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Craig Hemke: Palladiumknappheit enthüllt kaputten Edelmetallfutures-Markt

20.12.2018  |  Mike Gleason
Mike Gleason: Es ist mir ein Privileg, heute Craig Hemke vom TF Metals Report begrüßen zu dürfen. Craig unterhält eine der am meisten geachteten und bekannten Internetseiten in der Branche und berichtet nun schon seit einem Jahrzehnt über Edelmetalle. Er schreibt einige der besten Analysen zu den Machenschaften der Banken, den Schwachstellen des Keynesianismus und Hinweisen auf Manipulation in den Gold- und Silbermärkten.

Craig, willkommen zurück und danke, dass Sie wieder zu uns stoßen. Wie geht es Ihnen?


Craig Hemke: Mir geht es gut, Mike. Danke für die nette Einleitung, sehr freundlich. Es ist mir immer eine Freude, Sie zu besuchen.


Mike Gleason: Ebenso. Nun, Craig, gleich zu Anfang möchte ich etwas Unorthodoxes tun und Sie nach Palladium fragen. Sie berichteten genauestens über die Entwicklungen auf diesem Markt. Während wir uns heute unterhalten, steht der Palladiumkurs höher als Gold. Die möglichen Auswirkungen dessen, was auf dem Palladiummarkt passiert, könnten für alle Metalle wichtig sein.

Wenn Sie also den Weg bereiten könnten und den Lesern eine Zusammenfassung über das, was dort passiert, geben würden. Leasingraten schossen in die Höhe und das könnte auf ein ernstes Problem für die LBMA deuten. Erklären Sie uns bitte ein bisschen, was Leasing von Metallen ist und was die dramatischen Bewegungen des Palladiumkurses bedeuten könnten, Craig. Vielleicht wird unser Publikum dann besser verstehen, warum wir das Interview mit diesem Thema beginnen.


Open in new windowCraig Hemke: Das ist der springende Punkt. Sie haben es schon angedeutet. Manchmal denke ich, ich hätte im Jahr 2010 den TF Palladium Report starten sollen, weil sich die Preise seitdem fast verdreifacht haben. Es hat eine bessere Performance hingelegt als Gold und Silber. Manchmal lese ich, dass es etwas zu bedeuten hat, wenn die Spotpreise von Palladium plötzlich höher sind als die von Gold. Das hat es nicht. Das bedeutet nichts, da die beiden nicht auswechselbar sind. Sie sind wie Äpfel und Birnen. Was beim Palladiumpreis wichtig ist, ist, dass er neue Rekordstände erzielt und die Umstände, die zu dieser Bewegung führen.

Eine Geschichte aus dem Jahr 2001: Damals stieg der Palladiumpreis von 400 Dollar auf 1.100 Dollar je Unze innerhalb von ungefähr neun Monaten. Das alles vor dem Hintergrund einer offensichtlichen Angebotsknappheit, in erster Linie in London, weil der Futures-Markt in New York ziemlich klein ist. Der Legende nach war es Präsident Jelzin, der sich dringend beim Westen einschmeicheln wollte - der Kalte Krieg war noch nicht allzu lange her - und London schnell mit physischem Palladium versorgte, als es einen Lieferengpass gab. Der hatte den Preis so hoch geschaukelt.

Russland lieferte ungefähr 40% des weltweiten Palladiumangebots und der Preis stürzte ab; sank in den nächsten neun Monaten wieder von 1.100 Dollar auf 400 Dollar. Und so schloss sich der Kreis. Dann, letztes Jahr, so ungefähr um diese Zeit, stieg der Preis wieder auf 1.100 Dollar und für eine Weile sah es so aus, als ob es ein klares Double-Top im Chart gebe, aber seit August explodieren die Preise. Sie stiegen von 800 Dollar auf 1.200 Dollar in den letzten vier Monaten.

Hinter dieser Kursbewegung und ihrer Signifikanz für Gold- und Silberinvestoren steht ganz eindeutig ein Lieferengpass. Wie ich das behaupten kann? Zwei Aspekte: erstens, die Leasingraten, die Sie erwähnten. David Jensen berichtet, dass kürzlich eine Leasingrate für Palladium für einen Monat in London 22% betrug.

Lassen Sie mich das erklären: Traditionell liegt sie bei 0%, richtig? Wenn man sich die Leasingraten für Gold und Silber ansieht, liegen sie immer zwischen 0% und 1%. Wenn Sie sich mein Palladium ausleihen wollen, damit es für eine kurzfristige Verbindlichkeit oder Lieferverpflichtung eingesetzt werden kann, bin ich mir nicht sicher, dass ich es wiederbekommen werde, weil es so knapp ist. Daher verlange ich, dass Sie mir 22% mehr bezahlen. Am Vortag waren es noch 15%, vor einer Woche noch 10%. Das ist der Beweis für die wachsende Knappheit.

Sie können dafür auch das traditionelle Maß, die Backwardation, benutzen. Ein Terminhandel ist üblicherweise in Contango. Das bedeutet, dass der Spotpreis etwas niedriger ist als die nächstfälligen Futures-Kontrakte. Dies führt zu einer aufwärtsgerichteten Forwardkurve; das ist Contango. So verläuft die Futures-Kurve üblicherweise.

Palladium befindet sich im Moment in Backwardation. Der Spotpreis liegt bei 1.250 Dollar. Der nächstfällige Futures-Kontrakt liegt bei 1.230 Dollar. Wenn wir uns nächstes Jahr um diese Zeit vorstellen, dass es eine Futures-Lieferung in New York gibt, werden es ungefähr 1.150 Dollar sein, also ca. 100 Dollar in Backwardation. Das ist ein weiterer Hinweis auf Angebotsknappheit.

Um nun alles auf einen Nenner zu bringen. Wenn das alles jetzt tatsächlich so passiert wie 2001, glaube ich nicht, dass Präsident Putin so hilfsbereit sein wird, wie damals Präsident Jelzin. Und nun komme ich zum Wichtigen: Wenn der Markt für physisches Palladium in London anfängt zu bröckeln und sich aufzulösen und der LBMA-Palladiummarkt sich als das herausstellt, was er ist, und zwar eine Ansammlung von Leases und Schuldscheinen und nicht zugeteilten Konten, dann wird es Aufschluss über die LBMA-Gold-und-Silbermärkte geben, die gleichermaßen eine Ansammlung von Leases und nicht zugeteilten Konten mit Mindestreserve sind.

Meine Hoffnung ist - und deswegen habe ich in den letzten Monaten so genau aufgepasst - dass die Welt aufwacht und merkt: "Moment. Wenn der Palladiummarkt so strukturiert ist und er brach zusammen, gibt es bei Weitem nicht das Palladium-Angebot wie diese Papiermärkte andeuten. Vielleicht sollten wir den Gold- und Silbermärkten mehr Aufmerksamkeit schenken."

Ich rate jetzt niemandem, Palladiummünzen zu kaufen. Ich bin mir sicher, dass die Banken alles in ihrer Macht stehende tun werden, um die Preise zu senken. Wahrscheinlich werden sie erfolgreich sein. Aber meine Hoffnung mit Palladium ist, dass es zumindest die Aufmerksamkeit auf den Betrug mit den Mindestreserven und Papier-Derivate-Preisen lenkt und sich diese Aufmerksamkeit weiter auf Gold und Silber ausweitet.



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