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Wohin sind all die Silbermünzen verschwunden?

04.05.2019  |  John Paul Koning
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Dank der Unterbewertung des Silbers waren Silbermünzen, wie der Shilling, wertvoller, wenn man sie einschmolz, exportierte und zu ihrem echten Wert als Bullion verkaufte. Demnach zirkulierten in den 1700er und den frühen 1800er Jahren beinahe keine Silbermünzen in Großbritannien. Doch die Briten benötigten dringend Münzen mit geringen Nennwerten wie Penny und Shilling, um Waren zu kaufen und Gehälter zu bezahlen. Knappheiten von Münzgeld führten dazu, dass der Handel schwieriger wurde.

Hier ein Auszug aus einem Brief von 1771, in dem dieses Problem beschrieben wurde: "Händler leiden seit mehr als zehn Jahren unter der Knappheit des Münzgeldes, die zudem täglich zunimmt; und niederträchtige Menschen machen es sich zu Nütze, indem sie Kredite für geringfügige Summen aufnehmen, die sie niemals zurückzuzahlen beabsichtigen."


Schluss mit dem Schmelzen

Die Neuprägung von 1816 schaffte den Anreiz ab, die Münzen ihres Metallwerts wegen einzuschmelzen. Indem eine Reduzierung des Silbergehalts um 6% von Shilling, Half-Crown und Crown eingeführt wurde, stellte das Parlament sicher, dass sich der Marktwert des Silbers, das sich in jeder dieser Münzen befand, deutlich unter dem Marktwert der Münzen bewegte. Fortan machte es für einen Briten wenig Sinn, einen Shilling einzuschmelzen, um ihn als Bullion zu verwenden - besagter Shilling wäre in Münzform immer mehr wert. So wurde den Münzknappheiten und dem resultierenden Einfluss auf den Handel ein jähes Ende gesetzt.

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Neues Münzgeld; angekündigt von W.W. Pole, Leiter der Royal Mint (Quelle)


Nur wenn der Marktpreis des Silbers - der damals bei 5 Shilling je Unze lag (oder 0,16 Shilling je Gramm) - auf etwa 6 Shilling je Unze steigen würde und so verblieb, könnte Großbritannien erneut Münzknappheiten verzeichnen. Dann wäre der Shilling nicht länger eine Scheidemünze. Der Wert dieser 5,2 Gramm Silber in einem Shilling nach 1816 wäre mehr wert als der Shilling selbst und würde dann wieder eingeschmolzen werden. Doch das wurde nie zum Problem: Der Silberpreis blieb jahrzehntelang niedrig.


Eine frühere private Reaktion

Die Einführung von Scheidemünzen im Jahr 1816 war einer der ersten Versuche, die Münzknappheiten zu beheben, die durch einen hohen Silberpreis ausgelöst wurden. Doch es war nicht der erste seiner Art. In seinem Buch, Good Money, zeichnete George Selgin die frühen Versuche des Privatsektors auf, die Knappheit von Münzen mit geringem Nennwert anzugehen, indem privates Münzgeld ausgegeben wurde. Ende der 1700er Jahre prägten Unternehmer wie Matthew Boulton und Thomas Williams große Mengen an Kupfermünzen, um ihre eigenen Arbeiter zu bezahlen oder um diese an Klienten zu verkaufen, die Münzgeld benötigten. Das waren kleine Münzen wie der Penny und der Half-Penny, keine Shilling (ein Shilling = 12 Penny). Hier ein Beispiel:

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Penny-Scheidemünze aus dem Jahr 1811

Aufgrund staatlichen Missmanagements des Münzgeldes verließ man sich auf private Produzenten wie Samuel Fereday, um die britische Nachfrage nach Münzen mit geringem Nennwert zu erfüllen. Privates Kupfermünzgeld wurde 1818 verboten, doch Feredays Scheidemünzen waren laut George Selgin im Jahr 1866 "noch immer verbreitet."


Anfänglich konzentrierten sich die privaten Münzproduzenten Großbritanniens auf die Herstellung von Kupfermünzen mit geringen Nennwerten, doch bis zum Jahr 1811 waren sie dazu übergegangen, auch Silbermünzen mit höheren Nennwerten zu produzieren. Diese kommerziellen Münzen waren Scheidemünzen, keine Kurantmünzen.


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