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Mark Nestmann: Der weltweite Krieg um das Bargeld

18.05.2019
Um ehrlich zu sein, gibt es viele Kräfte, die für die Abschaffung - oder zumindest deutliche Einschränkung - des Bargeldes kämpfen.

Viele Unternehmen hassen Bargeld, da Bargeldtransaktionen länger dauern und große Mengen ein Sicherheitsrisiko darstellen. Wenn Sie per Flugzeug reisen, dann haben Sie wahrscheinlich schon aus erster Hand Erfahrungen gemacht. "Bargeldlose Kabinen" sind für die meisten Fluglinien an der Tagesordnung. Sie müssen jedes Weinglas, jeden Käsedip und jede Tüte gemischter Nüsse mit einer Kredit- oder Bankkarte bezahlen.

In Bundesstaat Atlanta können Sie sich während eines Football- oder Fußballspiels noch nicht einmal einen Hotdog mit Bargeld kaufen. Im März gaben die Betreiber der Mercedes-Benz-Arena - Heimat der Atlanta Falcons und Atlanta United - bekannt, dass man an den Essens- und Getränkeständen nicht länger Bargeld akzeptieren würde.

Kreditkartenunternehmen hassen Bargeld ebenfalls. Und aus offensichtlich Gründen - durch die verlangten Gebühren erhalten die Unternehmen einen Anteil jedes Kaufs, der gemacht wird. Es ist also nicht überraschend, dass Visa 2017 eine "bargeldlose Herausforderung" ausrief und 50 kleinen Unternehmen, die aufgehört hatten, Bargeldzahlungen zu akzeptieren, 10.000 Dollar aushändigte.

Big Brother kann Bargeld auch nicht leiden. Jahrzehntelang führten Regierungen auf der ganzen Welt einen Krieg gegen das Bargeld. Die ursprüngliche Rechtfertigung dafür war der Kampf gegen das organisierte Verbrechen. Der Krieg gegen das Bargeld verwandelte sich dann zum Krieg gegen Drogen, zum Krieg gegen die Geldwäscherei und letztlich zum Krieg gegen den Terrorismus.

Mehrere Länder haben stark eingeschränkt, wie viel Bargeld man auf einmal ausgeben kann.

Spanien und Frankreich haben Bargeldtransaktionen über 1.000 Euro verboten. Wenn Sie mehr als das ausgeben möchten, dann müssen Sie eine Bankkarte, Kreditkarte oder nicht übertragbaren Scheck verwenden oder per Banktransfer zahlen. In Italien, wo ein Bargeldlimit von 3.000 Euro herrscht, werden Verstöße mit der Konfiszierung von bis zu 40% der geleisteten Zahlung geahndet. In Spanien verliert man "nur" 25% seines Bargelds, wenn man gegen die Regulierungen verstößt. Ähnliche Einschränkungen gibt es in den meisten anderen EU-Ländern. Im späteren Verlauf des Jahres wird Australien Bargeldtransaktionen über 10.000 Australische Dollar (etwa 7.500 Dollar) verbieten.

Die ehrgeizigsten Bemühungen, die Verwendung von Bargeld einzuschränken, fanden in Indien statt. Im Jahr 2016 machte die nationale Regierung etwa 86% der Landeswährung praktisch wertlos, indem alle 500- und 1.000-Rupien-Noten aus der Zirkulation genommen wurden.

Der Übergang lief alles andere als glatt. Mehrere Millionen indische Bürger, die kein Bankkonto besaßen, waren nicht länger in der Lage, für lebensnotwendige Güter zu bezahlen. Dutzende starben.

Zeitgleich wird es schwieriger, an Bargeld zu kommen. In Schweden wurden hunderte Geldautomaten entfernt, was die Menschen, die Geld benötigten, dazu zwang, mehrere Meilen nach einer funktionierenden Maschine zu suchen.

Einige Volkswirtschaftler möchten Bargeld abschaffen. Professor Kenneth Rogoff von der Harvard University argumentiert, dass wir das gesamte Bargeld auf der Welt abschaffen müssen, damit die weltweiten Zentralbank einfacher "negativ werden können." (d.h. Sparern negative Zinsen aufdrücken können.) Diese Initiative, so meint er, würde dabei helfen, die Weltwirtschaft im Falle einer ernsthaften Rezession zu unterstützen.

Willem Buiter, leitender Volkswirtschaftler bei Citigroup, machte 2015 Schlagzeilen, als er vorschlug, Bargeld abzuschaffen, um es Banken zu erlauben, negative Zinsen einzuführen. Er schlug vor, während Finanzkrisen jährliche Zinsen von bis zu -6% einzuführen, um Banken zur Kreditvergabe und Verbraucher zum Geldausgeben zu zwingen.

In einer bargeldlosen Welt mit negativen Zinsen würde die Regierung effektiv versteckten oder gesparten Reichtum aufspüren. Sie können kein Geld sparen, da Negativzins bedeutet, dass Sie die Bank bezahlen. Sie können es nicht abheben oder unter Ihrer Matratze verstecken, da dies unmöglich ist. Denn so etwas wie Bargeld gibt es dann nicht mehr.


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