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Interview mit Folker Hellmeyer: "Edelmetalle in jedes Depot!"

20.02.2007  |  Dr. Volkmar Riemenschneider
- Seite 3 -
V.R.: Noch eine abschließende Frage zu Ihrer allgemeinen Einschätzung für die Rohstoffmärkte und Edelmetalle. Wir haben gesehen, dass Öl von den Höchstkursen ziemlich weit nach unten korrigierte und schon fast wieder abgeschrieben wurde. Prompt kam der Rücksetzer nach oben. Genauso haben wir die Basismetalle, die, wie wir bei Kupfer gesehen haben, deutlich korrigiert, wieder größtenteils den Abwärtstrend gestoppt, bzw. im Fall von Nickel neue Allzeithochs erreicht haben. Was ja auch gerade gegen ein rezessives Szenario in den USA und China spricht. War das vielleicht schon teilweise die Rezessionserwartung, die in den Rohstoffpreisen enthalten war?

F.H.: Wir müssen den gesamten Rohstoffmarkt sehr differenziert angehen. Im Bereich der Rohstoffe zunächst Folgendes: Für das laufende Jahr 2007 unterstellen wir ein Wachstum für die globale Wirtschaft von 3,5 bis 4%. Das ist markantes Wachstum, aber wir sind nicht so optimistisch wie die meisten unserer Kollegen, nehmen wir zum Beispiel Herrn Rato (IWF), der für die Weltwirtschaft ein Wachstum von ca. 5% unterstellt. Mithin gehen wir davon aus, dass das für 2007 unterstellte Nachfragewachstum bei vielen Rohstoffen etwas zu optimistisch ausfällt.

Das gilt insbesondere für den Bereich Energie. Für den Erdölpreis Sorte Brent Basis Spot gehen wir dieses Jahr von einer Bandbreite zwischen 45 bis 65 USD aus, unter der Maßgabe, dass der Iran nicht angegriffen wird.

Wenn wir uns im Bereich der Industriemetalle umschauen, ist eine differenzierte Betrachtung nach Maßgabe der Lagerhaltung unumgänglich. Der Nickelpreis ist des nahezu leergefegt sind. Das hat sich beim Kupfer zuletzt verändert. Entsprechend kam der Kupferpreis unter Druck. Grundsätzlich sehen wir aber beim Kupfer mittel- bis langfristig positive Tendenzen. Bei Märkten, wo die Lagerhaltung so gering ist wie bei Nickel, heißt es ganz klar: weiter akkumulieren. Für Edelmetalle bin ich weiter sehr optimistisch, da Produktionsdefizite dominieren, und diese Konstellation erlaubt in den nächsten 5-7 Jahren keinen Trendwechsel. Die Enthortung bei Zentralbanken ist ein endliches Spiel und jede Tonne, die hier verkauft wird, erhöht das Potenzial für eine nachhaltige Aufwärtsbewegung im Bereich Gold.

Ich bleibe bei meinem Statement von vor gut einem Jahr. Beim Goldpreis, sowie beim Silberpreis, gilt: "The sky is the limit!" Ich will mich für dieses Jahr nicht festlegen, aber was wir erkennen, ist, dass eine sehr nachhaltige Bodenbildung im Bereich 530/570 USD stattgefunden hat. Ich sehe Notierungen für 2007 nicht mehr nachhaltig unter 580 USD pro Unze Gold und ich gehe davon aus, dass wir in diesem Jahr definitiv neue nominale Höchstkurse im Rahmen dieser Hausse markieren werden.

Für Edelmetalle gilt: Sie sind unter historischen Gesichtspunkten günstig (inflationsbereinigt oder bezüglich der vorhandenen Geldmengen) und sie sind von daher eine Notwendigkeit in jedem Depot!


V.R.: Eine Frage noch zu den Kommentaren, die in letzter Zeit in den Zeitungen standen. Einerseits, dass die WAG-Banken ihre Kontingente nicht ausnützen und andererseits, dass der IWF plant, seine Goldreserven zu Diversifikationszwekken zu verkaufen. Wie passen diese beiden Sachen zusammen?

F.H.: Die Tatsache, dass die Kontingente im WAG II nicht ausgeschöpft werden, ist Ausdruck dafür, dass sich in der jüngeren Vergangenheit diejenigen Zentralbanken kräftig blamiert haben, die große Teile ihrer Goldreserven zu Ausverkaufspreisen abgegeben haben. Darunter fallen die Zentralbanken Kanadas, Australiens, der Schweiz und die Old Lady, die Bank of England. In dem Maße, wie sich dank der USD-Flut im Zentralbankbereich Diversifizierungsbestrebungen durchsetzen, macht es keinen Sinn die "Währung" Gold in den Reserven zu minimieren. So weit zur Logik.

Der Goldmarkt ist von Produktionsdefiziten geprägt. Fallen die Abgaben im Rahmen des WAG zu gering aus, bedarf es einer neuen temporären Quelle für Goldabgaben. So weit zu einem möglichen Zusammenhang. Auffällig ist, dass das Thema IWF-Goldverkäufe immer dann regelmäßig auf die Agenda kommt, wenn abrupte Aufwärtsbewegungen des Goldes erkennbar sind. Mein Kommentar lautet hier "Food for a lot of thought!"


Dieses Interview wurde am 3. Februar 2007 am Rande von "GoldSeiten on Tour" in Hamburg geführt.



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