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Wunschtraum eines goldgedeckten Yuan

01.12.2018  |  Steve Saville
Es folgt ein Auszug aus einem Kommentar, der ursprünglich letzten Monat auf www.speculative-investor.com veröffentlicht wurde.

In einem Artikel mit Namen "China's monetary policy must change" diskutiert Alasdair Macleod einen Pfad, den die chinesische Regierung einschlagen könnte, um den Yuan mit Gold zu decken und die wirtschaftliche Stabilität Chinas stark zu verbessern. Keith Weiner deckte einige Schwachstellen in Macleods Artikel auf, einschließlich der Tatsache, dass die Art von Goldstandard, die die Koppelung einer nationalen Währung zu Gold erfordert, nur eine weitere Regierungsmaßnahme zur Preisfestlegung ist und demnach zum Scheitern verurteilt ist. Wir werden einen Fehler ansprechen, den Keith nicht behandelt hat und dann kurz erklären, warum ein goldgedeckter Yuan nur ein Wunschtraum ist.

Dieser Ausschnitt des Artikels beinhaltet den Fehler, auf dem unser Fokus liegt:

"Chinas Produktionswirtschaft wird vor allem stark von den steigenden Zinsen betroffen sein, die üblicherweise eine Kreditkrise auslösen. Höhere Zinsen machen zuvor gemachte Kapitalinvestitionen in die Warenproduktion zu Fehlinvestitionen, da die Gewinnkalkulationen basierend auf geringeren Zinsen und geringeren Eingangspreisen unzulässig werden."

Nein, höhere Zinsen machen zuvor getätigte Kapitalinvestitionen in die Warenproduktion nicht zu Fehlinvestitionen. Ein Anstieg der Zinsen kann dabei helfen, Fehlinvestitionen als das zu entlarven, was sie sind, erschafft diese jedoch nicht.

Fehlinvestitionen treten in großem Ausmaß auf, wenn das Bankensystem eine große Menge Geld aus dem Nichts heraus erschafft, falsche Zinssignale gibt und den Anschein erweckt, dass die echten Ersparnisse in der Wirtschaft größer sind, als es tatsächlich der Fall ist. Als Reaktion auf die irreführenden (künstlich niedrigen) Zinsen und der höheren zukünftigen Nachfrage, die von diesen Zinsen angedeutet wird (höheres Sparen in der Gegenwart deutet auf höheren Konsum in der Zukunft hin), wird in Produktionsleistung investiert. Ein Teil dieser Investitionen wird sich als schlecht durchdacht herausstellen, da die zukünftige Nachfrage niedriger ausfallen wird als angenommen. Die Investitionen scheinen zudem nur Sinn zu machen, da die Banken durch den Verleih von großer Mengen neuen Geldes falsche Eindrücke erwecken.

Ein weiter Ansatz für diese Situation ist, dass ein Aufbau realer Ersparnisse eine temporäre Reduktion des Verbrauchs voraussetzt. Stellen Sie sich das als Kompromiss zwischen Ersparnissen und Verbrauch vor. Die Leute verzichten kurzfristig auf den Konsum, damit sie langfristig mehr verbrauchen können. Wenn das über die gesamte Wirtschaft hinweg passiert, sinken die Zinsen.

Die fallenden Zinsen deuten an, dass die Ersparnisse zunehmen und infolgedessen, dass der Konsum in Zukunft höher ausfallen wird. In anderen Worten: Die sinkenden Zinsen vermitteln die Botschaft, dass sich die langfristigen Investitionen in die Produktionsleistung wahrscheinlich auszahlen werden. Problematisch ist jedoch, dass Zinsen zum Rückgang tendieren - während der Verbrauch zeitgleich zunimmt - wenn große Mengen Geld aus dem Nichts heraus erschaffen werden. Den Unternehmern wird also vermittelt (durch die fallenden Zinsen), dass der Konsum in Zukunft höher ausfallen wird und investieren dementsprechend. Doch zeitgleich geben die Verbraucher ihr Geld aggressiv aus und "zwingen sich selbst zur Aufgabe". Natürlich endet das nicht gut.

Der Knackpunkt ist, dass die Fehlinvestitionen den künstlich niedrigen Zinsen entstammen. Sobald das also auftritt, ist es nun mal aufgetreten. Steigende Zinsen können Teil des Prozesses sein, in dem Fehler enthüllt werden. Doch diese Fehler verschwinden nicht, wenn die Zinsen am Steigern gehindert werden. Anders ausgedrückt: Es ist nicht möglich, die schmerzhaften Konsequenzen (wirtschaftliche Rezession oder Depression), die auf eine Zeitspanne voller Fehlinvestitionen folgen, zu vermeiden. Das ist relevant, da im Artikel von Macleod argumentiert wird, dass die Zinsen in China niedrig gehalten werden könnten, indem der Yuan an Gold gekoppelt wird und die existierenden Investitionen, die in die Kategorie der "Fehlinvestitionen" fallen, stark reduziert werden könnten.

In Realität ist es jedoch so, dass das Ausmaß der zuvor getätigten Fehlinvestitionen dazu führen wird, dass Chinas Wirtschaft entweder einen Zusammenbruch oder eine sehr lange Zeitspanne (wahrscheinlich mindestens ein Jahrzehnt) der scheinbaren Stagnation erleben wird, egal was in Zukunft mit den Zinsen geschieht. Angesicht der Kontrolle, die die Regierung über den Bankensektor hat, tippen wir eher auf Letzteres.

Punkt ist, dass die Koppelung des Yuan zu Gold keine Vermeidung der massiven Probleme ist, die sich bereits festgefahren haben. In jedem Fall ist das ein Randproblem, da es zwei einfachere Gründe dafür gibt, dass die Vorstellung eines goldgedeckten Yuan ein Reinfall ist.

Erstens: In einer Welt, in der die meisten internationalen Transaktionen in US-Dollar durchgeführt werden, würde die Koppelung etwaiger Währung - mit Ausnahme des US-Dollar - zu Gold, dazu führen, dass die Umtauschrate der besagten Währung so volatil werden würde, wie der Goldpreis in US-Dollar. Tatsächlich wäre die Umtauschrate einer goldgedeckten Währung vollkommen von der Entwicklung des US-Dollargoldpreises abhängig. Würde der Goldpreis in US-Dollar beispielsweise rasch um 20% steigen, dann würde das auch die Umtauschrate (gegenüber dem US-Dollar) der goldgedeckten Währung tun.

Zweitens: Wichtiger ist, dass jede Regierung, die einen Goldstandard implementierte, ihre Kontrolle über ihre Währung aufgeben würde. Es gäbe keinen Spielraum mehr zur Manipulation von Zinsen und Währungsumtauschraten. Ebenfalls gäbe es vor allem keinen Raum mehr für die Monetisierung von Schulden und geldpolitische Anreize im Allgemeinen. Wenn wir eine geordnete Liste der Regierungen führen würde, deren Aufgabe dieser Mächte am unwahrscheinlichsten ist, dann stünde wohl die chinesische Regierung ganz oben.

Zusammengefasst bedeutet das also, dass eine Koppelung des Yuan zu Gold nicht verhindern würde, dass die chinesische Wirtschaft unter den Konsequenzen der weitverbreiteten Fehlinvestitionen des letzten Jahrzehnts leiden wird und würde wahrscheinlich zu einer stärkeren Volatilität von Import- und Exportpreisen führen. Wichtiger ist jedoch, dass keine Möglichkeit besteht, dass diese Kontrollfreaks, die Chinas Kommunistenpartei anführen, ein geldpolitisches System implementieren werden, das ihre Interventionsfähigkeit massiv einschränkt.


© Steve Saville
www.speculative-investor.com



Regelmäßige Finanzmarktprognosen und -analysen stehen auf unserer Webseite www.speculative-investor.com zur Verfügung. Zurzeit bieten wir keine kostenlosen Probeabos an, aber Gratisbeispiele unserer Arbeit (Auszüge aus unseren regelmäßig erscheinenden Kommentaren) können Sie unter www.speculative-investor.com/new/freesamples.html abrufen.

Dieser Artikel wurde am 27. November 2018 auf www.tsi-blog.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.


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