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Wie schnell kommt Japan zum hyperventilieren?

20.03.2007  |  Rolf Nef
In meinem letzten Beitrag vor einer Woche berichtete ich davon, dass ich mich sicher fühle, dass der grosse Knall angefangen hat. Das fühle ich mich nach wie vor, nur hat ein Knall dieser Dimension etliche Gänge, bis dann endlich die Schlachtplatte aufgetragen wird. Ich denke, wir sind nach wie vor beim Entrée. Ich schrieb auch, dass eine massive Abwertung des japanischen Yens bevorstehe, sobald man denen mittels des Iran Krieges auf den Oel-Schlauch trete. Bedenken Sie auch, dass die chinesische Oelversorgung zu einem schönen Teil auch aus dieser Gegend stammt, aber davon ist hier nicht die Rede. Warum soll den Japan so schnell zum hyperventilieren kommen?

Betrachten Sie dazu die einzige Grafik, die ich dazu zeigen will:

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Die Zinskosten auf der Staatschuld betragen heute über 40% der Steuereinnahmen, und das bei allertiefsten Zinsen, während dieses Verhältnis vor vierzig Jahren (1965) noch praktisch bei Null war. Der rapide Anstieg nach 1965 ist dank steigenden Zinsen aber vor allem dank massiv steigendem Staatsdefizit zustande gekommen. Das Defizit war meistens grösser als die Zinskosten, d.h. die Zinsen wurden stets durch Neuverschuldung bezahlt. Dieses Verhalten erzeugt ein exponentielles Wachstum der Schuld, die nicht mehr eingeholt werden kann durch mehr Produktion bzw. mehr Steuern. Übrig bleibt nur noch die Pleite oder die Abwertung.

Der rasche Abfall nach 1945 ist nur auf die massive Abwertung des Yen von 7 Yen pro $ auf 360 Yen pro $ zurückzuführen. De facto war das aber doch eine Verkleinerung der Staatsschuld um das 50zig fache, praktisch übernacht.

Das zeigt in einem einzigen Chart die japanische ökonomische Situation heute.

(Mögen sie Unterhaltung? Die wäre hier angebracht für Novizen, um das obige zu verdauen, ansonsten überspringen sie diesen Abschnitt. Als ich vor ein paar Wochen diese Grafik auf den neuesten Stand brachte - ich sammle sie weil sie so vor Leben strotzen, wenn man das Leben dahinter spürt, aber auch weil ich mir keine echten Hodler oder Matisse leisten kann, die dasselbe Gefühl vermitteln - besuchte ich die Bibliothek der SNB (Schweizerische Nationalbank). Als erstes viel mir auf, dass die Japaner die Zinskosten nur noch als Veränderung gegenüber dem Vorjahr, aber nicht mehr absolut oder in % des Budgets rapportieren. Man muss also die historischen Daten haben, um diese Grafik erstellen zu können. Das zweite, was ich bemerkte, war, dass die Sektion Japan viel kleiner geworden war gegenüber früher. Als ich die Bibliotheksleitung nach dem Grund der Verkleinerung fragte, wurde mir mitgeteilt, dass die SNB eine neue Generation von Ökonomen habe, für die zehn Jahre Rückblick völlig genüge. Wundern Sie sich nicht, wenn der 1. August - der Schweizer Nationalfeiertag - abgeschafft wird, weil er 716 Jahre alt wird!)

Der Privateer - ein australischer Finanzbrief, berichtet, dass Persien ab 21. März, also diesen Mittwoch, US$ nicht mehr an Zahlung genommen werden für seine Exporte von Öl, Gas und andern Gütern. Das tönt insofern plausibel, als am Mittwoch auch das persische Neujahr beginnt und die Bücher neu beginnen. Das könnte auch der Startschuss sein für den militärischen Konflikt um den Iran und den ersten Tritt auf Japans Öl-Schlauch. Das MoF (Ministry of Finance), Japans mächtigste Behörde, hat sicherheitshalber mal die Decke des Deviseninterventionsfonds auf 1,2 Trillionen US$ (1.200 Milliarden) angehoben, d.h. es stehen 3-400 Mrd. US$ Finanzpulver für Interventionen zur Verfügung. Das sollte reichen, damit nicht gleich die Schlachtplatte serviert wird.

Aber weil ich kein Vertrauen - aber wirklich keines - in die Künste und das Könnens dieser Finanz- und Militärakrobaten habe und auch die nüchterne Analyse der Situation gegen ihren langfristigen Erfolg spricht, bin ich im "Tell Gold & Silber Fonds" weiterhin mit 40% physischem Gold und 60% langen Silberoptionen investiert. Allein dieses Interventionspulver ist 40-50 mal mehr als alles physisch vorhandene Silber auf der Welt, nebst Gold das einzige Geld ohne Schuldner. Für Privatkunden halte ich beträchtliche Positionen Put-Optionen auf den Schweizer Aktienmarkt (DAX funktioniert ebenso) mit Laufzeit Dezember 2007.


© Rolf Nef, Kilchberg (CH)
Der Autor kann erreicht werden unter info@tellgold.li



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