Wöchentlicher Kommentar: Reflektionen
17.02.2007 | Theodore Butler
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VorwärtsdatierungWie Beobachter der Finanzszene wissen, betrifft der aktuellste Skandal die Rückdatierung von Aktienoptionen für Firmen-Insider. Diese Praxis garantiert Optionen mit gewinnbringenden Ausübungspreisen mit dem Vorteil, die eingetretene Entwicklung bereits zu kennen. Es ist absolut unfair und missbräuchlich und scheint sowohl von den Firmen als auch von den Regulatoren ernst genommen zu werden, und das sollte es auch.
Die NYMEX ging vor sieben Wochen in einem Börsegang, der als erfolgreichster des Jahres beworben wurde, an die Börse. Der Kurs wurde mit 59 $ pro Aktie festgesetzt und am ersten Handelstag erlebten wir Kurse von 120 $ bis 150 $. Interessanterweise wurden die Kurshochs des ersten Handelstages nicht mehr übertroffen. Dies deutet darauf hin, dass Offenmarkt-Käufe von NYMEX-Anteilen nicht so gut gelaufen sind wie die Käufe zum Erstausgabekurs.
Die starke Performance wurde meist als Bestätigung für die starke institutionelle Nachfrage gesehen, obwohl manche sich fragten, ob die Emittenten den Ausgabepreis zu niedrig festgelegt hatten und damit die Verkäufer der angebotenen Anteile (darunter auch die NYMEX selbst), um den Erhalt des wahren Wertes gebracht hatten. Als sie gefragt wurden, ob der Kurs für die Anteile möglicherweise zu niedrig festgelegt worden war, verkündete das Top-Management der NYMEX öffentlich, dass die starke Investoren-Nachfrage nicht in diesem Ausmaß zu erwarten war. Vielleicht.
Das Durchgehen von SEC-Aufzeichnungen über die NYMEX lässt einen anderen möglichen Grund für den zu niedrigen Ausgabekurs vermuten. Es scheint, als hätten die Aktienoptionen im Wert von vielen Millionen Dollars, die dem Management (vom Management) kurz nach dem Börsegang zugesichert wurden, Ausübungskurse in Höhe des Erstausgabekurses von 59 $ und nicht in Höhe des durchschnittlichen Kurses vom ersten Handelstag. Einfach ausgedrückt gab dies dem Management der NYMEX einen starken Anreiz, einen möglichst niedrigen Kurs festzulegen, entgegen dem offensichtlichen treuhändischen Anreiz, beim Börsegang den höchstmöglichen Kurs zu erzielen.
Das deutet auch auf ein weiteres mögliches Motiv für das plötzliche Ausscheiden des früheren CFO hin, der durch die Zusicherung von Aktienoptionen mit einem derart gewinnbringenden Ausübungskurs viele Millionen Dollars an potentiellen Gewinnen eingebüßt hat. Vielleicht empfand er diese Festlegung des Ausgabekurses einerseits und des Ausübungskurses andererseits als geschmacklos.
Es übersteigt mein Wissen, wie die übliche Praxis bei der Festlegung eines Erstausgabepreises aussieht. Aber wenn diese Praxis üblich sein sollte, so ist sie deswegen nicht weniger abnormal. Wenn die Rückdatierung von Optionen schlimm ist, so ist die Vorwärtsdatierung, oder die künstliche Festsetzung eines Ausübungspreises entgegen den besten Interessen des Unternehmens, sicherlich noch viel schlimmer.
© Theodore Butler
Exklusiv übersetzt für GoldSeiten.de von Hermann Wagner. Das Original wurde am 02.01.2007 auf der Website www.investmentrarities.com veröffentlicht. (Diese Abhandlung wurde vom Silberanalysten Theodore Butler, einem unabhängigen Berater, verfasst. Investment Rarities teilt seine Ansichten nicht notwendigerweise, diese können sich als richtig oder falsch herausstellen.)