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Der große japanische Goldhandel von 1859

19.04.2019  |  John Paul Koning
Der Goldpreis befindet sich zurzeit bei 1.300 US-Dollar je Unze. Nun stellen Sie sich vor, es gäbe einen Ort auf der Welt, sagen wir Japan, wo Sie eine Unze Gold für einen Bruchteil dieses Preises - 450 US-Dollar - kaufen könnten. Indem Sie es exportieren und zum Weltpreis verkaufen, erzielen Sie leicht einen Gewinn von 850 US-Dollar je Unze. Das klingt zu gut, um wahr zu sein, aber genau so geschah es 1859 in Japan. Dieser Artikel handelt von einem der größten Goldhandel aller Zeiten.

Um zu verstehen, wie sich der größte Goldhandel aller Zeiten abgespielt hat, müssen wir zunächst in die vorangegangenen Jahre eintauchen.


Zwei Jahrhunderte der Isolation

In den frühen 1850er Jahren war Japan bereits seit über 200 Jahren vom Rest der Welt isoliert. Anfang des 17. Jahrhunderts hatte der regierende Tokugawa-Clan eine Politik verabschiedet, die Ausländern die Einreise ins Land verbot. Der einzige Berührungspunkt mit dem Westen war der niederländische Handelsposten Dejima, eine künstliche Insel im Hafen von Nagasaki. Aber westliche Mächte wie die USA waren auch begierig darauf, mit Japan Handel zu treiben, also wurde 1853 Commodore Matthew C. Perry entsandt, um ein Handelsabkommen auszuhandeln.

Unter Androhung von Gewalt brachte Perry die Tokugawa-Shogune an den Verhandlungstisch. Im Jahr 1854 schaffte es Perry, eine Öffnung der Häfen von Shimoda und Hakodate für US-Schiffe zu sichern. Es handelte sich um ein Kohle-Versorgungs-Abkommen: Es ermöglichte lediglich die Nachschubversorgung und Betankung von Dampfschiffen. Ein allgemeines Handelsabkommen sollte auf sich warten lassen.

Eine der Schwierigkeiten, auf die Perry stieß, bestand darin, wie amerikanische Schiffe die Kohleversorgung bezahlen sollten. Seit Jahrhunderten dominierte der spanische Silberdollar (auch bekannt als mexikanischer Dollar, Säulenpiaster, Acht-Reales-Stück oder Achterstück), der in Mexiko sowie einigen anderen südamerikanischen Prägestätten gemünzt wurde, den internationalen Handel.

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Der spanische "Säulen"-Piaster mit den Säulen des Herakles auf der Rückseite


Aber Japan machte aufgrund seiner Abschottung üblicherweise keine Geschäfte mit dem spanischen/mexikanischen Dollar. Es hatte seine ganz eigene Reihe von Münzen und Messgrößen. Preise wurden in Ryo, Bu und Shu festgelegt, wobei 1 Ryo = 4 Bu = 16 Shu entsprach. Das Ryo entsprach einer Goldmünze, die Koban genannt wurde. Eine Ichibu-Silbermünze hatte den Wert 1 Bu, wobei 4 Ichibus einem Ryo bzw. Goldkoban gleichkamen.

Man brauchte einen Wechselkurs zwischen dem Dollar und den japanischen Münzen. Um die Versorgung seiner Schiffe an dem neu geöffneten Hafen von Hakodate zu bezahlen, nahm Perry den von seinen japanischen Gastgebern angebotenen Wechselkurs an: ein mexikanischer Dollar zu einer Ichibu. Da vier Ichibus einer Goldkoban entsprachen, bedeutete das, dass ein mexikanischer Dollar ¼ Koban Wert war.

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Hauptmünzen während der Tokugawa-Regierung, einschließlich Koban (oben links) und Silber-Ichibu (oben rechts). Quelle: Wikipedia


Dieses Arrangement war für die Amerikaner nicht zufriedenstellend. Ein mexikanischer Dollar wog ungefähr dreimal so viel wie eine Ichibu. Jeder Dollar beinhaltete 25 Gramm Silber, wohingegen eine Ichibu nur ein Drittel davon enthielt, 8,5 Gramm Silber. Einen mexikanischen Dollar in eine Ichibu umzutauschen, bedeutete also, dass die Amerikaner zwei Drittel des Silbergehalts des Dollars gratis weggaben, oder zumindest kam es ihnen so vor.

Jetzt wo Perry einen Fuß in die Tür der Insel bekommen hatte, wurde Townsend Harris - der erste US-Generalkonsul, der nach Shimoda berufen wurde - damit beauftragt, Japan komplett für den Handel zu öffnen. Zusätzlich zur Aushandlung eines Handelsvertrags mit dem Tokugawa-Shogunat sollte Harris auch die Wechselkurs-Kontroverse in Angriff nehmen. Harris berechnete, dass bei einem Wechselkurs nach Gewicht ein mexikanischer Dollar drei Ichibus entsprechen würde. So wäre der Silbergehalt in beiden Münzen auf gleicher Höhe, was ihm nur gerecht erschien.


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