Warum unser Währungssystem eine existenzielle Bedrohung darstellt
04.10.2018 | Chris Martenson
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Doch was geschieht, wenn das organisierende Prinzip dafür sorgt, dass alle auf einen Abgrund zumarschieren? Dann müssen wir es entweder ändern oder untergehen.In dem oben zitierten UN-Bericht heißt es weiterhin:
"Die meisten Beobachter haben keine Kenntnis von den aktuellen biophysikalischen Realitäten. Ihnen ist nicht bewusst, dass die Triebkraft hinter dem Wandel hin zum Postkapitalismus das Ende der Ära ist, die den Kapitalismus des endlosen Wachstums überhaupt erst ermöglicht hat: die Ära der überreichlich vorhandenen, billigen Energie.
Wir haben nun also einen neuen, unberechenbaren und einzigartigen Abschnitt der Geschichte betreten, für den die konventionelle Werkzeugkiste der Wirtschaft keine Antworten mehr bereithält. Während sich das Wachstum auf Sparflamme fortsetzt, haben sich die Zentralbanken auf Negativzinsen und den Kauf enormer Mengen an Staatsschulden verlegt, um unsere Wirtschaft am Laufen zu halten. Doch was geschieht, wenn diese Maßnahmen beendet werden? Den Regierungen und Zentralbanken gehen die Optionen aus.
Die kapitalistisch geprägten Märkte werden nicht in der Lage sein, die nötigen Veränderungen herbeizuführen. Die Regierungen werden eingreifen und die entsprechenden Institutionen werden die Märkte aktiv umgestalten müssen, um sie mit den Zielen für den Fortbestand der Menschheit in Einklang zu bringen. Das neue Paper argumentiert, dass der Wandel unausweichlich ist - auf die eine oder andere Art wird er kommen."
Auch ich bin der Ansicht, dass Veränderungen bevorstehen - ob uns das nun passt oder nicht. Ich würde jedoch noch weiter gehen als die Autoren und hinzufügen, dass jedes System, ganz gleich unter welchen Voraussetzungen und mit welcher Funktionsweise, scheitern muss, wenn es nicht auf einer nachhaltigen Idee gründet. Und die keineswegs nachhaltige Idee unseres Systems ist das schuldenbasierte Fiatgeld.
Dieses Konzept ist von Grund auf fehlerhaft und nun versagt es. Allerdings können sich die Machthabenden keine Lösung vorstellen, weil jede Antwort das gesamte soziale, politische und geopolitische Gefüge zu stark aus den Fugen heben würde. Geblendet von ihren Gewinnen können sie sich einfach nicht bewusst machen, dass die Lynchjustiz des wütenden Mobs einen noch deutlich unangenehmeren Ausgang für sie bedeuten würde, wenn das System erst einmal zusammenbricht.
Wie es nun weitergeht
Hilfe ist derzeit nirgends zu erkennen, weder von unseren führenden Politikern, noch - ehrlich gesagt - von uns selbst. Es gibt zu viele Menschen, die keineswegs bereit wären, das gesellschaftliche Streben nach Wachstum aktiv zurückzuweisen und einen genügsameren Lebensstil anzunehmen. Eine signifikante Senkung der Kohlenstoffemissionen in die Atmosphäre würde heftige Schläge gegen die Wirtschaft, den Verlust von Arbeitsplätzen und möglicherweise auch eine Reduktion der weltweiten Gesamtbevölkerung nötig machen. Niemand in der Politik würde sich auch nur im Entferntesten an eine solche Diskussion heranwagen.
Doch die Veränderungen kommen und haben in vielen Fällen bereits begonnen. Während ich diesen Artikel verfasse, steht Hurrikan Florence vor der Küste von North Carolina, lässt die Regenfälle dramatisch ansteigen und verschlimmert dadurch die Überschwemmungsschäden. Ist die globale Erwärmung verantwortlich für die spezifischen Luft- und Meeresströmungen, die dieses Wetter verursacht haben? Vielleicht, vielleicht auch nicht. Wir können jedoch überzeugend argumentieren, dass die Erwärmung der Luft und der Meere in den letzten Jahren zu einer Erhöhung des allgemeinen Energiepotentials führt, was wiederum die Intensität der Hurrikans verstärkt.
Wir können außerdem feststellen, dass die von Florence und künftigen Stürmen verursachten Schäden durch die extrem kurzsichtigen Baupraktiken verschlimmert werden, die nur darauf abzielen, den Grundstückswert und die Immobilienentwicklung zu maximieren. Feuchtgebiete und Dünen, die entstanden sind, um die anschwellende Brandung der See bei Sturm aufzufangen, wurden auf der Jagd nach Profiten planiert und einbetoniert. Waren diese zusätzlich eingenommenen Dollars die späteren Sturmschäden (und den Verlust ganzer Ökosysteme) wert?
Schieferöl wird heute aus dem Boden gepumpt, so schnell es nur geht - erstaunlicherweise, ohne dass dabei ein Gewinn erzielt wird. Kollektiv betrachtet war die gesamte Fracking-Industrie bislang ein gigantisches Verlustgeschäft. Die Produzenten müssen das Öl unablässig weiter an die Oberfläche pumpen - allein deshalb, um die Schulden und das Kapital in diesem Sektor in Bewegung zu halten. Die Bohrlöcher werden nicht deswegen angelegt, weil es wirtschaftlichen Sinn ergäbe oder in der aktuellen Situation das Richtige wäre, sondern weil all das von der Federal Reserve gedruckte Geld irgendwohin fließen muss und irgendetwas tun muss. Im Moment überschwemmt es eben die Ölbranche.
Jeder vernünftige Mensch sollte sich zurücklehnen, überlegen in welchem Verhältnis das Fiasko im Schieferölsektor zu den Vorteilen des Frackings steht, und laut "Stopp!" rufen. Doch anscheinend "brauchen" wir die Arbeitsplätze, das Geld und das Öl, und zwar genau jetzt. Das liegt in der Natur unseres schuldenbasierten Geldes. Dieses System verstärkt kurzfristige Impulse, die darauf abzielen, alles "jetzt sofort" zu bekommen, zu Lasten langfristiger Denkweisen - oder überhaupt jedes Denkens.
Veränderungen werden also kommen und wenn diese dritte, von den Zentralbanken aufgepumpte Kreditblase platzt, werden wir ein enormes Chaos erleben. Es wird immerhin die letzte Blase dieser Größe sein. Nach diesem Zusammenbruch wird kein Weg an der Erkenntnis vorbeiführen, dass es eine schrecklich dumme Idee war, einer Handvoll Bankster zu erlauben mit dem Preis des Geldes herumzuspielen, um noch mehr Kreditwachstum und noch höhere Ausgaben zu erzielen.
Unterdessen - während die Menschen noch unsere großartigen steigenden Aktienkurse bewundern, Unternehmen Börsenwerte von 1 Billion $ erreichen und die Kurs-Gewinn-Verhältnisse neue Rekorde verzeichnen - wird das Wetter schlechter, Arten verschwinden und mehr und mehr Menschen geraten durch Überschuldung in lebenslange Abhängigkeit. Die schwierigen Diskussionen, die wir unbedingt führen müssten, werden allerdings nicht begonnen.
Was können Sie nun unternehmen? Zunächst einmal: Kümmern Sie sich um sich selbst. Verbessern Sie Ihre Widerstandsfähigkeit im Falle einer Krise, um besser auf das Kommende vorbereitet zu sein. Lassen Sie sich nicht von einer Scheinrealität blenden, sondern bleiben Sie standhaft bei dem, was wahr und richtig ist. Kümmern Sie sich um Ihre Familie, Ihr Haus, Ihren Garten; bauen Sie Ihr Vermögen auf und stellen Sie alte Verhaltensweisen auf den Prüfstand.
© Chris Martenson
Peak Prosperity
Der Artikel wurde am 14. September 2018 auf www.PeakProsperity.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.