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Wöchentlicher Kommentar: Zeitrahmen

19.02.2007  |  Theodore Butler
Investmentzyklen bewegen sich so wie alle Dinge im Leben sowohl in kurzfristigen als auch in langfristigen Zeitrahmen. Ich definiere kurzfristig als Tage, Wochen und Monate und langfristig als Jahre und Jahrzehnte. Für den durchschnittlichen Investor besteht die größte Hoffnung auf Erfolg in einem langfristigen Zugang. Entgegen TV-Aussendungen und anderen aufgebauschten Meldungen wird und kann kurzfristiges Trading die Massen nicht reich machen. Deshalb habe ich bei Silber immer zu einer langfristigen Perspektive geraten und das will ich heute wieder machen.

Wenn Sie aber die Märkte genau studieren, gibt es Zeiten, in denen das Risiko eines kurzfristigen Ausverkaufs höher ist als sonst. Das bedeutet nicht, dass ein solcher Ausverkauf kommen muss, sonder nur, dass die Wahrscheinlichkeit dafür höher ist, als die Wahrscheinlichkeit, dass es nicht dazu kommt. Das Wichtigste ist, die Gründe hinter einem solchen potentiellen Ausverkauf zu verstehen und festzustellen, ob diese kurzfristigen Umstände die langfristige bullische Erwartung bei Silber negieren. Diese Überlegung ist wichtig, denn der größte Fehler, den ein Investor machen kann, ist ein langfristiges Investment aufgrund kurzfristiger Entwicklungen zu verlieren.

Tatsächlich habe ich in meinen öffentlichen Silber-Analysen zunehmend versucht, die kurzfristige Situation zu ignorieren, um eben langfristige Silber-Investoren davor zu bewahren, sich an der kurzfristigen Entwicklung zu stoßen. Man kann aber auch immer bullischer für die langfristigen Trends werden und sich trotzdem über kurzfristiges Risiko und Volatilität Gedanken machen. Auch wenn solche kurzfristige Entwicklungen nie eintreten sollten und die langfristigen Fundamentaldaten von Silber die kurzfristigen Überlegungen in den Schatten stellen, was eines Tages passieren kann und auch passieren wird, wäre es analytisch gesehen nicht in Ordnung, diese Überlegungen zu vernachlässigen. Zumindest bereitet man sich mit der Akzeptanz einer möglichen Entwicklung emotional besser darauf vor, dass zum Beispiel ein Ausverkauf tatsächlich eintritt. Bestenfalls kann das dazu beitragen, sich im langfristigen Silber-Bullenmarkt richtig zu positionieren.


Die kurzfristige Entwicklung

Wer meine Kommentare schon länger verfolgt weiß, dass meine Spekulationen auf kurzfristige Preisänderungen auf der Struktur der Futures-Märkte, dargestellt im Commitment of Traders Report (COT), basieren. Die aktuelle Marktstruktur ist somit auch die Basis für meine Sorgen über kurzfristiges Risiko. Als Erklärung für neu dazugekommene Leser möchte ich einen kurzen Überblick über die COT-Daten geben. Zuvor muss ich aber klarstellen, dass diese langfristig nur wenig Einfluss haben. Langfristige Investment-Entscheidungen sollten nicht auf den COT-Daten aufbauen, weil diese sich ganz einfach viel öfter ändern als die langfristigen Fundamentaldaten über Angebot und Nachfrage, die ich bald diskutieren werde.

Die COT-Daten sind ein wöchentlicher Bericht, veröffentlicht von der Commodity Futures Trading Commission (CFTC), über fast alle wichtigen Futures- und Optionskontrakte, die auf US-amerikanischen Rohstoff-Futuresmärkten gehandelt werden. Sie sind somit eine der zuverlässigsten und aktuellsten verfügbaren Datenquellen. Diese Berichte zeigen gut detailliert die Long- und Short-Positionen, die von bestimmten Marktteilnehmern gehalten werden, herunter gebrochen unter anderem auf die Größe der Trader, und auch den Grad der Konzentration der Positionen der größten Trader.

Die COT-Daten sind ein objektiver und umfassender Überblick über die Positionen, die verschiedene Trader zu einem bestimmten Zeitpunkt halten. Diese objektiven Daten unterstützen die Vorhersage von zukünftigen Preisbewegungen. Der Trick liegt in der Interpretation der Daten, die definitionsgemäß subjektiv erfolgt. Fragen Sie zehn Analysten, die diese Daten studieren, um ihre Meinung und Sie werden wahrscheinlich zehn verschiedene Meinungen erhalten.

Viele Analysten, die wie ich die COT-Daten über Gold und Silber studieren, konzentrieren sich dabei auf das Zusammenspiel zwischen zwei großen Gruppen von Tradern, nämlich den großen Commercials und den nicht-kommerziellen Tradern. Üblicherweise sind die Commercials große Banken und Broker und die nicht-kommerziellen Trader technisch-orientierte Futures-Trading-Fonds, eine spezielle Art von Hedge-Fonds. Die technischen Fonds kaufen und verkaufen aufgrund von Preissignalen. Sie kaufen, wenn die Preise steigen, und verkaufen, wenn die Preise fallen und hoffen, damit von signifikanten Preistrends zu profitieren und das Risiko zu begrenzen. Die Commercials oder Dealer nehmen generell die Gegenposition ein.

Sobald die technischen Fonds ihre maximale Long- oder Shortposition aufgebaut haben, sind wir am "Moment der Wahrheit" angekommen, an dem entweder die technischen Fonds oder die Dealer ihre Positionen aggressiv liquidieren werden müssen. Letztendlich sind die Dealer nie als gesamte Gruppe in Panik ausgebrochen und haben außergewöhnlich stark liquidiert. Es waren immer die technischen Fonds, die panisch liquidiert haben. Das heißt nicht, dass die Dealer nicht auch panisch liquidieren könnten, dies ist aber so weit ich weiß bei Gold und Silber ganz einfach noch nie vorgekommen. Das kann man in den grundlegenden Mustern der Charts des bisherigen Gold- und Silber-Bullenmarktes erkennen. Die Preise steigen über lange Zeitspannen, in denen die technischen Fonds ihre Positionen aufbauen. Die Ausverkäufe hingegen treten abrupt ein und sorgen für dringende Verkäufe der technischen Fonds, damit diese ihre Verluste begrenzen können. Deshalb geht es schneller nach unten als nach oben.

Der Schlüssel, um den "Moment der Wahrheit" exakt zu bestimmen, ist zu erraten, wann die technischen Fonds ihre maximalen Positionen aufgebaut haben und wahrscheinlich beginnen werden, zu Liquidieren. Diese maximale Position ist zugegebenermaßen ein bewegliches und variables Ziel, dass man nur im Nachhinein genau kennen kann. Manchmal kaufen diese Fonds viel mehr Kontrakte als sie es davor gemacht haben, manchmal auch viel weniger. Es macht aber praktisch wenig Sinn, auf die Ergebnisse im Nachhinein zu warten. Nachdem die technischen Fonds eine maximale Longposition aufgebaut haben und bereits begonnen haben, diese zu Liquidieren, ist das Preishoch bereits gekommen und wieder gegangen. Daher ist man gezwungen, den Zeitpunkt zu erraten, bevor die Liquidierung begonnen hat, auch wenn man dabei riskiert, eine Zeit lang dumm auszusehen.


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