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Ted Butler: Neue Hoffnung auf höhere Silberpreise

02.08.2018  |  Chris Martenson
- Seite 4 -
Ich denke, dass die Chancen dafür heute besser stehen als je zuvor. Grund dafür ist wie gesagt der physische Silbervorrat von etwa 750 Millionen Unzen, den die Bank angehäuft hat. Wenn Sie wissen wollen, welchen Gewinn JP Morgan bei einer historischen Silberrally machen würde, müssen sie nur den Kursgewinn in Dollar mit 750 Millionen multiplizieren.

Sollte der Silberpreis auf 100 Dollar steigen - und das ist meiner Meinung nach nicht unrealistisch - dann wäre das physische Silber der Bank 750 Milliarden Dollar wert. Das ist eine schier unvorstellbare Menge Geld, und Geld ist der einzige Grund, aus dem die Banken überhaupt irgendetwas tun. Es geht nicht darum, die Kontrolle über die Welt zu erlangen, den Dollar zu retten oder etwas in der Art. JP Morgan geht es nur um den Profit, und wenn Silber und Gold nach oben ausbrechen, wird die Bank den größten Gewinn der Geschichte machen.


Chris Martenson: Die Silberreserven, die JP Morgan für den Handel an der COMEX einlagert, sind öffentlich einsehbar. Aber wie sind Sie zu Ihrer Schätzung für die zusätzlichen Bestände gelangt, die die Bank Ihrer Ansicht nach womöglich in London verwahrt? Woher stammen die Daten?

Ted Butler: Nun, ich habe die entsprechenden Hinweise in den letzten Jahren systematisch gesammelt, seitdem mir bewusst wurde, welchen Plan JP Morgan verfolgt. Über die 150 oder 144 Millionen Unzen im COMEX-Lagerhaus müssen wir nicht diskutieren, die sind bekannt. Doch wo kommen die übrigen 600 Millionen Unzen her?

Gehen wir die Liste durch: Erstens haben sie 150 Millionen Unzen physisches Silber beschafft, indem sie in den letzten sechs Jahren Silver-Eagle-Münzen von der U.S. Mint und Maple Leafs von der Royal Canadian Mint gekauft haben. In diesen Jahren wurden im Münzsektor Rekordverkäufe verzeichnet, teilweise waren es mehr als 40 Millionen Silver Eagles pro Jahr.

Ich gehe davon aus, dass JP Morgan mindestens die Hälfte davon erworben hat. Diese Münzen mussten sie allerdings einschmelzen und zu Barren gießen, weil es unmöglich ist, 150 Millionen Unzen in Form von Münzen innerhalb einer akzeptablen Zeitspanne und zu einem vernünftigen Preis zu verkaufen. Das Silber muss in einer Form vorliegen, die in der Industrie Standard ist.

Zweitens bezog die Bank mindestens 250 Millionen Unzen über den Silber-ETF SLV. Als dieser im April/Mai 2011 erstmals einbrach, ging es innerhalb von zwei Monaten fast 30 Dollar nach unten. Damals musste der ETF rund 60 Millionen Unzen Silber abverkaufen. JP Morgan hat all diese Unzen aufgekauft, nachdem die Bank den Absturz des Kurses ab dem 1. Mai 2011 im Hintergrund eingefädelt hatte. JP Morgan hatte also einen wirklich guten Start und kaufte 50 oder 60 Millionen Unzen Silber, die der SLV liquidieren musste.

Drittens gelang es ihnen, in den folgenden sieben Jahren weitere 200 Millionen Unzen aus den Beständen des Silber-ETFs einzusammeln. Wie Sie sicher wissen, wird der SLV von JP Morgan selbst aufgelegt, d. h. die Bank ist verantwortlich dafür, dass der Fonds im Verhältnis zu den ausstehenden Anteilen immer die richtige physische Silbermenge hält. JP Morgan konnte das physische Silber also jederzeit selbst einsammeln und in den eigenen Tresoren lagern, wenn die Anleger die ETF-Anteile abverkauften. Über diese Bestände muss die Bank nirgendwo Bericht erstatten.

Es gibt noch einen weiteren Weg, auf dem JP Morgan bis zu 200 Millionen Unzen zusätzlich beschaffen konnte. Seit dem April 2011 hat in den Lagerhäusern der COMEX eine phänomenale Bewegung physischen Silbers begonnen, die es zuvor in dieser Form und in diesem Ausmaß nicht gab. Nur wenigen Menschen ist bewusst, dass jede Woche 4-5 Millionen Unzen Silber durch die Lagerhäuser der COMEX fließen.

Ich meine damit physisches Silber, das in Lastwagen geliefert und in Lastwagen wieder abtransportiert wird. Seit April 2011 wandern jede Woche etwa 4-5 Millionen Unzen physisches Silber durch die COMEX-Lagerhäuser. Das entspricht 200-250 Millionen Unzen im Jahr bzw. fast 1,5 Milliarden Unzen in den letzten sechs bis sieben Jahren. Bei keinem anderen Rohstoff ist der physische Durchsatz in den Lagerhäusern der COMEX so hoch, weder bei Gold, noch bei Kupfer, noch bei jedem anderen Rohstoff.

Ich behaupte, dass der einzige Grund für diesen hohen Durchsatz darin besteht, dass JP Morgan sich unbemerkt einen gewissen Anteil des Silbers abzweigen kann. Von den etwa 1,5 Milliarden Unzen Silber, die die Lagerhäuser in den letzten Jahren passierten, konnte die Bank etwa 200 Millionen Unzen in ihre eigenen Tresore umleiten, die sich größtenteils in London befinden. Insgesamt hat JP Morgan also 600 Millionen Unzen Silber beschafft.

Möglicherweise sind es sogar noch mehr, doch die drei verborgenen Hauptquellen für den physischen Silberhort waren die Münzverkäufe der kanadischen und US-amerikanischen Prägestätten, der Silber-ETF SLV, den die Bank selbst verwaltet, und die physischen Silberströme, die durch die Lagerhäuser der COMEX geflossen sind.

Dabei gilt es, einen wichtigen Punkt zu verstehen. Die 600 Millionen Unzen sind gewissermaßen unsichtbar. Wenn sie in öffentlich zugänglichen Daten auftauchen würden, würden wir diese Unterhaltung gar nicht führen, denn dann wäre es zumindest an den Edelmetallmärkten Allgemeinwissen, dass JP Morgan insgesamt 750 Millionen und nicht nur 150 Millionen Unzen Silber besitzt. Die Strategie der Bank wird jedoch nur aufgehen, wenn niemand davon weiß.


Chris Martenson: Ich würde Ihnen auf jeden Fall zustimmen, dass es den Banken nur um den eigenen Profit geht. Doch ich würde gern für einen Moment auf die Fundamentaldaten des Silbermarktes zu sprechen kommen. In den letzten beiden Jahren hat die Minenproduktion im Silbersektor abgenommen und der Ausstoß der primären Silberminen ist 2017 sogar 9% gesunken. Offensichtlich ist es den Bergbauunternehmen nicht möglich, bei diesem Preisniveau noch einen Gewinn zu erwirtschaften, daher ist ein Rückgang der Produktionsleistung die logische Folge. Wie schätzen Sie die Situation in Bezug auf fundamentale Angebots- und Nachfragefaktoren ein? Können Sie dazu etwas sagen?


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