertigung - die versagen ja niemals. Und über allem schwebt die gottgleiche, private Institution der FED mit segnender Hand, die alle Probleme des Landes per Knopfdruck und immer neuen dummdreisten Lügen- und endlosen Täuschungskampagnen mit dem Schwenk des blechberingten Zeigefingers für immer - Schwups! - löst. Wenn Geld nichts mehr kostet, dann ignoriert man die seit Urzeiten in jeder Wirtschaft herrschenden Kapitalkosten. Auf Dauer jedoch ein fataler Fehler! Die entsprechende Lektion gilt es, beidseitig des Atlantiks, noch zu lernen! Bittere Erfahrungen lauern hier.
Außerdem hat man ja bis dahin Saudi-Arabien, Russland und China als 51., 52., und 53. US-Bundesstaat ins ewige Dollar-System gezwungen. Die US-Marineinfanterie schafft das im Handstreich. Gelddruck und Nullzins helfen bis dahin über die kleineren Schlaglöcher hinweg. Sogar über den im Untergrund wühlenden mentalen Krebs - nämlich die Vorstellung, dass man schwere wirtschaftliche Probleme auf die ganz bequeme Art, politisch zu lösen versucht, und zwar diese oder jene Partei, dieser oder jener Präsident, oder die transatlantische Variante: Diese oder jene Kanzlerin. Wirtschaftlich Augen zu und politisch über die nächste Krisenkreuzung drüber.
Die gewaltigen Fehlallokationen von Kapital, die der Nullzins mit sich bringt, wie auch die für viele oft unbezahlbaren Mieten und Immobilienkosten, spielen keine Rolle, genau wie die ins Absurde gefälschten Statistiken (brauchbar für Zirkus und Kabarett) und die ins Groteske, bar jeder wirtschaftlichen Realität verzerrten, rein durch künstliche und zentralplanerisch erzeugte Liquidität aufgedunsenen Aktienmärkte.
Solange es beliebige Geldmengen völlig umsonst gibt und die Schuldenturbine weiterhin laut röhrt: Was soll das alberne Gerede über Altersarmut und niemals rückzahlbare Schulden oder gar über unsichere Renten? Der Winkel der immer weiter geöffneten Schere zwischen Arm und Reich wird immer größer, und der gigantische globale Transferprozess von den Fleißigen zu den Superreichen beschleunigt sich immer weiter.
Das Paradies vom endlosen Wohlstand war nie näher - Kanonen haben wir schon, die Butter kommt gleich noch. Interessant bleibt, dass der Yuan am 26. März gegenüber dem Dollar stieg, und das höchste Kursniveau seit 31 Monaten erreichte. Interessant ist auch, dass Gold zeitgleich ebenfalls deutlich zulegte. Ob sich der Petro-Yuan nun als starke Kraft an den Märkten etablieren, und den Petrodollar wirkungsvoll herausfordern kann, werden die kommenden Monate zeigen.
Das Universal-Grundrezept "durch Schulden wird man reich" hat noch nie in der jüngeren amerikanischen Geschichte versagt. Und Gold und Silber kann man nun mal nicht essen und Zinsen bringt keines der beiden, nur hohe Lagerkosten. Und vor Diebstahl schützt man sich am besten durch ein digitales Konto bei einer (Pleite-) Bank, denn das Geld oder die Einlage des Sparers wird dort absolut anonym und für immer zinslos, und absolut steuerfrei, auf einer Festplatte inflations- und hochwassergeschützt, mündelsicher aufbewahrt, und durch sieben Notare und acht vereidigte Wirtschaftsprüfer überwacht, und natürlich durch Draghi, Brüssel oder die FED für immer persönlich garantiert.
Stichwort Versicherungen. Wir empfehlen jedem Bürger ganz dringend sich gegen mindestens 30 verschiedenste Schadensarten zu versichern, dann wird eben eines trüben Tages die gesamte Volkswirtschaft voll versichert geschlossen, aber frohgemut in die finale Pleite marschieren. Dass die Banken angeblich pleite sind macht sie attraktiv, weil sie immer durch die Zentralbanken stets gerettet werden und zwar mit Aufschlag auf den Zinsausfall und Treuebonus für die klagenden Kunden und ansonsten springt die FED ein, und wenn die versagt, dann eben der Steuerzahler, und der stirbt, Gott sei Dank, nie aus.
Der Staat bedient sich also im Prinzip am Steuersack und gibt dann dem Steuerzahler einen winzigen Bruchteil seiner Abgaben in Form von Wahlgeschenken oder herrlichen sozialen "Wohltaten" zurück. Und der Bürger fühlt sich noch geschmeichelt und lobt dieses paradiesische System des ewigen Wohlstands auf Pump.
Und er sollte sich auch ohne Versicherung absolut geborgen fühlen, denn in den letzten drei Jahren hat sich die Besetzung der Gefängnisse der USA um satte 700% erhöht. Ist das nicht ein Zeichen für echten sozialen Fortschritt? Und ein ermutigendes Signal für eine aufsteigende (oder niedergehende?) Supermacht? Amerika ist nicht nur wirtschaftlich und finanziell bankrott, sondern auch moralisch! Die meisten Gefängnisinsassen aller 194 Länder der Welt finden sich in Amerika.