Aktien - Baisse eingeläutet?
02.06.2019 | Klaus Singer
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Nach Monatschart des S&P 500 stellt sich die übergeordnete Situation wie folgt dar (h/t Lance Roberts). Der Bull-Run von 1991 bis 2000 führte zu einer 62%-igen Korrektur des Anstiegs in dieser Phase. Der Run von 2003 bis 2007 führte bis zum Hoch aus 2000 zurück und wurde anschließend bis März 2009 vollständig korrigiert auf unter 700. Wäre die Korrektur dem vorherigen Muster gefolgt, so wäre sie im November 2008 bei rund 1090 zu Ende gegangen. Damals stand aber das Finanzsystem als Ganzes auf der Kippe, und so ging sie weiter.
Der im März 2009 schließlich bei unter 700 einsetzende Lauf führte per September 2018 bis auf 2950. Eine normale, d.h. eine in Zusammenhang mit dem Aufkommen einer Rezession stehende 62%-ige Korrektur würde bis 1540 herunterführen. Das wäre auch ziemlich genau das jeweilige Topp aus 2000 und 2007 und damit ein gutes Argument dafür, dass eine solche Korrektur dort auch enden könnte … wenn es sich um eine "normale" Korrektur handeln würde (siehe Chart!).
Nicht zuletzt gibt auch die Zinsstruktur ernst zu nehmende Hinweise auf eine wirtschaftliche Abschwächung in Richtung Rezession. Sie hatte sich schon Mitte Mai zurückgemeldet (siehe hier!), aktuell sind wichtige Spreads am kurzen Ende erneut in den negativen Bereich vorgedrungen (siehe hier!).
Der Verlauf des Goldpreises zeigt steigendes Interesse für das Krisenmetall. Am zurückliegenden Freitag konnte der Preis mit einem ordentlichen Sprung in die wichtige Region oberhalb von 1300 vordringen. Nächste statische Etappen auf der Oberseite wären 1322 und 1341. Der Chart hatte Anfang Januar, parallel zur angelaufenen Aktien-Rally, ein "Golden Cross" gebildet (EMA50 schneidet EMA200 von unten nach oben) und damit die Mitte August 2018 gestartete Aufwärtsbewegung bestätigt (siehe Chart!).
Auch die konstruktive Entwicklung beim Goldpreis würde ich in der Reihe von Indizien für einen makroökonomischen und markttechnischen Abschwung bei Aktien sehen.
Vieles deutet darauf hin, dass die Aktienkurse übergeordnet weltweit nach unten tendieren. Anzeichen einer herannahenden Rezession mehren sich, die Gewinnaussichten müssen an das veränderte Umfeld angepasst werden. Auch markttechnische Merkmale entwickeln sich ungünstig für die Bullen.
© Klaus G. Singer
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