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Ökonomische Hürden auf dem Weg zu einer warengedeckten Währung

28.01.2007  |  Mag. Gregor Hochreiter
Das Zeitalter des Papiergeldes hat im 20. Jahrhundert eine Spur der Verwüstung hinter sich gelassen. Die Anzeichen zu Beginn des 21. Jahrhunderts lassen für die nahe Zukunft keine nachhaltige Entspannung an der Geldfront erwarten. Im Gegenteil. Die Zentralbanken inflationieren die Geldmenge munter weiter, weil die Regierungen zur Machtsicherung das Geld weiterhin mit beiden Händen zum Fenster rauswerfen, obwohl sie bereits "auf den Hund gekommen sind". Die Unternehmen und Privatpersonen ächzen unter der der Inflationspolitik geschuldeten steigenden Schuldenlast, nähren als Wähler aber mit ihren unfinanzierbaren Forderungen an die Politik gleichzeitig die Fortsetzung dieses Pyramidenspiels.

Immer häufiger spürt die Bevölkerung die sinkende Kaufkraft des Euro, was die Zentralbanken veranlaßt, breit angelegte "Aufklärungskampagnen" durchzuführen. Denn die von Zentralbanken veröffentlichten niedrigen Inflationszahlen und die im täglichen Leben erfahrene Erosion der Kaufkraft der Währung lassen sich nicht mehr miteinander vereinbaren. Mit der steigenden Frustration über den von Zentralbankern despektierlich als "gefühlte Inflation" abgekanzelten Wertverlust des Geldes schießen Geldexperimente wie Pilze aus dem Boden. Freigeldexperimente wie der "Chiemgauer" oder der österreichische "Waldviertler" wandeln auf den Spuren von Silvio Gesell und suchen - wohlgemerkt mit untauglichen Mitteln - die Krise des Papiergelds zu überkommen. Die Rufe nach einer Rückkehr zu einem warengedeckten Geld finden hingegen nur in einer kleinen, wenn auch stetig wachsenden, Gemeinde Zustimmung. Einige Unternehmer, die der kürzlich und viel zu früh verstorbene Reinhard Deutsch in seinem Dreiteiler "Digitale Goldwährungen - Das Geld der Zukunft?" vorgestellt hat, versuchen eifrig, seriöse private Alternativen zum staatlichen Papiergeldirrsinn zu entwickeln.

Dieser Beitrag soll dieses Unterfangen auf seine ökonomische, d.h. volkswirtschaftliche, Tauglichkeit prüfen und geht insbesondere der Frage nach, ob die digitalen Währungen in ihrem begrüßenswerten Anliegen, die Menschheit von der Plage "fiat money" zu befreien, nicht versehentlich versuchen, das Pferd von hinten aufzuzäumen. Zwei grundlegende ökonomische Gesetzmäßigkeiten müssen für die Bewältigung dieser Aufgabe näher betrachtet werden. Es handelt sich dabei einerseits um das von Ludwig von Mises formulierte "Regressionstheorem" und andererseits um das "Greshamsche Gesetz". Das Wissen um diese beiden ökonomischen Gesetze ist für eine erfolgversprechende Überwindung des "fiat money"-Regimes von entscheidender Bedeutung.


Das Regressionstheorem

In seiner 1912 erschienen Habilitationsschrift "Die Theorie des Geldes und der Umlaufmittel" legt Ludwig von Mises erstmals eine mit der subjektiven Wertlehre zu vereinbarende Erklärung für die Entwicklung eines allgemein akzeptierten Tauschmittels, kurz Geld genannt, nieder. Bis zu dieser Publikation plagte ein hartnäckiger Zirkelschluß die Ökonomie: Geld wird von den Menschen nachgefragt, weil es Kaufkraft hat, und weil es Kaufkraft hat, wird Geld nachgefragt. Diesen Zirkelschluß löst Ludwig von Mises mit der Einführung des Faktors Zeit in die Analyse auf. Die Kaufkraft des Geldes in der unmittelbaren Zukunft hängt zu einem großen Teil von dem Wissen über die heutige Kaufkraft des Geldes ab. Und die heutige Kaufkraft läßt sich großteils auf die gestrige Kaufkraft zurückführen. So gelangt man über kurz oder lang zu einem Punkt in der Geschichte, wo das als Geld verwendete Gut nur aufgrund seines industriellen Nutzens nachgefragt wurde, wobei unter "industriell" nicht nur die Nachfrage der Industrie zu verstehen ist, sondern jede nicht-monetäre Nachfrage nach einem Gut, d.h. auch jene von Privatpersonen nach Gold als Schmuckobjekt. Auf dieser industriellen Verwendung des Gutes aufbauend, kam in weiterer Folge die monetäre Nachfrage hinzu, bis dieses Gut fast ausschließlich wegen seiner Funktion als allgemein akzeptiertes Tauschmittel von den Marktteilnehmern nachgefragt wurde.

Folglich kann Geld nicht einfach per Dekret in die Welt gesetzt werden, wie Carl Menger in seinem Werk "Grundsätze der Volkswirthschaftslehre" 1871 darlegte. Aufgrund einer breitgestreuten Nachfrage erfreuen sich bestimmte am Markt gehandelte Güter einer relativ höheren Absatzfähigkeit und diese höhere Absatzfähigkeit leitete die Herausbildung eines allgemein akzeptierten Tauschmittels, d.h. Geld, ein, bis jenes Gut mit der höchsten Absatzfähigkeit den Status des allgemein akzeptierten Tauschmittels einnehmen kann. Je nach historischem Kontext fungierten Vieh, Waffen, Kakaobohnen, Gänsefedern, Kabeljau, Tabak, Zigaretten und natürliche diverse Edelmetalle als Geld. Diese Güter waren solange Geld, bis ein anderes Gut relativ absatzfähiger wurde.


Ein Zwischenresümee:
  • Geld muß sich notwendigerweise aus dem Marktprozeß evolutionär entwickeln, weswegen nur bereits im allgemeinen Gebrauch stehende Güter überhaupt das Potential haben, Geld zu werden.

  • Ohne breitgefächerte Wertschätzung der Menschen kann kein Gut die Rolle des Geldes einnehmen. Das als Geld verwendete Gut besitzt unter allen Gütern am Markt die höchste Absatzfähigkeit, und zwar schon lange bevor es überhaupt zu Geld geworden ist.





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