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In der nächsten Krise wird Gold nicht wie 2008 fallen

30.08.2018  |  Dr. Keith Weiner
- Seite 3 -
Auch außerhalb der Terminmärkte kam es überall zu Margin Calls. Beispielsweise ging Bear Stearns im März 2008 bankrott. Was tat die Investmentbank mit ihren hypothekarisch besicherten Wertpapieren und anderen Vermögenswerten? Welche Handelsentscheidung trafen die Gegenparteien von Bear Stearns? Was taten Aktionäre oder Kontoinhaber der Bank, vielleicht gezwungenermaßen? Das Wort reimt sich auf "zerlaufen" und beginnt mit einem "v".

Diese Zeitspanne spiegelt die Spannungen wider, die wir in einem vorherigen Artikel beschrieben haben. Einige Marktteilnehmer sind gezwungen, ihr Gold zu verkaufen, während andere sich dazu entscheiden, lieber Geld (d. h. Gold) zu halten anstatt Kreditinstrumente, deren Zahlungsausfall sie fürchten. Wir wissen, dass der Preis 2008 über sieben Monate hinweg um etwa 30% gefallen ist. Das war eine Korrektur nach einem Anstieg von etwa 400%.


Unterschiede zwischen jetzt und damals

Sollte die Krise dieses Jahr stattfinden, dann können wir bereits einen offensichtlichen Unterschied feststellen: Es gab keinen sieben Jahre andauernden Bärenmarkt des US-Dollars (falsch bezeichnet als Goldbullenmarkt). Gold steht nicht in der Gunst des Mainstreams (wäre dies der Fall, dann würde der Goldpreis in Dollar nicht seit der Spitze 2011 sinken).

Daraus können wir drei Schlussfolgerungen ziehen. Erstens: Heutzutage wird weniger Gold zur Preisspekulation gehalten als im März 2008. Zweitens: Wenn es zur Spekulation verwendet wird, dann sind die Trader wahrscheinlich abgesichert, um sich gegen Kursverluste zu schützen. Drittens: In Portfolios mit hohem Fremdkapitalanteil wird heute wahrscheinlich weniger Gold gehalten als zum damaligen Zeitpunkt.

Ein weiterer Unterschied ist, dass dieses Mal jeder zu wissen scheint, wie sich alles abspielen wird. Damals im Herbst 2008 und im Frühjahr 2009 wusste niemand, was die Fed und die anderen Zentralbanken planten. Heute kommt jedem der leicht dahingesagte Satz "Geld bis in die Unendlichkeit drucken" über die Lippen, nicht nur den Mitgliedern der Goldgemeinschaft. Und alle wissen (oder vielleicht sollten wir "wissen" in Anführungszeichen verwenden), dass Gold zuerst sinken wird und dann in die Höhe schnellt. Das letzte Mal druckte ("druckte") die Fed 3,5 Billionen Dollar.

Das nächste Mal, so weiß es jeder, werden es 35 Billionen sein oder wie viel auch immer nötig ist. Also weiß jeder, dass Gold fallen und dies eine einmalige Kaufgelegenheit sein wird.

Dieses Mal jedoch kommt Gold aus einem siebenjährigen Bärenmarkt, keinem siebenjährigen Bullenmarkt. Und es gibt einen weiteren Unterschied zu damals: Jeder ist sich des Gegenparteirisikos und der Bonitätsfrage, die über dem Bankensystem hängt, heute viel deutlicher bewusst. Das muss nicht wie das letzte Mal neu und über mehrere Monate hinweg gelernt werden. Die Leute denken auch über Bargeldverbote (die erforderlich werden, sobald die negativen Zinsen eine bestimmte Schwelle überschreiten), Kapitalkontrollen und andere Faktoren nach, die Gold im Verhältnis zu anderen Assets attraktiver machen. Diese Maßnahmen war von März bis Oktober 2008 noch unvorstellbar.

Ist es auch möglich, dass die Preise diesmal nicht besonders stark (oder überhaupt nicht) zurückgehen? Wir werden nicht versuchen, vorherzusehen (oder vielleicht sollten wir "vorherzusehen" schreiben), wie sich die Goldpreise in der nächsten Krise entwickeln werden. Wir werden aber nicht darauf warten, dass Gold auf 830 Dollar fällt (ein Rückgang von 30% verglichen mit dem heutigen Preises). Wir werden dies sagen: Wir sehen zwischen 2008 und heute keine Unterschiede, die bearish für Gold wären. Die Unterschiede sind im Gegenteil alle bullisch für das Edelmetall.

Es gibt keine Gewissheit über die Entwicklung der Preise, aber diese Handelsfaktoren - sie sind weder Fundamentaldaten, noch das, was wir als technische Daten bezeichnen - deuten darauf hin, dass der Goldpreis in der nächsten Krise eine bullischere Richtung einschlägt als in der letzten.


Die irrtümliche Wertanlage

Und das führt uns zu unserem letzten, wenn auch flüchtigen Punkt. Wir hören oftmals, dass Leute Gold als eine "Wertanlage" bezeichnen. Wenn Sie einen Tank besitzen, dann ist das ein Wasserlager. Ein Getreidesilo ist ein Weizenlager. In beiden Fällen ist es eine gelagerte Menge eines Rohstoffes. In diesem Sinne ist ein Tresorraum ein Goldlager.

Jedoch entspricht der wirtschaftliche Wert - wie wir oben sehen - dem, was ein Bieter gewillt ist zu zahlen. Die "Geldhaftigkeit" des Goldes entstammt nicht der Tatsache, dass man für eine bestimmte Menge Gold heute dieselbe Menge an Weizen erhält wie im letzten Jahr oder vor 2000 Jahren. Tatsächlich ist die Kaufkraft von Gold gemessen in Weizen nicht festgelegt. Pricedingold.com zeigt, dass der Weizenpreis über die letzten zehn Jahre von etwa 0,9 Gramm Gold je Büschel bis zu 3,6 Gramm reichte. Der höchste Preis ist viermal so hoch wie der niedrigste Wert.

Ein Grund dafür, dass Gold Geld ist, ist die Tatsache, dass wir die nächste Unze Gold immer genauso wertschätzen, wie die letzte. Ein Beweis für diese außergewöhnliche Behauptung ist in der außergewöhnlichen Tatsache zu finden, dass sich nahezu alles Gold, das jemals in den letzten 5.000 Jahren der Menschheitsgeschichte gefördert wurde, noch immer in Menschenhand befindet. Gold wird nicht produziert, um es zu verbrauchen, sondern um es zu besitzen. Und wir produzieren es weiterhin, egal wie viel in der Vergangenheit bereits gefördert wurde.

In anderen Worten: Wir messen den Wert des Goldes, wie wir den Wert aller anderen Dinge in der Wirtschaft messen - in Gold. Gold besitzt keine konstante Kaufkraft (vielleicht sollten wir hier "Kaufkraft" verwenden). Es besitzt einen konstanten Preis. Der Goldpreis beträgt immer 1. Das ist keine überflüssige Doppelaussage, sondern drückt aus, dass Gold einen konstanten, Grenznutzen besitzt.

Gold ist der stählerne Zollstock, mit dem wir wirtschaftliche Werte messen. Selbst wenn wir an Höhe (Menge) gewinnen, wird die Länge (Unze) nicht abnehmen.


© Keith Weiner
Monetary Metals



Der Artikel wurde am 20. August 2018 auf www.monetary-metals.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.


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