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Ted Butler: Neue Hoffnung auf höhere Silberpreise

02.08.2018  |  Chris Martenson
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Ted Butler: Ja, theoretisch gibt es Positionsbegrenzungen, die auch hin und wieder diskutiert werden. Aber das ist so, als würde man auf der Autobahn eine 30er-Zone einrichten. Niemand beachtet sie. Und wenn man die CFTC fragt, wieso eine einzelne Bank 20.000 Kontrakte - das Äquivalent von 100 Millionen Unzen Silber - verkaufen kann, dann wird das einfach dementiert. Ich bin mir sicher, dass sie einfach sagen würden, "dieser Butler erzählt völligen Unsinn, so etwas geschieht nicht."


Chris Martenson: Um die 100 Millionen Unzen mal in einen Kontext zu bringen: Ich glaube 2017 lag die globale Minenproduktion bei 850 Millionen Unzen. 100 Millionen Unzen sind prozentual gesehen also extrem viel. Ich kenne keinen anderen Rohstoffmarkt, an dem ein einzelner Akteur innerhalb weniger Tage praktisch 15% des gesamten jährlichen Produktionsmenge shorten könnte.

Ted Butler: Gut beobachtet. Damit haben Sie vollkommen recht. Aus diesem Grund sticht der Silbermarkt der COMEX unter allen anderen Rohstoffmärkten hervor und deswegen ist das der Markt, der am stärksten manipuliert wird. Ich könnte auch noch viel mehr ins Detail gehen und Ihnen für jede Silberrally der letzten zehn Jahre zeigen, wie viele Short-Positionen JP Morgan eröffnet und anschließend wieder eingedeckt hat. Alle Informationen stammen direkt von der CFTC, der Börsenaufsicht, die so etwas eigentlich verhindern sollte.


Chris Martenson: Ganz recht. Kommen wir nun zur anderen Seite dieser Geschichte. Ich hatte bereits einige Ihrer Artikel gelesen und schon so manches über den physischen Silberhort von JP Morgan gehört, aber der eigentliche Umfang dieser Silbervorräte war mir nicht bewusst. Erklären Sie uns, wie das funktioniert. Während JP Morgan am Papiermarkt Spiele spielt, häuft die Bank also gleichzeitig auch einen enormen Silbervorrat an?

Ted Butler: Ganz genau. Aber lassen Sie mich von vorne beginnen. Als JP Morgan im März 2008 Bear Stearns übernommen und von irgendeiner Regierungsstelle grünes Licht für die Fortsetzung der Manipulationen am Silbermarkt bekommen hatte, stieg die Bank gleich auf der Short-Seite ein und setzte das Spiel fort. Bei jeder Rally wurden die Short-Positionen erhöht, bei jedem Kursrückgang wurden sie wieder eingedeckt, immer mit einem Profit. Zuvor hatte Bear Stearns diese Strategie verfolgt.

Einmal ging es fast schief, als Silber Anfang 2011 auf 50 $ je Unze schoss. JP Morgan war damals short. Sie waren schlau genug, ihre Short-Positionen während dieser großen Rally nicht aufzustocken, aber das war womöglich einer der Gründe dafür, dass der Kurs überhaupt so weit stieg. Trotzdem muss diese Rally den Bankern gehörige Angst eingejagt haben, denn man hatte ja wie immer auf sinkende Kurse gesetzt. Während die Preise stiegen, wurde ihnen klar, dass sie sich in keiner guten Position befanden und etwas unternehmen mussten.

Sie entschieden sich für eine geniale, wenn auch kriminelle Lösung. Sie beschlossen, dass sie ihre Positionen nicht zu höheren Kursen eindecken konnten, denn sonst wäre der Silberpreis womöglich noch auf 200 oder 300 Dollar gestiegen. Sie waren diejenigen, die eine solche Preisexplosion verhinderten. Die Bank beschloss daher, ihre Möglichkeiten zur Abwärtsmanipulation der Kurse zu nutzen, um gleichzeitig auch ihr Risiko zu minimieren. Künftig kauften sie nicht nur die leerverkauften Kontrakte mit hohem Gewinn zurück, sondern nutzten auch die Gelegenheit, um physisches Silber in solchen Mengen zu erwerben, dass die gesamte Short-Position damit letztlich ausgeglichen werden kann.

JP Morgan war am Silbermarkt der COMEX immer short, aber die Bank war nie in der Lage, diese Position vollständig abzubauen. Man entschied also, dass eine ausgleichende physische Position der beste Weg war. In den ersten ein bis zwei Jahren nach dem Hoch des Silberpreises 2011, als der Kurs wieder auf etwa 30 $ gefallen war, kaufte JP Morgan 100 - 200 Millionen Unzen auf, um seine Short-Position abzusichern.

Als die Banker unterdessen feststellen, wie einfach es war, physisches Silber zu horten, sagten sie sich, "Warum sollten wir aufhören, nur weil die Short-Position abgesichert ist? Wir werden einfach weitermachen, Kontrakte leerverkaufen, die Preise deckeln und die Gelegenheit nutzen, um mehr Silber zu erwerben." Das haben sie bis zum heutigen Tag getan und dabei meinen Schätzungen zufolge bis zu 750 Millionen Unzen Silber angehäuft.

Das war kein Versprecher. Ich meine tatsächlich drei Viertel von einer Milliarde Unzen. Etwa 150 Millionen Unzen befinden sich im COMEX-Lagerhaus der Bank, welches am gleichen Tag eröffnet wurde, als im April 2011 die Entscheidung fiel, physisches Silber zu horten. Doch die übrigen 600 Millionen Unzen werden im Verborgenen aufbewahrt, größtenteils in London.

Sie haben das Silber auf unterschiedlichen Wegen beschafft, aber die Hauptsache dabei ist, dass sie es gekauft haben, während die Kurse fielen - im Gegensatz zu den Brüdern Hunt, die ihr Silber während der Rally kauften, oder selbst Warren Buffet, der 1997 fast 130 Millionen Unzen physisches Silber erwarb. JP Morgan hat sich an diesem Markt also in alle Richtungen abgesichert. Die Bank hat von allen beteiligten Akteuren den größten Einfluss auf den Silbermarkt, und den nutzt sie aus.

Zusätzlich zu den 750 Millionen Unzen Silber hat JP Morgan auch noch etwa 20 Millionen Unzen Gold angehäuft. Wertmäßig betrachtet ist das sogar noch mehr als der Silberhort, weil der Goldpreis so viel höher ist. Diese Banker haben ihr Boot also bis zum Rand mit physischen Edelmetallen beladen, während sie am Papiermarkt gleichzeitig short sind und den Preis kontrollieren können. Das ist das perfekte Verbrechen.


Chris Martenson: Es fällt mir trotzdem schwer, den genauen Vorgang zu verstehen. Wenn man einen Rohstoff shortet, muss man diesen möglicherweise auch liefern. Und wenn man long ist, hat man - je nach Handelskonto - unter Umständen das Recht, sich das physische Metall ausliefern zu lassen. Wie kann die Bank also short sein und gleichzeitig das physische Metall beschaffen?

Ted Butler: Nun, sie sind ganz einfach in verschiedene Märkte involviert. Zum einen gibt es den Papiermarkt, die COMEX, wo der Preis bestimmt wird. Mittlerweile wird der Preis aller Rohstoffe an den Terminmärkten gebildet, ganz gleich, ob es sich nun um Kupfer, Gold oder Rohöl handelt. Praktisch alle, die weltweit mit der Silberbranche zu tun haben, sind Preisnehmer, nicht Preisgeber. Alle Bergbauunternehmen, alle Industriebetriebe, alle Investoren usw. Alle richten sich nach dem Preis der COMEX, ganz gleich, wo dieser gerade liegt.


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