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Permanente Gold-Backwardation

19.10.2018  |  Dr. Keith Weiner
Manchmal muss man nur an der richtigen Stelle suchen. Und in solchen Fällen braucht es oftmals nur eine Konversation, um jemanden auf den richtigen Fundort aufmerksam zu machen. In dieser Woche führten wir einen Anruf mit einem Schweizer Unternehmen, in dem wir die Goldfinanzierung ihres Geschäfts besprachen. Sie erinnerten uns daran, dass es negative Zinsen auf Schweizer Franken gibt, und dass bei einem Swap zwischen dem Franken und Gold Kosten entstehen. Die GOFO in Schweizer Franken ist nämlich negativ, während sich die auf US-Dollar basierende 12-monatliche MM GOFO auf +2,4% beläuft.

Lassen Sie uns erklären, was GOFO bedeutet. Die London Bullion Market Association beschreibt sie so:

"Die Rate zu welcher Anleger bereit sind, Gold auf Swapbasis gegen US-Dollar zu verleihen."

In anderen Worten: Die Bank händigt Ihnen Gold aus und erhält im Austausch dafür Dollar. Das ist kein Verkauf, sondern ein Swap, was bedeutet, dass Gold und Dollar zu ihren ursprünglichen Besitzern zurückkehren, nachdem die Fälligkeit erreicht wurde. Hier sind die Schritte dieses Mechanismus:
  • 1. Sie händigen der Bank Dollar aus
  • 2. Die Bank gibt Ihnen Gold
  • 3. Es folgt eine Wartezeit von 1, 2, 3, 6 oder 12 Monaten
  • 4. Sie geben der Bank das Gold zurück
  • 5. Die Bank gibt Ihnen Ihre Dollar zurück, abzüglich des Swapsatzes

Was macht die Bank? Die Bank kauft Gold und verkauft zeitgleich einen Forward-Kontrakt. Weder Sie noch die Banken sind vom Goldpreis abhängig. Die Bank besitzt Gold nicht, um es in einem Lagerhaus zu verwahren, sondern um es an Sie zu verleihen. Vermutlich werden Sie mit dem Gold etwas Produktives tun.

Dies ist im Übrigen der Grund, warum alle Analysen fehlerhaft sind, in denen die Zahl der insgesamt ausstehenden Goldfutures durch die physischen Goldbestände in den Lagerhäusern der COMEX geteilt wird. Das durch Swaps getauschte Gold wird nicht miteinkalkuliert. Dieses Gold befindet sich in den Beständen von Juwelieren, Raffinerien, Prägestätten und anderen Unternehmen, die Gold verwenden. Es liegt nicht in einem Lagerhaus und wird nicht in die COMEX-Bestände der Kategorien "eligible" (zugelassen) und "registered" (sofort verfügbar) einkalkuliert.

Jedenfalls ist die MM GOFO positiv. Wenn man am Freitag einen Gold-Swap abschließt, dann würde die Bank Ihnen beispielsweise 10.000 Unzen Gold für 11.900.000 Dollar aushändigen. Zum Ende des Jahres würden Sie die 10.000 Unzen Gold zurückgeben und etwa 12.185.000 Dollar erhalten. Die zusätzlichen 285.000 Dollar stammen von der positiven Gold Forward Rate.

Warum ist die Gold Forward Rate positiv? Weil Gold sich in einer Contango-Situation befindet. Contango ist der Zustand, in dem der Goldpreis für eine zukünftige Lieferung (Termin- oder Futurekurs) höher ist, als der Preis für eine sofortige Lieferung (Spotpreis). Man kann am Spotmarkt kaufen, gleichzeitig Futures verkaufen und Profit machen. Das ist die Goldbasis: Das schöne Bild, dass wir jede Woche in unserem Bericht darstellen.

Die Goldbasis in US-Dollar ist positiv, aber nicht in Schweizer Franken. Die erste Frage lautet demnach: Warum nicht? Die zweite Frage wäre: Was bedeutet das?

Der Schweizer Franken hat einen negativen Zinssatz. Das bedeutet, dass die Geschäftsbanken in der Schweiz dafür bezahlen müssen, Reserven in der Schweizer Nationalbank einzulagern. Die Banken verlangen nicht unbedingt Gebühren von kleinen Privatanlegern, aber Unternehmen und Institutionen müssen im Allgemeinen Zinsen an die Banken entrichten - eine völlig verdrehte Situation.

Stellen Sie sich das als Lagerkosten für den Schweizer Franken vor. Wofür müssen ebenfalls Lagerkosten gezahlt werden? Gold.

Üblicherweise ist Gold ein Contango-Markt, da der Lagerist nicht gewillt ist, einen Futures-Kontrakt zu verkaufen, ohne die Lagerkosten zu decken. Aus demselben Grund ist auch der Schweizer Franken ein Contango-Markt.

Eine wichtige Anmerkung: Es muss darauf hingewiesen werden, dass Währung normalerweise nicht "gelagert" wird. Sie wird verliehen. Wenn der Kreditgeber einen negativen Ertrag erhält, ist das ein Zeichen dafür, dass der Schuldner keine gute Verwendung dafür hat. Hier eine kurze Frage, die über unser Thema hinausgeht und deren Beantwortung den Umfang des Artikels sprengen würde: Was kann mit einer ganzen Wirtschaft passieren, das dazu führt, dass kein Kreditnehmer mehr eine sinnvolle Verwendung für Währung hat?

Doch zurück zum Thema. Wenn Sie in einem Jahr Gold benötigen, dann können Sie entweder für die Lagerung zahlen oder den Lageristen dafür bezahlen, dass er es für Sie verwahrt. Entschuldigen Sie, aber am Markt gibt es nichts umsonst (dank Arbitrage). Dasselbe gilt für Schweizer Franken.

In dieser Woche haben wir einige Zahlen hervorgeholt, um dies in Perspektive zu setzen. Zu einem Zeitpunkt, an dem der Schweizer Franken am Spot-Markt bei 1,0211 Dollar (Briefkurs) lag, betrug die Dezember-Futures für Schweizer Franken 1,028 Dollar (Geldkurs). Die Basis berechnet sich aus dem Terminkurs (Geldkurs) abzüglich des Spotpreises (Briefkurs). Die 3-monatliche Basis für Schweizer Franken beträgt damit etwa annualisierte 2,6%.


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