US-Aktienmärkte: S&P 500 - je schlechter, desto besser
09.06.2019 | Klaus Singer
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Der dritte (hinzukommende) Komplex bei der Beurteilung, ob es zu einer Rezession kommt, sind Merkmale der Markt- und Preisstruktur. So ergibt etwa die Auswertung von Eigenschaften der Volumenstruktur an der NYSE in einem sechs-Monats-Fenster ein seit Ende Oktober 2018 negatives Bild (siehe rote Linie im mittleren Chart), unterbrochen von einer neutralen Phase in der zweiten Hälfte Januar. Das Schaubild wird täglich im offenen Bereich der Web-Seite aktualisiert. Das Ergebnis der Auswertung von Tagesdaten wird im oberen Teilchart gezeigt (siehe Chart!).Der globale Aktien-Leit-Index S&P 500 hat am zurückliegenden Freitag per Tagesschluss das Topp von Ende Januar 2018 erreicht, intraday war er sogar darüber hinaus angestiegen. Auf Wochensicht konnte der Index beachtliche 4,4% hinzugewinnen. Er notiert auch wieder deutlich über seiner EMA50, was positiv für den mittelfristigen Ausblick zu sehen ist. Ende November 2018 gab es schon einmal einen solch rasanten Anstieg, dem folgte allerdings ein tiefer Sturz bis auf die Tiefs von Ende Dezember.
Der Anstieg im November endete an der Oberseite eines langfristigen Aufwärtskanals aus 2009 (fett, magenta), auch aktuell ist diese Aufwärtslinie wieder erreicht worden. Da sie auch zuvor schon einige Male "Schicksal gespielt" hatte, ist der S&P 500 wohl mal wieder an einem kritischen Punkt angekommen (siehe Chart!).
Was ist für die nächsten Tage zu erwarten? Die Kursentwicklung bei Aktien erscheint kurzfristig zwar eher bullisch, aus übergeordneter Sicht sind die jüngsten Anstiege jedoch viel zu steil für eine nachhaltige Stärke. Nicht unwahrscheinlich, dass der Index kurzfristig noch Luft nach oben hat. Auch denkbar, dass er sein Allzeithoch aus Ende April erreichen kann.
Aber ein Ausflug darüber hinaus ist aus meiner Sicht unwahrscheinlich. Im besten Fall entwickelt sich anschließend eine Seitwärtsbewegung oberhalb von rund 2800. Wahrscheinlicher ist aber ein erneuter Test des 38er Retracements bei 2718, der zur Nagelprobe werden dürfte.
Signale aus der Zinsstruktur warnen als notwendige Bedingung vor einer Rezession, hinreichende Bedingungen tendieren in dieselbe Richtung. Das gilt für die Makroseite, aber auch etwa für die übergeordnete Volumenstruktur bei Aktien. Zu hektische Aufwärtsbewegungen bei Aktienkursen schlagen über den Tag hinaus in dieselbe Kerbe. Das Aufkommen einer Rezession in den USA innerhalb der nächsten sechs bis neun Monate wird immer wahrscheinlicher.
© Klaus G. Singer
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