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Liebe Goldanleger, es ist Zeit für eine Lehrstunde in Logik

05.10.2018  |  The Gold Report
- Seite 3 -
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Fiktion: Wenn Sie das Unmögliche ausschließen, muss das, was noch übrig bleibt, die Wahrheit sein, ganz gleich wie unwahrscheinlich sie erscheint.

Realität: Wenn Sie genügend Hinweise gesammelt haben, deren gemeinsames Auftreten bei allen außer einer vorgeschlagen Hypothese sehr unwahrscheinlich ist, dann muss diese übrig bleibende Hypothese - ganz gleich wie unwahrscheinlich sie von Anfang an war - eine Wahrscheinlichkeit haben, die hoch genug ist, sodass Sie in der Praxis Entscheidungen treffen können, die von der Richtigkeit dieser Hypothese ausgehen, und dass diese Entscheidungen sich oft als günstig erweisen - sofern Sie alle anderen Hypothesen, deren Berücksichtigung sinnvoll ist, ebenfalls untersucht haben.


Sobald Sie die harte, schonungslose Bedeutung dieses Cartoons erfasst haben, werden Sie verstehen, welche Absicht hinter diesem Kommentar steckt. Einsteins Definition von Wahnsinn schwirrt durch die Köpfe der Gold- und Silberanleger auf der ganzen Welt. Warum genau investieren gebildete, erfahrene und erfolgreiche Leute wie z. B. Eric Sprott weiterhin beträchtliche Teile ihres Gesamtvermögens am Edelmetallmarkt - sei es in physisches Gold und Silber oder in die Aktien der Bergbauunternehmen - und setzen damit ihre persönliche Glaubwürdigkeit aufs Spiel? Was sieht Eric Sprott, was andere Marktteilnehmer nicht sehen?

Sherlock Holmes sagt in dem Cartoon das, was ich 2008 auch dachte: Es war nicht möglich, dass der Absturz der Immobilienpreise die Banken nicht zusammenbrechen lässt. Als jedoch bewiesen war, dass dieser Kollaps nicht eintrat, weil kriminelle Politiker eingeschritten waren und ihre Bankerfreunde gerettet hatten, blieb eine andere Wahrheit zurück, die einen Schleier über die Realität legte und zahlreiche Fehlvorstellungen auslöste.

Die Realität war nicht das, was die Logik diktierte, und da ab 2009 falsche Grundannahmen zu unnatürlichen Ergebnissen führten, litt der Goldmarkt trotz massiver bullischer Einflussfaktoren unter akutem Preisverfall, während die Aktienmärkte trotz ebenso bearisher Faktoren florierten. Als Resultat dessen ist uns heute jedes Vertrauen in technische und fundamentale Analysen sowie in historische Bewertungsgrundlagen abhanden gekommen.

Eine Anekdote: Im Frühsommer 2017 war ich begeistert von der Möglichkeit eines aufgehenden Sterns im Bergbausektor von Nevada und empfahl Stakeholder Gold Corp., nachdem das Unternehmen das Projektgebiet Goldstorm erworben hatte. Die Liegenschaft befindet sich in einer Region, in der drei goldhaltige Mineralisierungen aufeinander zulaufen (Getchell, Northern Nevada Rift und der berühmte Carlin-Trend), und grenzt an das Projekt Snowstorm von Seabridge Gold an.

Im Mai dieses Jahres begann ich Freunde und Verbündete anzurufen, die gemeinsam typischerweise 2-5 Millionen $ investieren, wenn ich ihnen einen Deal vorstelle. Das Ergebnis? Null Interesse. Alle begründeten ihre Entscheidung gleichermaßen: "Wir haben genug Gold-Juniors." Zwei Wochen später rief ich die gleichen Leute mit einem Angebot an, bei dem es um ein Unternehmen mit Vanadiumprojekten ging (ein "Batteriemetall") und sie zeichneten innerhalb von zehn Tagen 25% der Finanzierung. Was sagt uns das über den aktuellen Zustand der Edelmetallmärkte?

Ich bin der konträrste aller "konträren Investoren", dem Sie jemals begegnen werden. 1999 lachte ich über CNBC und shortete den Nasdaq in dem Moment, als die Aktien von Pets.com unter den Preis der Erstemission von 11 $ fielen. Ich lachte, als AOL Time Warner übernahm, und ich lachte auch über Barrick Gold, als das Unternehmen 2009 die Eindeckung seiner Absicherungsgeschäfte ankündigte, nachdem Gold von den Tiefs des Jahres 2001, als Barrick noch zu den Verkäufern zählte, um 800 $ gestiegen war.

Doch nichts ist vergleichbar mit der Blase, die wir alle heute erleben, insbesondere bei den FAANG-Aktien. Diese genießen jedoch einen besonderen Schutz durch die höheren Mächte, denn sie sind das Symbol von Freigiebigkeit und Resignation in der Welt der Banker. "Sorgen Sie dafür, dass die Massen zufrieden sind", rief der Banker dem Bürgermeister zu. Und hier, meine Freunde, ist die Unlogik der Finanzanalysen zu Hause.

Wenn das Kind, das den Kaiser in seiner Unterwäsche die Straße entlangschreiten sieht, nichts sagt, dann bleibt der vermeintlich prachtvolle Mantel, in dem seine Eitelkeit vorbeistolziert, lebhaft und real. Doch wenn das Kind beim Anblick des nackten Fleisches entsetzt aufschreit, verschwindet der Mantel.

Die Welt ist heute erfüllt mit dem Pesthauch der erdrückenden Verschuldung und der Währungsentwertung. Dennoch fühlt man sich fast an das vorrevolutionäre Frankreich erinnert, als das Volk Louis XIV die abgemagerten Hände entgegenstreckte, wenn dieser in unverfrorener Korpulenz an seinen Untertanen vorüberging.

Der Kanarienvogel in der Kohlemine der westlichen Wirtschaft war früher der Anleihemarkt. Steigende Renditen waren ein verhängnisvollen Zeichen. Also taten sich die "eingeweihten" Regierungen zusammen, um das Feuer dort zu löschen, wo es nötig wurde (in Japan, in der Schweiz, in Griechenland, Italien etc.) Heute hat der jeweilige Aktienindex eines Landes die Rolle des Kanarienvogels übernommen, sei es der Toronto Stock Exchange 300, der FTSE oder der ASX.

Die Anleger glauben heute, im Aktienmarkt einen neuen Rentenfonds entdeckt zu haben und sich nie wieder darum sorgen zu müssen, dass sie je einen Cent verlieren könnten. Meine Großmutter sagte mir früher: "Kauf Land, Michael. Das wird dich am Ende immer retten." (Und sie sollte Recht behalten.) Heute besteht die neue Sicherheit aus der papiernen Stabilität der Aktienmärkte, und während alle meine Zeitgenossen das große Börsenparkett hoch oben in den Wolken betreten, beobachte ich einfach nur das Geschehen und schüttle den Kopf über die Folgen, die so viel fest ins Finanzsystem verwobener Betrug voraussichtlich haben wird.


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