Wachstum, das gekauft aber nicht bezahlt ist
22.04.2019 | Peter Schiff
Sehr eindeutige Warnschilder zeigen uns, dass die US-amerikanische Wirtschaft auf Gefahr zusteuern könnte und dass die längste Expansion der jüngeren Vergangenheit bald enden könnte. Aber wie üblich sind die Finanzmedien und Mainstream-Investoren wieder einmal voll von Optimismus, weil der Aktienmarkt aufwärts rast.
Letzte Woche gab die Federal Reserve eine narrative Bestätigung der Gefahren, als sie offiziell ihr geldpolitisches Straffungsprogramm abbrach. Der Vorhang fiel viel früher als nahezu jeder im Mainstream erwartet hatte. Noch vor einigen Monaten nahmen die meisten an, dass die Fed die Zinserhöhungen und ihre Bilanzreduzierung bis weit ins Jahr 2020 und darüber hinaus fortsetzen würde. Nun hat sie angedeutet, 2019 keine weiteren Erhöhungen und 2020 vielleicht nur eine durchzuführen. Ebenso plant sie, ihr Programm zur Bilanzreduzierung im September zu beenden.
Dieses Programm hätte eigentlich viele Jahre andauern sollen und sollte den Bestand der Fed an US-Staatsanleihen und Hypothekenpfandbriefen im Wert von 4,5 Billionen Dollar um 50% oder mehr reduzieren. Doch nun rechnet die Fed mit einer Gesamtreduzierung von einigen Hundert Milliarden, was kaum Spuren in ihrem riesigen Bestand hinterlassen wird.
Der schnelle Umschwung der Fed hätte bei vielen die Frage aufwerfen sollen, ob die Wirtschaft nicht viel schwächer sei, als sie gedacht hätten, oder genauer gesagt, ob es nicht bloß eine Blase war, die durch den geldpolitischen Stimulus betrieben wurde, den die Fed entzog. Technische Bestätigung für die Sorge der Fed stellte sich letzte Woche ein, als die Renditekurve zum ersten Mal seit 2007, im Vorfeld der Finanzkrise, invertierte, d. h., dass Investoren eine niedrigere Rendite auf Staatsanleihen mit 10-jähriger Laufzeit erhalten, als auf dreimonatige Staatsanleihen.
Diese Umkehr der normalen Regeln des Laufzeitrisikos, bei denen Investoren höhere Renditen für längere Laufzeiten erhalten, geht einer Rezession üblicherweise voran. Tatsächlich halten viele Ökonomen die Inversion der Renditekurve für den einzig verlässlichen Prädiktor einer Rezession.
Also sollten Investoren nach den berauschenden Gewinnen auf dem Markt in den letzten Jahren in Sorge sein, dass sich das Spiel ändern wird. Stattdessen - nach einem der schlimmsten Dezember der Geschichte - stürzten sich die Investoren im Januar wieder auf den Aktienmarkt und beflügelten den S&P 500 zu seiner besten Quartalsleistung seit dem dritten Quartal 2009. Wie es schon seit Jahren der Fall ist, scheinen Investoren davon überzeugt zu sein, dass niedrige Zinssätze der einzige Treiber sind, der zählt.
Die Diskrepanz ist besonders in der Trump-Regierung ausgeprägt, wo der ehemalige geldpolitische Falke und derzeitige Wirtschaftsberater im Weißen Haus, Larry Kudlow, von der Fed forderte, dass sie sofort Zinssenkungen um 50 Basispunkte durchführt und im gleichen Atemzug die Wunder der Trump-Wirtschaft lobte. Wenn die Wirtschaft die "beste der US-amerikanischen Geschichte" ist, wie Trump gern behauptet, wieso dann die drängenden Forderungen nach Zinssenkungen?
Letzte Woche verwiesen viele von denen, die immer noch in die Wirtschaft und Märkte vertrauen, auf die neu erschienenen Daten, die ein relativ starkes BIP-Wachstum im Jahr 2018 aufzeigten. Obwohl die Zahlen keine Konjunkturabschwächung im vierten Quartal aufzeigten, kam das Gesamtjahr auf mäßig gesunde 2,9% und hatte damit, wie auch 2015 und 2006, die stärkste Wachstumsrate seit 2005.
Tatsächlich ist die Wachstumsrate von 2,9% um 38% höher als das Durchschnittswachstum von 2,1%, das seit 2000 erreicht wurde. Mit einer unternehmensfreundlichen Regierung im Weißen Haus (die endlich über den Spuk der Mueller-Untersuchung hinwegsehen kann) erwarten viele die Rückkehr einer weiteren Goldlöckchen-Ära in der US-Wirtschaft.
Aber um diese Annahme zu machen, müssen Prognostiker nicht nur den Elefanten im Raum ignorieren, sondern die Tatsache, dass der Elefant nun auf dem Haus sitzt. Die Wachstumsrate von 2,9%, die 2018 erzielt wurde, kam inmitten einer überwältigenden Ausdehnung der Staatsverschuldung. Es ist schlimm genug, dass das Defizit 779 Milliarden Dollar betrug, die größte rote Zahl seit 2012 (als die Wirtschaft immer noch mit den Auswirkungen der Weltwirtschaftskrise zu kämpfen hatte), aber die Staatsverschuldung stieg um überwältigende 1,481 Billionen Dollar an.
Viele Leute nehmen an, dass das jährliche Haushaltsdefizit - die Differenz zwischen dem, was die Regierung ausgibt und dem, was sie in Steuern und anderen Einnahmen einnimmt - genauso hoch ist, wie die tatsächliche Ausdehnung der Verschuldung im selben Jahr. Aber bisher betrug das jährliche Defizit in diesem Jahrhundert durchschnittlich 552 Milliarden Dollar, während die jährliche Schuldenausdehnung 55% höher war, im Durchschnitt 853 Milliarden Dollar.
Die Differenz rührt von der Tatsache her, dass die Defizitzahlen Ausgaben ausschließen, die als "außerbudgetär" angesehen werden, was unerklärlicherweise Einzelposten wie Sozialversicherung und Postwesen beinhaltet. Der Betrag dieser außerbudgetären Einzelposten schwankt von Jahr zu Jahr erheblich, doch 2018 war er besonders hoch.
Letzte Woche gab die Federal Reserve eine narrative Bestätigung der Gefahren, als sie offiziell ihr geldpolitisches Straffungsprogramm abbrach. Der Vorhang fiel viel früher als nahezu jeder im Mainstream erwartet hatte. Noch vor einigen Monaten nahmen die meisten an, dass die Fed die Zinserhöhungen und ihre Bilanzreduzierung bis weit ins Jahr 2020 und darüber hinaus fortsetzen würde. Nun hat sie angedeutet, 2019 keine weiteren Erhöhungen und 2020 vielleicht nur eine durchzuführen. Ebenso plant sie, ihr Programm zur Bilanzreduzierung im September zu beenden.
Dieses Programm hätte eigentlich viele Jahre andauern sollen und sollte den Bestand der Fed an US-Staatsanleihen und Hypothekenpfandbriefen im Wert von 4,5 Billionen Dollar um 50% oder mehr reduzieren. Doch nun rechnet die Fed mit einer Gesamtreduzierung von einigen Hundert Milliarden, was kaum Spuren in ihrem riesigen Bestand hinterlassen wird.
Der schnelle Umschwung der Fed hätte bei vielen die Frage aufwerfen sollen, ob die Wirtschaft nicht viel schwächer sei, als sie gedacht hätten, oder genauer gesagt, ob es nicht bloß eine Blase war, die durch den geldpolitischen Stimulus betrieben wurde, den die Fed entzog. Technische Bestätigung für die Sorge der Fed stellte sich letzte Woche ein, als die Renditekurve zum ersten Mal seit 2007, im Vorfeld der Finanzkrise, invertierte, d. h., dass Investoren eine niedrigere Rendite auf Staatsanleihen mit 10-jähriger Laufzeit erhalten, als auf dreimonatige Staatsanleihen.
Diese Umkehr der normalen Regeln des Laufzeitrisikos, bei denen Investoren höhere Renditen für längere Laufzeiten erhalten, geht einer Rezession üblicherweise voran. Tatsächlich halten viele Ökonomen die Inversion der Renditekurve für den einzig verlässlichen Prädiktor einer Rezession.
Also sollten Investoren nach den berauschenden Gewinnen auf dem Markt in den letzten Jahren in Sorge sein, dass sich das Spiel ändern wird. Stattdessen - nach einem der schlimmsten Dezember der Geschichte - stürzten sich die Investoren im Januar wieder auf den Aktienmarkt und beflügelten den S&P 500 zu seiner besten Quartalsleistung seit dem dritten Quartal 2009. Wie es schon seit Jahren der Fall ist, scheinen Investoren davon überzeugt zu sein, dass niedrige Zinssätze der einzige Treiber sind, der zählt.
Die Diskrepanz ist besonders in der Trump-Regierung ausgeprägt, wo der ehemalige geldpolitische Falke und derzeitige Wirtschaftsberater im Weißen Haus, Larry Kudlow, von der Fed forderte, dass sie sofort Zinssenkungen um 50 Basispunkte durchführt und im gleichen Atemzug die Wunder der Trump-Wirtschaft lobte. Wenn die Wirtschaft die "beste der US-amerikanischen Geschichte" ist, wie Trump gern behauptet, wieso dann die drängenden Forderungen nach Zinssenkungen?
Letzte Woche verwiesen viele von denen, die immer noch in die Wirtschaft und Märkte vertrauen, auf die neu erschienenen Daten, die ein relativ starkes BIP-Wachstum im Jahr 2018 aufzeigten. Obwohl die Zahlen keine Konjunkturabschwächung im vierten Quartal aufzeigten, kam das Gesamtjahr auf mäßig gesunde 2,9% und hatte damit, wie auch 2015 und 2006, die stärkste Wachstumsrate seit 2005.
Tatsächlich ist die Wachstumsrate von 2,9% um 38% höher als das Durchschnittswachstum von 2,1%, das seit 2000 erreicht wurde. Mit einer unternehmensfreundlichen Regierung im Weißen Haus (die endlich über den Spuk der Mueller-Untersuchung hinwegsehen kann) erwarten viele die Rückkehr einer weiteren Goldlöckchen-Ära in der US-Wirtschaft.
Aber um diese Annahme zu machen, müssen Prognostiker nicht nur den Elefanten im Raum ignorieren, sondern die Tatsache, dass der Elefant nun auf dem Haus sitzt. Die Wachstumsrate von 2,9%, die 2018 erzielt wurde, kam inmitten einer überwältigenden Ausdehnung der Staatsverschuldung. Es ist schlimm genug, dass das Defizit 779 Milliarden Dollar betrug, die größte rote Zahl seit 2012 (als die Wirtschaft immer noch mit den Auswirkungen der Weltwirtschaftskrise zu kämpfen hatte), aber die Staatsverschuldung stieg um überwältigende 1,481 Billionen Dollar an.
Viele Leute nehmen an, dass das jährliche Haushaltsdefizit - die Differenz zwischen dem, was die Regierung ausgibt und dem, was sie in Steuern und anderen Einnahmen einnimmt - genauso hoch ist, wie die tatsächliche Ausdehnung der Verschuldung im selben Jahr. Aber bisher betrug das jährliche Defizit in diesem Jahrhundert durchschnittlich 552 Milliarden Dollar, während die jährliche Schuldenausdehnung 55% höher war, im Durchschnitt 853 Milliarden Dollar.
Die Differenz rührt von der Tatsache her, dass die Defizitzahlen Ausgaben ausschließen, die als "außerbudgetär" angesehen werden, was unerklärlicherweise Einzelposten wie Sozialversicherung und Postwesen beinhaltet. Der Betrag dieser außerbudgetären Einzelposten schwankt von Jahr zu Jahr erheblich, doch 2018 war er besonders hoch.