Ein Schritt näher an der Rezession
16.10.2018 | James Rickards
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Selbst mit den neusten BIP-Zahlen kommt der aktuelle Aufschwung nicht annähernd an diesen Trend heran. Das "Wohlstandsgefälle" (der Unterschied zwischen einem Trendwachstum von 3,2% und einem tatsächlichen Wachstum von 2,1%) beträgt nun mehr als 4 Billionen Dollar. So viel ärmer ist die US-Wirtschaft aufgrund ihrer Unfähigkeit ein nachhaltiges Trendwachstum zu gewährleisten.Was nun den sogenannten "Trump Bump", die angebliche Verbesserung der Wirtschaftslage seit der letzten US-Präsidentschaftswahl, angeht: Das Wachstum im ersten Quartal 2018 betrug 2,0%, und lag damit etwas unter dem Durchschnitt seit Juni 2009. Das Wachstum für das Gesamtjahr 2017, Trumps erstem Jahr im Amt, belief sich auf 2,6% und übertraf die durchschnittlichen 2,14% dieses Wirtschaftsaufschwungs etwas, kam allerdings nicht einmal in die Nähe des Wachstums von 3,5%, das Trumps Unterstützer bekanntgaben.
Zusammengefasst: Das Wachstum der Trump-Regierung ähnelt dem der Obama-Legislatur und es gibt keinen Grund, eine baldige Änderung zu erwarten. Tatsächlich könnten die Gegenwinde, die durch den stärkeren Dollar, die Handelskriege und die außer Kontrolle geratenen Staatsausgaben entstanden sind, die Wirtschaft verlangsamen und das zukünftige Wachstum unter den Durchschnittswert der Obama-Regierung bringen.
Ich habe mehrere Male erwähnt, dass die US-Notenbank ihre Geldpolitik trotz wirtschaftlicher Schwäche strafft. Aber dies umfasst nicht nur Zinserhöhungen. Die Federal Reserve reduziert zur gleichen Zeit zusätzlich ihre Bilanz und dies soll ab nächstem Jahr noch schneller geschehen. Die Fed ist also weit entfernt davon, Geld zu drucken.
Vielmehr zerstört sie die Geldbasis rapide. Im Grunde genommen verbrennt sie Geld. Dies tun die Notenbanker, indem fällige Staatsanleihen und hypothekarische Sicherheiten, die sich in der Bilanz der Fed befinden, nicht verlängert werden. Das ist ein "doppelter Schlag" der Straffung.
Wenn ein Wertpapier in den Beständen der Fed seine Fälligkeit erreicht und der Emittent dieses abbezahlt, verschwindet das Geld einfach, das der Fed geschickt wird. Das nennt sich quantitative Straffung oder QT ("Quantitative Tightening"). Als die Notenbanker im Spätjahr 2017 mit den Bilanzkürzungen begannen, drängten sie die Marktteilnehmer dazu, dies zu ignorieren.
Man meinte, dass der QT-Plan mit Autopilot laufen würde, dass die Fed diesen nicht als politisches Instrument verwenden würde, und dass sich die Geldverbrennung "im Hintergrund abspielen würde"; wie ein Computerprogramm, das geöffnet, aber minimiert wurde.
Es ist in Ordnung, dass die Fed so etwas sagt, aber die Märkte nehmen eine andere Perspektive ein. Analysten schätzen, dass QT das Äquivalent von etwa zwei bis vier Zinserhöhungen im Jahr über die expliziten Zinssteigerungen hinaus darstellt.
Angesichts der Tatsache, dass die Geldpolitik mit einer Verzögerung von 12 bis 18 Monaten funktioniert, ist diese straffende Politik in einer schwachen Wirtschaft beinahe sicher ein Rezept für eine Rezession.
Die erwarteten Ergebnisse zeigen sich allmählich an den Märkten. Die Hypothekenzinsen steigen, die Zahl der Hypotheken-Refinanzierungen sinkt rasant und die Erschwinglichkeit von Wohnraum leidet. Das wird letztlich zu weniger Immobilienkäufen, langsamerer Haushaltsbildung und einer Abschwächung der Wirtschaft führen. Die Fed wird dann den Kurs umkehren und die Zinsen senken müssen oder die Zinserhöhungen zumindest früher "pausieren" als erwartet.
Die Fed weiß, dass eine Rezession eher früher als später stattfinden wird und ist deshalb verzweifelt dabei, trockenes Pulver (in Form von höheren Zinsen und einer reduzierten Bilanz) zu sammeln, damit dieses verwendet werden kann, wenn die Zeit gekommen ist.
Das Problem ist natürlich, dass die Fed durch diese Maßnahmen die Rezession auslösen wird, auf deren Heilung sie sich vorbereitet.
Der wichtigste Faktor in meiner Analyse ist, dass die Fed - wenn sie den Fehler ihrer geldpolitischen Straffungen vor dem Hintergrund einer schwachen Wirtschaft erkennt - rasch umdenken und zu einer lockernden Politik umschwenken muss. Eine Lockerung wird zuerst durch Forward Guidance und Pausen bei den Zinserhöhungen stattfinden, später möglicherweise durch Zinsreduzierungen zurück zur Null. Letztlich könnten auch die Bilanzreduzierungen rückgängig gemacht werden, indem man die Bilanz via QE4 wieder ausweitet, falls sich das als notwendig erweisen sollte.
Jerome Powell scheint entschlossen, weitere Zinssteigerungen aggressiv durchzuführen und die Erhöhungen möglicherweise sogar zu beschleunigen. Jedoch könnte er sich mit einem Schleudertrauma konfrontiert sehen, wenn er letztlich eine 180-Grad-Wende machen und zu einer lockeren Politik umschwenken muss.
Doch bis dahin wird der Schaden bereits angerichtet sein.
© James Rickards
Der Artikel wurde am 27. September 2018 auf www.dailyreckoning.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.