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Der giftige Eintopf

26.10.2018  |  Dr. Keith Weiner
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Sie fiel bereits Monate vor Bruch der Koppelung, doch ging dann von 30 auf 25 zurück. Was ist also wirklich passiert?

Um dies zu verstehen, müssen wir durch die Augen eines Portfoliomanagers einer Schweizer Bank oder eines Rentenfonds blicken. Stellen Sie sich vor, Sie haben vor kurzem eine deutsche Anleihe zu CHF 120 erworben. 120, weil wir davon ausgehen, dass es eins zu eins in Euro verkauft wurde, und der Euro beträgt CHF 1,2.

Dann kauft sie Ihnen die SNB für 121 ab. Sie erhalten Ihre CHF 120 zurück, mit zusätzlichem Profit über 1 Schweizer Franken. Was werden Sie tun?

Nun, Sie werden sich selbst oder Ihrem Team nicht 1 (geschweige denn 121) Schweizer Franken zahlen, um Verbrauchergüter zu kaufen. Nachdem Sie Ihren Moment der Freude aufgrund dieser Kapitalzunahme genossen haben, müssen Sie zum Markt gehen und nach einem Vermögenswert Ausschau halten, den Sie als nächstes kaufen können. Wissen Sie, Ihr Job ist es, Rendite zu erhalten. Sie finden heraus, dass Sie nicht der einzige Vermögensverwalter waren, dessen Anleihen von der SNB erworben wurden. Ihre Mitstreiter befinden sich alle mit ihren Schweizer Franken am Markt, um all die anderen in Schweizer Franken ausgezeichneten Vermögenswerte in die Höhe zu treiben.

Jeder Vermögenswert wird zu einer Differenz zur risikofreien Staatsanleihe gehandelt. Da die Rendite der Staatsanleihe fällt, fallen auch die Renditen der anderen Vermögenswerte.

Die SNB hat durch Kauf so vieler Vermögenswerte nicht nur deren Preise nach oben gedrückt, sondern hat auch zu viele Schweizer Franken in den Markt fließen lassen. Diese Schweizer Franken dienen keinem produktiven Zweck; und tatsächlich gibt es keinen Zweck, für den man sie verwenden kann.

Tatsächlich hat die SNB den Markt mit Schweizer Franken überflutet, als unbeabsichtigte Folge der Euro-Koppelung. Doch die SNB ließ die Schweizer Wirtschaft nicht wachsen. Sie schuf keine weiteren in Schweizer Franken ausgezeichneten Vermögenswerte. Eine Zentralbank besitzt die Macht, mehr Währung auszugeben, kann jedoch Unternehmen nicht zur Produktion zwingen. Sie kann niemanden dazu zwingen, die Rendite all dieser neuen Währungseinheiten in die Höhe zu treiben.


Das, was keinen produktiven Zweck besitzt

Der Schweizer Franken, uneinlösbar wie der Dollar und alle Papierwährungen, besitzt keinen Schuldentilger. Der Markt bleibt heute noch immer überflutet, beinahe vier Jahre später. Es gibt keinen Mechanismus, um die Flut am Markt zu verringern.

Der Schweizer Franken ist in der Schweiz nun also eine heiße Kartoffel. Niemand möchte ihn wirklich besitzen, da dies garantierten Verlust mit sich bringen würde. Dennoch bleibt ihr Bedürfnis nach Liquidität (oder wächst, wenn mehr Schulden aufgrund extrem günstiger Kreditkosten gemacht wurden). Ein hoch verschuldetes Unternehmen braucht mehr Liquidität als ein schuldenfreies Unternehmen.

Aktuell betragen die Kosten, um diese Liquidität zu halten -75bps. Das ist für einige von ihnen ausreichend, um Schweizer Franken gegen Dollar zu verkaufen und Schweizer Franken am Futures-Markt zu erwerben. Die Währung wird nicht weggegeben, um Profit aus einer Backwardation des Schweizer Franken zu schlagen - tatsächlich befindet sich der Schweizer Franken im Contango. Das tun sie, um den Besitz von Schweizer Franken zu vermeiden und Verluste von -75bps Einlagezins zu machen.

Dies treibt das Contango des Schweizer Franken nach oben. Je mehr weggegeben wird, desto höher steigt der Preis des Future-Franken. Leider schaffen Sie nicht die Basis des Schweizer Franken, sondern bezahlen die Cobasis. Welche seit letzter Woche 3% für Dezember 2018 bis 4% für Dezember 2019 beträgt.

Wenn Sie also eine in Schweizer Franken ausgezeichnete Bilanz verwalten, können Sie -0,75bps bei Bareinlagen verlieren. Oder Ihre Alternative ist es, -3% wegzugeben und die Dollar für denselben Zeitraum zu investieren. Der 3-monatige LIBOR betrug letzte Woche +2,38%. Also wäre das Nettoergebnis dieses Handels ein Verlust von nur -62bps. Das ist etwas weniger als der Bargeldverlust.


Der Anreiz, die Währung zu verstoßen

Das ist ein perverser Anreiz, der perverses Verhalten auslösen wird. Irgendwann wir dieses perverse Verhalten zu einem perversen und schrecklichen Endergebnis führen.

Stellen Sie sich einen einfachen Kauf vor. Partei A unterzeichnet einen Vertrag mit Partei B, um in 15 Monaten ein Kapitalgut zu erwerben. Stellen wir uns vor, dass Partei A das Bargeld besitzt. Ihre klügste Strategie wäre es, Schweizer Franken gegen Dollar einzutauschen und einen Futures-Kontrakt zu erwerben, um die Schweizer Franken kurz vor Fälligkeit der Zahlung zurückzuerhalten. Sobald der Verkäufer die Schweizer Franken erhalten hat, besitzt dieser auch einen Anreiz diese gegen eine andere Währung einzutauschen (und nicht notwendigerweise einen Futures-Kontrakt zu erwerben).


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