Amerikanische Wachstums- und Öl-Illusionen
28.04.2018 | Prof. Dr. Hans J. Bocker
- Seite 5 -
Das Steueramt wird von den Chinesen als sehr machtvoll und damit potentiell als ungeheuer erfolgreich angesehen. So etwas wird hier in die Kategorie des "lizenzierten Gangstertums auf allerhöchster Ebene" eingestuft, und für Kriminelle, gleich auf welcher Ebene, hat man in China nichts übrig und viele Schwerkriminelle werden unter Beifall der Bürger öffentlich hingerichtet. Außerdem spürt der Chinese instinktiv, dass alles Gutmenschentum immer dann zu einem raschen Ende kommt, sobald den Gutmenschen das Geld anderer Leute ausgeht.Darüber hinaus macht China im Bereich von Hightech enorme Fortschritte. Über das Stadium der Billigproduktion von Massenteilen, also Komponenten wie Draht, Bleche, Backsteinen und Gebrauchsgüter aller Art für den Export, ist das Land längst hinaus. Im Sektor der E-Autos beispielsweise ist das Land weltweit führend. Weiterhin hält China durch sein globales de-facto Monopol für Seltene Erden die westliche Hightech-Industrie in einer Art Knebelgriff. Jede Hightech-Industrie ohne seltene Erden ist tot, wie ein Dodo.
Die mehr oder weniger öffentliche Nutzung westlicher Patente ist für chinesische Unternehmen zu einer Art chinesischer Volkssport geworden. Die Bevölkerung Chinas ist zäh und an Entbehrungen gewöhnt, ganz ähnlich wie die Russen übrigens. Fälle wie die der amerikanischen Offiziere, die sich krankschreiben ließen, weil in ihren Jeeps die Fußheizung ausgefallen war (wie in WK II häufig gemeldet wurde), werden in China und Russland garantiert niemals vorkommen. Außerdem liegen die jährlichen Wachstumsraten in China zwischen 4 und 6%, und in Amerika zwischen 1,3 und 1,5%.
In beiden Ländern sind die Raten allerdings statistisch "aufgehübscht". Doch kann weder Amerika noch die westliche Welt ihre Fortschritte mit den chinesischen Wachstumsraten vergleichen. Die Zeit arbeitet hier gegen den Westen.
Ob Trumps groß propagierte Rache-Kampagne, China 600 Milliarden $ pro Jahr rückwirkend für 20 Jahre - als Ausgleich für den "Technologie-Diebstahl" - wegzunehmen, Erfolg haben wird, ist mehr als fraglich. In jedem Gebäude in China liefen dann hunderte von "Patentverletzungs-Schadensaufspürern" vom New Yorker Steueramt herum und kassieren, wie in der Straßenbahn, mit kleinen Münzkassen vor die Brust geschnallt, gnadenlos ab. Während sich ihre winselnden Opfer jeden Morgen voller Panik die Haare lila färben. Die Chinesen waren eben schon immer Opportunisten.
Die große Illusion. Russland und China einfach plattzuschlagen, wie kleine lästige Ländchen wie Vietnam, Irak, Libyen oder Afghanistan, wird weder wirtschaftlich durch noch so viele Sanktionen und wilde Drohungen noch militärisch gelingen. Beide östlichen Großmächte sind rohstoffmäßig und energietechnisch, wie auch finanziell, nicht erpressbar. Gerüchten zufolge fürchtet man im Pentagon ein Phänomen, welches als "Killer Switch" bekannt wurde.
Es handelt sich bei diesem "Todes-Schalter" um eine Art Strahlungswaffe auf Tesla-Basis, die gesamte Elektroniksysteme lahmlegen soll. Genau dies soll verschiedentlich mit westlichen Schiffen und Flugzeugen in der Nähe russischer oder chinesischer Fahrzeugen geschehen sein. Die Zukunft muss zeigen, was am altbekannten Sprichwort "Jedes Gerücht enthält immer ein Körnchen Wahrheit" wirklich dran ist oder was nicht.
Hinzu kommt aber eine große, alles tragende Wahrheit: Künftige Kriege und der Kampf um die Weltherrschaft werden nicht durch immer bessere Glattrohrläufe immer größerer Panzerbrigaden und nicht durch immer mehr Atomwaffen oder aufgefahrene Truppenstärken in Grenzgebieten entschieden, sondern durch die Verfügbarkeit frei investierbaren, durch Schulden nicht belasteten Kapitals, und möglichst noch durch Gold gedeckt.
Das größte Infrastrukturprojekt aller Zeiten auf der Welt, also das der "Neuen Seidenstraße" mit geplanten Investitionen in der Größenordnung von 1.700 Milliarden $ oder mehr, wird demnächst zum Zünglein an der Weltmacht-Waage. Dass die Chinesen in den letzten 22 Jahren mehr Landstraßen und Autobahnen - also Transportwege mit geteerter Oberfläche - gebaut haben als die USA seit 1776 bis heute zusammengenommen, mag als warnendes Omen dienen. Aber die großartige US-Marine-Infanterie wird, wie immer, schon alles glatt bügeln.
Nur eines wird die ruhmreiche US-Marine-Infanterie nicht schaffen: In China einzufallen und die Börsen dort zu schließen.
Ende März wagten nämlich die frechen Chinesen etwas Dramatisches. Sie stellten einen "Öl-Futureskontrakt in Yuan" vor. Für einen Laien klingt das so nebensächlich, als ob die Bauern in diesem Frühjahr eine andere Rübensorte pflanzen - Na und? Was soll's? Doch interessant ist, dass der Yuan gegenüber dem Dollar scharf anstieg und das höchste Kursniveau seit 31 Monaten erreichte und Gold zeitgleich ebenfalls zulegte. Ob sich der Petro-Yuan nun als starke Kraft an den Märkten etablieren, und den Petrodollar wirkungsvoll herausfordern kann, werden die kommenden Monate zeigen.
Herr Briscoe, von UBS Asset Management, äußerte sich vorsichtig: "Das ist womöglich der größte Umbruch aller Zeiten an den Kapitalmärkten", sagte der UBS-Mann in einem Telefoninterview. Vielleicht liegt er mit diesem Kommentar richtig? vielleicht aber auch nicht? Jedenfalls ist es ein erster spürbarer Schlag gegen den Petrodollar und damit gegen den wichtigsten Exportartikel Amerikas, also den Dollar selbst, und damit gegen die Weltmacht USA. Noch immer ist ja Rohöl der wichtigste Faktor im Welthandel und China ist der größte Ölimporteur der Welt. Und ob, und wie Chinas Exporte unter einem starken Yuan leiden, muss die Zukunft ebenfalls erst noch zeigen.
Der Tag, an dem die Börsenkurse an der Wall Street mit Rauchsignalen durchgegeben werden müssen, rückt unaufhaltsam näher. Verzeihung, Goldman Sachs wird wie immer das modernste Finanzunternehmen der hart getroffenen Branche bleiben und daher mit Vorbildfunktion, seiner Zeit weit voraus, natürlich mit Blendlaternen signalisieren.
Ohne Kommentar: In der Zeit von 2001 bis 2017 verzeichneten die USA nur in vier Jahren Netto-Goldimporte. Diese beliefen sich auf insgesamt 325 Tonnen. In allen anderen Jahren kam es zu Nettoexporten, die sich insgesamt mit fast unglaublichen 2.340 Tonnen zu Buche schlugen. Die Masse dieser Goldexporte fand ihren Weg nach Indien und China, mit der Schweiz und der Türkei als Zwischenstufen im Handel. Vielleicht hat Peking mit diesem ehemals amerikanischen Gold einen Teil seiner modernen gegen Amerika gerichteten Waffen finanziert? Die Welt steckt voller Überraschungen, besonders in Fernost!
Dass sich die Amerikaner von einer weiteren, derzeit um sich greifenden Illusion ebenfalls rasch trennen müssen, steht außer Frage: "Wir sind Energie-unabhängig. Uns rettet das täglich das von Medien und Regierung so hoch gelobte Fracking. Wir exportieren ja sogar Öl (Jauchzet! Frohlocket!)" Hierüber wurde bereits früher an dieser Stelle berichtet, daher hier nur ganz kurz:
- Die US-Schieferölvorräte sind rein mengenmäßig kolossal - aber leider wirtschaftlich zu heutigen Preisen nicht abbaubar.
- Bisher hat die gesamte Branche das getan, was Amerika am besten kann: Weiter Schulden aufbauen.
- Wie die Aktionäre und die Banken darauf reagieren, bleibt abzuwarten. Vielleicht folgen die Banken dem großartigen Vorbild der Deutschen Bank, welche 2017 mit einem neuartigen Geschäftsmodell aufwartete? Mittels Kapitalerhöhungen wurden 20 Milliarden Euro eingesammelt, doch wurden gleichzeitig 20 Milliarden Euro an Boni an die Banker ausgereicht. Das Geld der Aktionäre floss also direkt an die Manager (die über 900 Milliarden Euros in Form von Derivaten aufgehäuft haben sollen; ein Vorbild für das reibungslose Funktionieren der "direkten Demokratie", bloß keine komplizierten Umwege über das Geldverdienen des Unternehmens oder gar so etwas wie gewinnbringende Investitionen - wo kämen wir denn da hin? Derlei gesunde Bank-Geschäftsstrategien wären in China und Russland wohl kaum möglich.)
- Die 55 größten "Fracker" haben bisher 245 Milliarden $ Schulden in zwei Jahren erzeugt.
- Und jeden Monat kommen weitere 30 Milliarden $ an roten Zahlen hinzu. Die große Ölfee kann Amerika durch Fracken, einmal abgesehen von den Umwelt- und enormen Grundwasserschäden, niemals retten - vielleicht aber rettet die Teersandfee (siehe unten).
- Berge von zurückgelassenen, rostigen Überresten verschandeln zudem die Landschaft.
- Die Lebensdauern der Quellen sind viel zu kurz; fortlaufend müssen neue Quellen gefunden und angebohrt werden. Heinz Ehrhard bemerkte hier:
"Unter einer Bohrung Rinde
bohrt die Frackermade mit dem Kinde
Kam ein Crash und fraß die Made"
bohrt die Frackermade mit dem Kinde
Kam ein Crash und fraß die Made"
Schade!
Und das Öl ist das Falsche, die Zähigkeit in API-Graden gemessen entspricht nicht den Anforderungen der übrigen Welt. Es ist viel zu dünn und zudem verschwefelt. Daher führen die Amerikaner tatsächlich Öl aus, was in den Medien als der Erfolg des Jahrhunderts, fast schon hysterisch bejubelt wird, aber die dünne Fracking-Brühe können jedoch die amerikanischen Raffinerien nicht verarbeiten. Zum Mischen braucht man große Mengen konventionellen, zäheren Öls, und die müssen leider importiert werden, oder kommen von den Resten des noch verfügbaren konventionellen Öls aus dem Inland. Im bestens abgestimmten Orchester der Medien wiederholt sich alltäglich die Dauerbotschaft: "Juchheissa, Amerika exportiert Öl, wir sind unschlagbar!"