Gegenwinde 2019 werden stärker
10.01.2019 | James Rickards
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Es gibt das alte Sprichwort: "Wenn ein Amerikaner niest, dann erkältet sich die ganze Welt." Was wäre, wenn die zwei weltweit größten Volkswirtschaften (USA und China) zeitgleich niesen würden? Warten Sie. Das kann ich noch übertreffen. Was wäre, wenn die USA, China, die EU, Japan und das Vereinigte Königreich alle zeitgleich niesen würden?Was, wenn alle erwähnten Länder entweder in Handelsstreitereien und/oder dem perversen Gebrauch von Fiskal- und/oder Geldpolitik involviert sind, während sie unter erhöhtem politischen Risiko leiden? Und die USA sieht sich zudem - zumindest temporär - einer teilweisen Regierungsstillegung gegenüber. Das ist eine starke Mischung aus Fiskal- und Allgemeinpolitik.
Nun, die teilweise Stilllegung ist bereits eingetroffen und dauert nun schon mehr als zwei Wochen an. Auf politischer Seite reicht wohl zu sagen, dass die Fehlfunktion schlimmer wird, nicht besser, und das wird einen negativen Effekt auf Investorportfolios haben.
Die Demokraten haben die Kontrolle im Repräsentantenhauses am 3. Januar übernommen und werden ihre dortige Macht dazu verwenden, wortwörtlich ein Dutzend Untersuchungen durchzuführen, die Themen wie die "russische Verdunkelungsaffäre", Trumps Geschäfte, die Finanzierung seines Amtseintritts, seine Steuereinnahmen, die Finanzen seiner Kampagne, behördliche Reformen, Termine und vieles mehr umfassen werden.
Doch die Republikaner halten weiterhin den US-Senat. Sie werden ihre Macht dazu verwenden, Anhörungen zu halten, die sich mit der Korruption beim FBI befassen, der missbräuchlichen Spionage des US-amerikanischen Nachrichtendienstes, Hillary Clintons Privatserver, der klassifizierte Informationen und Vertuschungen der Benghazi-Affäre durch Demokraten enthielt; die sich mit Angriffen der IRS, dem "Pay for Play" der Clinton Foundation mit der ehemaligen Staatssekretärin Clinton, falschen Beschuldigungen bezüglich Kavanaugh und vieles mehr befassen.
Anders gesagt: Es herrscht Krieg.
Ein Teil dieser Anhörungen sind politische Stunts, die nur zur Schau sind. Diese werden sich gut für Schlagzeilen eines ein-Tages-(oder ein-Stunden)-Nachrichtenzyklus machen, doch zu keinerlei umfassenden Anklagen oder Veränderungen führen. Doch andere Anhörungen könnten schwerwiegende Konsequenzen haben - vor allem diejenigen, die zu Strafverfahren führen, einschließlich dem Fall der Clinton Foundation.
Über all dem geistert das Gespenst der Amtsenthebung. Der Amtsenthebungsprozess beginnt im Repräsentantenhaus. Wenn der Präsident des Amtes enthoben wird, wird der Sachverhalt an den Senat für ein Verfahren weitergegeben. Wenn der Präsident in einem Verfahren des Senats verurteilt wird, wird er des Amtes enthoben und der Vizepräsident (Mike Pence) übernimmt.
Eine Senatsverurteilung setzt eine Mehrheit von 67 Stimmen voraus. Die Republikaner halten 53 Sitze innerhalb des Senats. Selbst wenn alle 47 Demokraten gegen den Präsidenten stimmen, müssten immer noch 20 Republikaner die Seite wechseln, um Trump des Amtes zu entheben. Das ist extrem unwahrscheinlich.
Im schlimmsten Fall möchte das Repräsentantenhaus Trump des Amtes entheben, doch der Senat stimmt dagegen; er bleibt im Amt. Im besten Fall diskutiert man die Möglichkeit der Amtsenthebung, hält Anhörungen, stimmt jedoch letztlich nicht dafür, Trump des Amtes zu entheben.
Jedes Szenario wird sich positiv auf Trumps Wiederwahl 2020 auswirken. Die Amerikaner mögen eine Menge an Trumps Verhalten auszusetzen haben, doch im Allgemeinen sind sie auch unvoreingenommene Menschen.
Sie werden eine Amtsenthebung als einen weiteren übertriebenen Schritt der Demokraten ansehen (wie die ausgedachte "Russland-Affäre") und in Realität mit dem Präsidenten sympathisieren. Trump ist zudem ein Meister darin, Angriffe auf seine Gegner umzuleiten.
Für Investoren ist es nicht wichtig, ob er des Amtes enthoben wird oder nicht und ob er nun Vorteile daraus zieht. Wichtig sind die Auswirkungen von politischer Fehlfunktion und Unsicherheit auf die Portfolios.
Denn da sieht es nicht gut aus.
Ungeachtet der politischen Resultate sollten sich Investoren auf eine holprige Fahrt bereit machen, während der die Schlagzeilen gut, dann schlecht und wieder gut für Trump ausfallen werden.
Währenddessen erhöht die Fed die Zinsen und reduziert ihre Bilanz. Diese wurden in den letzten 14 Monaten um 375 Milliarden Dollar reduziert und soll in diesem und im folgenden Jahr um jeweils 600 Milliarden Dollar fallen, bis sie schließlich Ende 2020 2,9 Billionen Dollar erreicht.
Diese extreme Bilanzreduzierung ist vollkommen experimentell. In der gesamten 106-jährigen Geschichte der Federal Reserve wurde so ein Versuch noch nie unternommen.
Analysten schätzen, dass eine Bilanzreduzierung von 600 Milliarden Dollar im Jahr (aktuelles Tempo) einer Zunahme des US-Leitzinsen von 1% im Jahr entspricht. Diese implizierte Rate fällt zusätzlich zu den Zinserhöhungen über 0,25% an, die die Fed jedes Quartal ankündigt. Die quantitative Straffung sowie tatsächliche Zinserhöhungen lassen die Zinsen von einer Basis von 2,5% aus um 2% im Jahr wachsen - eine extreme Form der geldpolitischen Straffung.
Die Fed strafft bis hin zur Schwäche und wird sich einer Lockerung annähern müssen, wenn das offensichtlich wird. Doch es könnte sehr wohl bereits zu spät sein.
Das Fazit lautet, dass eine Unsicherheit vorherrscht, die nicht so schnell vergehen wird. Investoren können mithilfe einer Mischung aus Volatilitätsstrategien, sicheren Vermögenswerten, Gold sowie Bargeld davon profitieren.
© James Rickards
Der Artikel wurde am 07. Januar 2019 auf www.dailyreckoning.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.