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Wohin sind all die Silbermünzen verschwunden?

04.05.2019  |  John Paul Koning
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Da sie fürchteten, man würde ihre Münzen aufgrund ihres Silbergehalts einschmelzen, stellten die Hersteller sicher, dass der Silbergehalt der Münzen weniger wert war als der eigentliche Nennwert der Münzen. Die Öffentlichkeit akzeptierte diese "leichten" Scheidemünzen freiwillig zu ihrem Nenn- und nicht Metallwert. Grund dafür war die Tatsache, dass die Produzenten versprachen, diese auf Anfrage zu ihrem Nennwert umzutauschen, oftmals gegen Banknoten.

Diese privaten Produzenten bereiteten also den Weg für die Lösung Großbritanniens allgemeiner Münzknappheit. Die verspätete Einführung von Scheidemünzen im Jahr 1816 war sicherlich kein bahnbrechendes Manöver - die Regierung replizierte schlicht eine Technologie, die von den "Versuchskaninchen" des privaten Sektors bereits vor einigen Jahren getestet worden war.


Währenddessen in den USA ...

Ähnlich wie Großbritannien wurden die USA von Münzknappheiten geplagt. Aufgrund des steigenden Silberpreises in den 1840er Jahren überstieg der Metallwert der US-amerikanischen Silbermünzen deren Nennwert. Silbermünzen mit geringen Nennwerten wie Groschen und Vierteldollar begannen zu verschwinden, als man sie einschmolz.

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Vierteldollar aus dem Jahr 1853


Die U.S. Mint gab Kurantmünzen aus. Doch der Coinage Act von 1853 änderte dies, indem Silbermünzen zu Scheidemünzen wurden. Das Gesetz reduzierte das Gewicht der aus Silber bestehenden Groschen, Halbgroschen, Vierteldollar und Halbdollar um 7%. Während ein Vierteldollar vor 1853 also mit 6,01 Gramm Silber produziert wurde, so enthielt ein Vierteldollar nach 1853 nur noch 5,6 Gramm. Diese Silberreduzierung schaffte wirksam jeglichen Anreiz aus der Welt, Münzen für ihr Silber einzuschmelzen. Ebenso wie die Silberreduzierung in England deren Münzknappheiten einige Jahrzehnte zuvor gelöst hatte, so beendete die Reduzierung des Silbergehalts in den USA ebenfalls Münzgeldknappheiten.


Weitere Silberreduzierungen

In den 1800er Jahren verließen sich sowohl das Vereinigte Königreich als auch die Vereinigten Staaten auf Silberscheidemünzen, um die Nachfrage der Bürger nach Münzgeld mit geringem Nennwert zu bedienen. Doch von Zeit zu Zeit wurden diese Scheidemünzsysteme strapaziert, wenn der Marktpreis des Silbers stieg und den Metallwert in einer Münze über den Nennwert trieb. Dann schmolz man die Münzen erneut ein und exportierte das Metall, was wiederum zu einer Münzknappheit führte.

Genau das passierte, als der weltweite Silberpreis 1919 und Anfang 1920 eine Spitze bildete. Im Vereinigten Königreich waren 5,2 Gramm Silber in einem Shilling plötzlich mehr wert als der Shilling an sich. Das Parlament reagierte auf den Silberpreisanstieg, indem die Feinheit der Silbermünzen von 92,5% auf 50% reduziert wurde. So blieb das Gewicht jedes Shilling gleich, während der Silbergehalt auf 2,6 Gramm reduziert wurde. So vermied man umfangreiches Einschmelzen britischer Münzen.

Kanada, mein Heimatland, reagierte im Jahr 1920 auf denselben Silberpreisanstieg mit der Reduzierung der Feinheit aller Silbermünzen von 92,5% auf 80%. Im Jahr 1922 reduzierte man den Silbergehalt des 5-Cent-Stücks auf Null und gab stattdessen eine Nickelmünze mit "99,9% Nickel" aus.

Aufgrund bürokratischer Trägheit reagierten die Vereinigten Staaten auf die Silberpreisspitze von 1919 bis 1920 mit keiner Reduzierung des Silbergehalts ihres Münzgeldes. Der Marktpreis des Silbers fiel bald darauf und die Gefahr des Einschmelzens schwand daraufhin wieder. Doch Ende der 1950er und Anfang der 1960er Jahre fand erneut ein Silberbullenmarkt statt. Erneut begannen die US-amerikanischen Silbermünzen zu verschwinden. Im Jahr 1965 löste Präsident Lyndon B. Johnson das Problem ein für alle Mal, indem das gesamte Silber aus dem Münzgeld verbannt wurde.

Kanada folgte diesem Beispiel 1968, indem das Silber in den Groschen und Vierteldollar durch Nickel ersetzt wurde. Sowohl Kanada als auch die USA folgten dem Beispiel des Vereinigten Königreichs, das im Jahr 1946 silberlos geworden war.


Zusammenfassung

Die stetige Verbannung des Silbers aus dem Münzgeld, die seit Anfang der 1800er Jahre stattfand, war eine Reaktion auf lähmende Münzknappheiten. Als der Metallwert des nationalen Münzgeldes dessen Nennwert überschritt, wurden Münzen aus der Zirkulation genommen und eingeschmolzen. Indem man Silber durch weniger wertvolle Metalle wie Kupfer ersetzte, wurde das Problem gelöst.

Das Problem des Münzgeldes ist keinesfalls vollständig gelöst. Mitte der 2000er Jahre explodierten die Rohstoffpreise. Das sorgte dafür, dass der Wert der Basismetalle in US-amerikanischen 1- und 5-Cent-Münzen deren Nennwert überstieg. Um die Amerikaner davon abzuhalten, die Münzen einzuschmelzen, erklärte die U.S. Mint das Einschmelzen von Münzen für illegal.

Aktuell scheint dieses Verbot (und der Rückgang der Rohstoffpreise) die Gefahr des Einschmelzens abgewendet zu haben. Doch sobald sich die Rohstoffpreise verdoppeln oder verdreifachen, kann ich mir schwer vorstellen, dass die Leute viel auf das Verbot der U.S. Mint geben werden. In diesem Fall wird die Regierung zurück in die Jahre 1853 und 1965 blicken müssen, um Inspiration zu erhalten - und Kupfer und Nickel durch wertlosere Materialien ersetzen.


© JP Koning
BullionStar



Der Artikel wurde am 09. April 2019 auf www.bullionstar.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.


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