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Die Zinsstruktur meldet sich zurück

19.05.2019  |  Klaus Singer
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Das Resümee aus den diskutierten Aspekten der Renditeentwicklung ist meiner Meinung nach folgendes: Es gibt eine nachhaltige Bewegung in Richtung der "Sicherheit" von Staatsanleihen. Gleichzeitig signalisiert der Spread am kürzeren Ende mit schlechter werdenden Refinanzierungsbedingungen, dass das Kreditangebot wohl abnehmen wird. Die Zeit starker Kreditvergaben mit jährlichen Zuwächsen von fast 8% wie 2016 scheint vorbei, aktuell hat sich die Wachstumrate nahezu halbiert. Und die Zinsstruktur sendet seit Dezember 2018 deutliche Warnzeichen hinsichtlich Inversion.

Vom Eintreten einer vollen Inversion der Zinsstruktur bis zum Beginn einer Rezession vergehen erfahrungsgemäß mehrere Monate. Der folgende Chart (siehe Chart!) wertet verschiedene Merkmale der Zinsstruktur schon vor einer vollen Inversion aus, er hat bereits vor einem Jahr eine Warnung vor einer Rezession generiert. Diese Warnung hat einen Vorlauf von vier bis sechs Quartalen. Da mittlerweile nicht mehr alle Kriterien rezessionsverdächtig sind, würde ich vermuten, dass mit einem längeren Vorlauf zu rechnen ist. Das würde auf ein Einsetzen einer Rezession etwa zum Jahresende oder früh in 2020 hindeuten.

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Beobachter weisen darauf hin, dass im laufenden Konjunkturzyklus die Verschuldung der nicht-Finanz-Unternehmen besonders deutlich zugenommen hat. Im zweiten Quartal 2010 lag deren Schuldenquote (in Bezug auf das nominale BIP) bei 38,7%, im vierten Quartal 2018 kam sie auf 50,8%, insgesamt hat der Schuldensstand in dieser Zeit um 60% zugenommen. Seite Mitte 2011 verzeichnen die Unternehmensschulden durchgängig ein jährliches Wachstum deutlich über der BIP-Entwicklung.

Damit muss man kein Hellseher sein, um zu vermuten, dass es in der nächsten Rezession wahrscheinlich zu einem Blutbad im Unternehmenssektor kommen wird. Hohe Kreditausfälle verbunden mit Pleiten dürften auch die Kreditmärkte hart treffen. Das wiederum springt dann auf die Aktienmärkte über, zumal sie bewertungsseitig heiß gelaufen sind. Mancher Beobachter erwartet Indexabschläge von 40 bis 50%.

Mag sein, dass die nächste Rezession nicht so ernst werden wird wie die zurückliegende, aber sie dürfte sich länger hinziehen, weil die Möglichkeiten der Zentralbanken und der Regierungen gegenüber der Zeit vor 2008 deutlich eingeschränkt sind. Die Verschuldung hat seitdem insgesamt deutlich zugenommen und die Geldflut der Zentralbanken kann nicht beliebig vervielfacht werden. Deutlich negative Zinsen, wie sie von einigen (u.a. Rogoff - siehe hier!) als Werkzeug im Kampf gegen die Auswirkungen einer nächsten Rezession ins Gespräch gebracht wurden, brauchen für ihre Wirksamkeit eine drastische Einschränkung des Bargeldumlaufs.


© Klaus G. Singer
www.timepatternanalysis.de


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