Tritt Regel 589 in Kraft? - Der heiligen Finanz-Dreifaltigkeit gehört die USA (Teil2/2)
10.10.2018 | Prof. Dr. Hans J. Bocker
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Wie ging das vor sich? Höchst einfach: Kaufe große Mengen an Shorts zu höheren Preisen und warte ab, bis die Preise fallen, sei es dadurch, dass die anderen Spekulanten im Markt die Nerven verlieren, oder sei es durch J.P.M.‘s eigene Preisdrückerei, also z. B. durch einige Verkäufe auf der physischen Seite. Waren die Kurse dann tief genug, stellte J.P.M. die Short-Positionen zu tiefsten Preisen drei Minuten vor der Schlussglocke glatt, kassierte die hohen Gewinne und kaufte damit wieder physisches Metall.
Wie eine gigantische Silberwaschmaschine. Shorts hoch kaufen, tief wieder zurückkaufen, physisches Silber vom Gewinn kaufen, Laden, Waschen, Spülen, Trocknen, Wiederholen.
Inzwischen hat J.P.M. allerdings auf diese Weise ein schmuckes Silberberglein aufgehäuft, etwa 850 Millionen Unzen, also eine weltweite Jahresproduktion. Und natürlich gibt es noch Anteile an Silber-ETFs und an einigen Silberfonds - alles in allem könnte man von vielleicht 1 Milliarde Unzen ausgehen. Doch liegen die einfach so auf einem gemieteten Schrebergartenkompost herum? Nein. Die Bank hat alles sorgfältig versteckt und gut verteilt.
Sollte der Hauptschlag des gigantischen Betruges je kommen - und alles deutet darauf hin - kommt ein Teil aus den Kellern der Londoner LBMA (London Bullion Market Association), ein Teil aus eigenen Lagerhäusern, etwas aus der Schweiz, und natürlich ein Hügel aus den Gewölben der COMEX in New York.
Bisher hatte J.P.M. Seine Positionen immer in letzter Sekunde glatt gestellt, die Shorts zurückgekauft und damit den gesamten Markt gerettet. Es gab keine Schlagzeilen oder große Aufregungen. Daran hatten sich alle Marktteilnehmer gewöhnt. Die Kurse waren nicht so extrem tief, dass die Spekulanten auf der Gegenseite der Wette, wie im Falle der Hunts, durch Margin Calls plattgewalzt worden wären.
Margin Calls, also ultimative Zahlungsaufforderungen, ergingen in Krisenzeiten schon an viele Spekulanten, die ihre Verträge nicht erfüllen konnten, und viele sprangen danach in ihrer Verzweiflung von den Hochhäusern, wie in den Jahren 1929/30. Geschieht dies auf der Short-Seite, spricht man von einen Short-Squeeze. Man wird finanziell gründlich zerquetscht, nachdem alles Eigentum brutal gepfändet wurde und der Schuldturm droht, ganz wie im Mittelalter.
Anfragen z.B. seitens der GATA (Gold Antitrust Action Committee), wieso eine Bank immer nur gewinnen kann und alle anderen stets verlieren, wurden von den Aufsichtsbehörden übrigens überhaupt nicht beantwortet und als endlich einige Parlamentarier anfragten, kam die Antwort: "Das ist ein reiner Zufall und absolut einmalig!"
Und J.P.M. hat nicht nur Silber, sondern auf die gleiche heimtückische Manier durch Short-Selling am Goldmarkt auch noch etwa 30 Millionen Unzen Gold in der Nachttischschublade gestapelt. Sollte es J.P.M. gelingen, dank seiner gewaltigen Marktmacht und seiner Beherrschung der Terminmärkte Gold auf 4.000 $ und Silber auf 500 $ je Unze anzuheben, dann könnte die größte Bank der Welt einen kleinen Gewinn in der Größenordnung von vielleicht 2 bis 3 Billionen $ einstreichen, falls es den Dollar bis dahin noch gibt.
Und ganz nebenbei könnte man die Masse der pleitegegangenen anderen Short-Seller zum Preis eines dreifachen Döners gemächlich schlucken und im Finanz-Kropf neben den Leichenresten von Bear Sterns zwecks rascher Verdauung gekonnt anordnen.
Muss J.P.M. irgendetwas besonderes tun, um diesen größten Finanzdonnerschlag des Jahrhunderts auszulösen? Nein, überhaupt nicht, J.P.M. muss nur seine Geschäftspolitik umkehren. All das Gold und vor allem das Silber, das in zwölf Jahren durch ein wenig betrügerische Machenschaften am Terminmarkt heimlich aufgetürmt wurde, kehrt zum Markt zurück, aber völlig anders, als sich das Klein-Fritzchen so vorstellte. Diese Ultrabank wird ihre Short-Positionen nicht wie vorher immer glattstellen, sondern die Spekulanten auf der Gegenseite der Wette - und damit letztlich den ganzen Markt - gegen die Wand laufen lassen.
Schon jetzt haben die Short-Spekulanten so viele Kontrakte abgeschlossen wie seit Jahren nicht mehr. Sie sind schon dermaßen short, dass sie schon fast wieder long sind. Stellt die Großbank nicht glatt, erreichen die gegnerischen Short-Spekulanten schon bald eine Position, in der sie glattstellen müssen, doch hierfür müssten sie die entsprechenden Mengen an physischem Metall nachweisen, doch diese hat dummerweise J.P.M. Oder sie müssten mit Dollar-Beträgen (also mit Geld) ausgleichen, und diese hat in genügender Höhe dummerweise ebenfalls nur J.P.M.
Damit nicht genug: Um mit Metall auszugleichen, müssten sie dieses kaufen - aber wer wird nicht verkaufen? J.P.M. Die Regel, die einen solchen Short-Squeeze behandelt, ist die COMEX-Regel 589. Man kann die Einzelheiten selbst dort nachlesen. Aber das Prinzip ist einfach: Wenn die Metallverkäufer streiken, da ihnen der Unzenpreis zu niedrig erscheint, muss der Handel beim Fixing für einige Minuten ausgesetzt und auf ein neues Angebot gewartet werden. Jetzt steht Silber vielleicht bei 14 $, das neue Angebot könnte mit 25 $ einlaufen. Kommt es dann wieder zum Verkäuferstreik, wird gewartet bis sich der Preis erneut erhöht.