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Das Rätsel der Elektron-Münzen

07.08.2019  |  John Paul Koning
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Elektron verdünnt mit Silber

Eine weitere Kuriosität der Elektron-Münzen ist die Tatsache, dass sie oft viel mehr Silber enthalten als natürliches Elektron, aus dem sie ursprünglich produziert wurden. Elektron, das in natürlichen Lagerstätten gefunden wird, enthält typischerweise nicht weniger als 70% Gold, doch die Münzen enthielten oft nur 45% bis 55% Gold. Aus irgendwelchen Gründen entschieden sich lydische Münzemittenten dazu, etwas pures Silber in das Elektron zu mischen, bevor es geprägt wurde.

Im unteren Chart enthält die vertikale Säule, die den 1/6-Stater repräsentiert beispielsweise etwa 14 verschiedene Münzen. Die Mehrheit dieser Münzen enthält weniger als 65% Gold. Nur zwei davon enthalten mehr als 80% Gold.

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Die meisten Elektron-Münzen enthielten weniger als 70% Gold


Warum hätten sich die Lyder dazu entschieden, das Elektron mit Silber zu verdünnen? Der innewohnende Wert des natürlichen Elektrons war ziemlich hoch. Angesichts der Tatsache, dass Gold etwa zehnmal so viel wert war wie Silber, schätzen Numismatiker, dass die verbreitetste Münze, der Trite, mehrere Schafe oder zehn Tagesgehälter wert war. Auf die heutige Zeit bezogen, wäre ein Trite also etwa 500 Dollar wert. Das scheint kein sonderlich bequemer Nennwert zu sein. Die kleinste Münze, der 1/96-Stater, war etwa ein Tagesgehalt wert und somit nicht als Kleingeld geeignet.

Wallace nimmt an, dass der innewohnende Wert durch das Hinzugeben des Silbers zum natürlichen Elektron reduziert wurde. Der Preis, zu dem der Emittent die Münze zurücknehmen würde, konnte nun also geringer sein. Diese Reduzierung hätte es Elektron-Münzen erlaubt, in einer Vielzahl von Transaktionen verwendet zu werden und hätte somit ihre Nützlichkeit verstärkt.


Noch mehr Fragen

Neue Daten und Theorien über die Elektron-Münzen haben unser Wissen erweitert. Leider scheint es, als blieben wir "verwirrt, doch auf höherem Niveau!" wie Historiker Francois de Callatay meinte. Obgleich Wallaces Theorie elegant ist, so führt sie nur zu mehr Fragen.

Velde stellt einige der offensichtlichsten Fragen. Wenn die Elektron-Münzen einlösbar waren, gegen was versprach der Emittent diese Münzen einzulösen? Gold? Silber? Vielleicht hätte man sie zur Entbindung von Steuern verwenden können? Wenn Gold und Silber zur Einlösung von Elektron-Münzen verwendet werden konnten, warum nahm man dann nicht gleich diese Materialien als Basis des Münzgeldes?

Und was behielt der Emittent in Reserve, um seine Garantie zu "decken", fragte sich Velde. Wenn jede Münze zu 100% durch Gold gedeckt worden wäre, dann hätte unser Emittent Kosten auf sich nehmen müssen, um das gelbe Edelmetall zu lagern und aufzubewahren. Das würde heißen, dass die Ausgabe von Münzen nicht sonderlich profitabel war. Da fragt man sich doch, warum sich unser Elektron-Besitzer überhaupt die Mühe gemacht hat, diese Münzen zu produzieren...


Elektron-Münzen, was ist mit ihnen passiert?

Während die Briten ihre 1-Pence- und 2-Pence-Münzen noch immer zu mögen scheinen, stoppten die Lyder die Ausgabe ihres Elektron-Münzgeldes recht schnell. Etwa hundert Jahre nachdem Elektron-Münzen erstmals ausgegeben wurden, verschwanden sie aus der numismatischen Geschichte.

Im Jahr 550 v. Chr. entschied sich König Croesus dazu, individuelle Silber- und Goldmünzen auszugeben. Dieser Wechsel von Elektron zu purem Gold und Silber fällt mit der Entdeckung der Zementierung zusammen; die Vorgang, bei dem Gold und Silber getrennt werden. Anscheinend empfand man es als praktischer, das Elektron in seine Bestandteile zu zerlegen, um eine uniforme Währung zu erschaffen.

Mit Ausnahme einiger kleinerer Stadtstaaten, die Elektron-Münzen ein bis zwei Jahrzehnte weiterhin ausgaben, wurde keine gemischte Silber-Gold-Münze mehr ausgegeben. Alles was heute davon bleibt, ist ein Mysterium, über das die modernen Numismatiker noch immer rätseln.


© JP Koning
BullionStar



Der Artikel wurde am 08. Juni 2019 auf www.bullionstar.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.


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