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LBMA: Transparenz im Londoner Papiergold-Kasino?

06.12.2018  |  Ronan Manly
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Es gibt auch einen zweiten LBMA-Bericht vom gleichen Format, der als Bericht zum "offenen Volumen" bekannt ist. Er soll alle "offenen Geschäfte" mit Gold und Silber erfassen. Das erste Exemplar dieses "Open-Volume-"Berichts beinhaltet Geschäfte, die ab 5. November gesammelt wurden. Beide Berichte können auf dieser Seite heruntergeladen werden.

Ein Beispiel bei Gold: Addiert man die letzten vier Gesamtwerte in Feinunzen in der rechten Spalte, erhält man 151.002.465 Feinunzen; teilt man es durch fünf, erhält man 30.200.493 Feinunzen, also 939 Tonnen. Den Wert in US-Dollar errechnet man, indem das Gesamtvolumen (z. B. 30,2 Mio. Feinunzen) mit dem aktuellsten LBMA-Goldpreis vor der Veröffentlichung des Berichts multipliziert. In diesem Fall waren es 1221,60 US-Dollar am 19. November.

Das Ergebnis ist 36,892 Mrd. US-Dollar. Das erklärt, warum die LBMA eine Marktgröße von 36,9 Mrd. US-Dollar in ihrer Pressemitteilung angab. Ihrem Bericht zufolge erfolgten 63% des Goldhandels am Spotmarkt, 31% in Swaps/Forwards und die restlichen 6% in Form von Optionen und Darlehen/Leasings/Einlagen.

Das Gleiche bei Silber: Laut erstem Bericht wurden 1.796.281.067 Feinunzen Silber in einer Woche "gehandelt", was durch fünf geteilt, 359.256.213 Unzen oder 11.174 Tonnen ergibt. Bei einem Silberpreis von 14,36 US-Dollar am 19. November hatte dieser Handel einen Wert von 5,159 Mrd. Dollar, was die LBMA in ihrer Pressemitteilung auf 5,2 Mrd. Dollar aufrundete. Ihrem Bericht zufolge fanden 59% des Silberhandels am Spotmarkt statt, 36% in Swaps/Forwards und die restlichen 5% in Optionen und Darlehen/Leasings/Einlagen.

Derzeit heißt es, dass die Handelsvolumendaten im LBMA-Bericht die Handelsberichterstattung von 43 LBMA-Mitgliedern, einschließlich aller 13 LBMA-Market Maker, widerspiegelt. Die Market Maker sind Goldbanken, wie JP Morgan, HSBC, Goldman Sachs, SocGen, Morgan Stanley und UBS. Die LBMA sagt, dass im Januar 2019 weitere 15 Mitglieder anfangen werden, ihre Geschäfte an die Datenbank weiterzugeben. Dies würde die Gesamtsumme der LBMA-Mitglieder, die Bericht erstatten, auf 58 bringen.


Termin für tägliches Handelsvolumen: jetzt noch nicht

Zur Erinnerung: Die LBMA versprach "Handelsberichte" vor mehr als drei Jahren. Das war kurz nachdem die Finanzbehörden des Vereinigten Königreichs 2014 die Initiative "Fair and Efficient Market Review"(zu Deutsch: Überprüfung für faire und effiziente Märkte) als Reaktion auf die Marktmanipulation der britischen FICC-Märkte, starteten, die eine Verbesserung der Fairness und Effizienz auf diesen Märkten verlangte, einschließlich der Gold- und Silbermärkte im Londoner Großhandel.

Als eines der wahrscheinlich längsten Projekte in der Geschichte der Finanzmärkte - bevor irgendwelche Daten überhaupt veröffentlicht wurden (die LBMA brachte im April 2015 eine strategisch platzierte Studie zu "Handelsberichterstattung" heraus) - hätte man erwarten können, dass, wenn die LBMA-Daten endlich veröffentlicht wurden, sie in einem fertigen und ordentlichen Zustand wären.

Aber, wie so oft der Fall mit der LBMA und ihren Goldbankenmitgliedern, verpfuschten sie die Angelegenheit und für die nächsten paar Monate, zumindest bis irgendwann in Q1 2019, werden die obigen Berichte zum Handelsvolumen lediglich die Daten einer Woche beinhalten und auch nur einmal pro Woche veröffentlicht werden. Nicht täglich. Und wieder: Das ist keine Handelsberichterstattung, noch nicht einmal Transaktionsberichterstattung, da gemäß MiFID II Transaktionsberichterstattung der Anforderung von T+1 unterliegt. Dabei ist T der Tag der Transaktion und 1 der Tag danach.

Nun kann oder will die LBMA nach drei Jahren keine Statistiken zum Handelsvolumen auf T+1-Basis vor Q1 2019 vorzeigen. Was versteckt sie? Und warum erlauben die UK-Aufsichtsbehörden, dass der Londoner Bullionmarket von der Handelsberichterstattung und T+1-Transaktionsberichterstattung freigestellt ist? Warum, nach drei Jahren Planung, Gestaltung und Datenerfassung, können 15 zusätzliche LBMA-Mitglieder ihre Daten erst im Januar 2019 der Sammlung für die "Handelsberichterstattung" hinzufügen, und nicht schon beim Start im November 2018?

Da alle Daten, auf denen der Bericht beruht, täglich in der LBMA-Datenbank für "Handelsmeldungen" griffbereit stehen, sieht es wieder so aus, als ob die LBMA einerseits behauptet, ihre Transparenz zu erhöhen, andererseits aber der Durchsetzung nur widerstrebend nachgeht, da sie nicht will, dass der Markt die Kursbewegungen von Gold-und Silberpreisen mit spezifischen Handelsvolumen an dem jeweiligen Tag verknüpft, was tägliche Meldungen offenbaren könnten.

Die UK-Finanzaufsichtsbehörden (Schatzkammer, Bank von England und die UK-Finanzdienstleistungsaufsicht (FCA)), die die Überprüfung zur Fairness und Effizienz der Märkte durchführten, schweigen auch zu der Tatsache, dass das, was die LBMA als "Handelsberichterstattung" veröffentlicht, gewiss keine Handelsberichterstattung ist.


Handelsvolumen jetzt mysteriöserweise 82% niedriger als 2011

Das rätselhafteste an den neuen Daten zum Handelsvolumen ist, dass die täglichen Mittelwerte für Gold am OTC-Goldmarkt in London um einiges niedriger sind als allgemein angenommen wurde. Viele Jahre hat die LBMA jeden Monat Zahlen zum Clearing-Volumen vorgelegt, die das Handelsvolumen von Gold und Silber beziffern, das durch die Clearing-Plattform "Aurum" der London Precious Metals Clearing Limited (LPMCL) abgewickelt wurde.


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