Der Zinsanhebungszyklus der Fed ist zu Ende
20.03.2019 | Prof. Dr. Thorsten Polleit
Die Offenmarktausschuss der US-Notenbank (Fed) hat auf seiner Sitzung am 20. März 2019 den Leitzins unverändert gelassen. Der Leitzins (Federal Funds Rate) verbleibt in einer Bandbreite von 2,25 bis 2,50 Prozent.
Mit Blick auf die Äußerungen der Fed lautet unsere Interpretation kurz zusammengefasst: Der US-Leitzins wird in 2019 - beziehungsweise im aktuellen Zinsanhebungszyklus - nicht mehr weiter angehoben.
(Wir hatten bereits unseren Kommentar zur letzten Sitzung am 30. Januar 2019 übertitelt: "Fed verabschiedet sich behutsam von der Zinserhöhungspolitik" (siehe hier).)
Zudem ist aus unserer Sicht mit der heutigen Entscheidung die Wahrscheinlichkeit deutlich gestiegen, dass die Fed noch in diesem Jahr die Zinsen wieder senken wird.
Zur Entscheidung
Die Fed begründet ihre Entscheidung mit dem Hinweis, die Zeichen für eine Wachstumsverlangsamung hätten sich gemehrt. Die laufende Inflation - die Jahresinflation der Konsumgüterpreise lag im Februar 2019 bei 1,5%, die Kernrate (ohne Nahrungsmittel und Energie) bei 2,1% - scheint die Fed dabei nicht zu besorgen.
Die Fed hat zudem verkündet, den Abbau ihrer aufgeblähte Bilanz (die Fed-Bilanzsumme belief sich Mitte März 2019 auf 3.972 Mrd. US$ - darin enthalten waren 2.175 Mrd. US$ Staatsanleihen und 1.608 Mrd. US$ Hypothekenanleihen) zu verlangsamen beziehungsweise zu einem Ende kommen zu lassen.
Genauer heißt das: Ab Mai 2019 wird die Fed Ihr Portfolio von US-Staatsanleihen nicht mehr um 30 Mrd. US$ pro Monat, sondern nur noch um 15 Mrd. US$ pro Monat schrumpfen lassen. Ende September 2019 soll dann der Abbau der US-Staatsanleihen auf diesem Wege ganz aufhören. Gleichzeitig sollen ab Oktober 2019 auslaufende Hypothekenanleihen in US-Staatsanleihen reinvestiert werden, und zwar in Höhe von bis zu 20 Mrd. US$ pro Monat. Damit wird die Fed-Bilanz extrem aufgebläht bleiben – und die Fed bleibt ein mächtiger Mitspieler im Zinsmarkt.
Die Fed hat mit diesen Entscheidungen de facto alle noch verbliebenen Zinserhöhungserwartungen aus den Märkten herausgenommen. Gleichzeitig lässt sie die Liquidität im Interbankengeldmarkt auf einem sehr hohen Niveau. Zusammengenommen lässt das den Schluss zu: Die Fed-Geldpolitik ist bereits wieder gelockert worden.
Was bedeutet das für den Anleger?
Die Hoffnung auf eine "Zinswende" ist verpufft. Die Zinsen bleiben niedrig - in den USA und auch im Euroraum (siehe hierzu unseren Kommentar "EZB zementiert japanische Zinsverhältnisse" vom 7. März 2019.
Die künstlich niedrig gehaltenen Kreditkosten und die fortgesetzte Geldmengenvermehrung dürften die Konjunkturen weiter unterstützen. Unter diesen Bedingungen ist eine (weltweite) Rezession zwar nicht ausgeschlossen, aber doch recht unwahrscheinlich.
Es wäre nicht verwunderlich, wenn nun die Preise auf den Vermögensmärkten - Aktien- und Häuserpreise - ihren Höhenflug fortsetzen. Gleichwohl nimmt natürlich dabei die "Korrekturfallhöhe" zu: Die Geldpolitik der extrem niedrigen Zinsen sorgt schließlich für Fehlentwicklungen, die sich bekanntlich früher oder später in Krisen entladen; sie ist kein Segen, sondern ein Fluch.
Der Abwertungsdruck auf den Euro gegenüber dem US-Dollar schwindet allerdings erst einmal. In einem Umfeld weiterhin sehr niedriger Zinsen - verbunden mit einer steigenden Wahrscheinlichkeit, dass immer mehr Zinssätze nach Abzug der Inflation negativ werden - wird Gold attraktiv(er), und das sollte auch den Goldpreis unterstützen.
© Prof. Dr. Thorsten Polleit
Chefvolkswirt Degussa Goldhandel GmbH
Mit Blick auf die Äußerungen der Fed lautet unsere Interpretation kurz zusammengefasst: Der US-Leitzins wird in 2019 - beziehungsweise im aktuellen Zinsanhebungszyklus - nicht mehr weiter angehoben.
(Wir hatten bereits unseren Kommentar zur letzten Sitzung am 30. Januar 2019 übertitelt: "Fed verabschiedet sich behutsam von der Zinserhöhungspolitik" (siehe hier).)
Zudem ist aus unserer Sicht mit der heutigen Entscheidung die Wahrscheinlichkeit deutlich gestiegen, dass die Fed noch in diesem Jahr die Zinsen wieder senken wird.
Zur Entscheidung
Die Fed begründet ihre Entscheidung mit dem Hinweis, die Zeichen für eine Wachstumsverlangsamung hätten sich gemehrt. Die laufende Inflation - die Jahresinflation der Konsumgüterpreise lag im Februar 2019 bei 1,5%, die Kernrate (ohne Nahrungsmittel und Energie) bei 2,1% - scheint die Fed dabei nicht zu besorgen.
Die Fed hat zudem verkündet, den Abbau ihrer aufgeblähte Bilanz (die Fed-Bilanzsumme belief sich Mitte März 2019 auf 3.972 Mrd. US$ - darin enthalten waren 2.175 Mrd. US$ Staatsanleihen und 1.608 Mrd. US$ Hypothekenanleihen) zu verlangsamen beziehungsweise zu einem Ende kommen zu lassen.
Genauer heißt das: Ab Mai 2019 wird die Fed Ihr Portfolio von US-Staatsanleihen nicht mehr um 30 Mrd. US$ pro Monat, sondern nur noch um 15 Mrd. US$ pro Monat schrumpfen lassen. Ende September 2019 soll dann der Abbau der US-Staatsanleihen auf diesem Wege ganz aufhören. Gleichzeitig sollen ab Oktober 2019 auslaufende Hypothekenanleihen in US-Staatsanleihen reinvestiert werden, und zwar in Höhe von bis zu 20 Mrd. US$ pro Monat. Damit wird die Fed-Bilanz extrem aufgebläht bleiben – und die Fed bleibt ein mächtiger Mitspieler im Zinsmarkt.
Die Fed hat mit diesen Entscheidungen de facto alle noch verbliebenen Zinserhöhungserwartungen aus den Märkten herausgenommen. Gleichzeitig lässt sie die Liquidität im Interbankengeldmarkt auf einem sehr hohen Niveau. Zusammengenommen lässt das den Schluss zu: Die Fed-Geldpolitik ist bereits wieder gelockert worden.
Was bedeutet das für den Anleger?
Die Hoffnung auf eine "Zinswende" ist verpufft. Die Zinsen bleiben niedrig - in den USA und auch im Euroraum (siehe hierzu unseren Kommentar "EZB zementiert japanische Zinsverhältnisse" vom 7. März 2019.
Die künstlich niedrig gehaltenen Kreditkosten und die fortgesetzte Geldmengenvermehrung dürften die Konjunkturen weiter unterstützen. Unter diesen Bedingungen ist eine (weltweite) Rezession zwar nicht ausgeschlossen, aber doch recht unwahrscheinlich.
Es wäre nicht verwunderlich, wenn nun die Preise auf den Vermögensmärkten - Aktien- und Häuserpreise - ihren Höhenflug fortsetzen. Gleichwohl nimmt natürlich dabei die "Korrekturfallhöhe" zu: Die Geldpolitik der extrem niedrigen Zinsen sorgt schließlich für Fehlentwicklungen, die sich bekanntlich früher oder später in Krisen entladen; sie ist kein Segen, sondern ein Fluch.
Der Abwertungsdruck auf den Euro gegenüber dem US-Dollar schwindet allerdings erst einmal. In einem Umfeld weiterhin sehr niedriger Zinsen - verbunden mit einer steigenden Wahrscheinlichkeit, dass immer mehr Zinssätze nach Abzug der Inflation negativ werden - wird Gold attraktiv(er), und das sollte auch den Goldpreis unterstützen.
© Prof. Dr. Thorsten Polleit
Chefvolkswirt Degussa Goldhandel GmbH