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Bemerkenswerte Bewegungen

26.08.2019  |  Klaus Singer
- Seite 2 -
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Verhältnisse von Währungen unterliegen zahlreichen unterschiedlichen Einflüssen aus Waren- und Kapitalströmen. Im der kurzfristigen Analyse lassen sich diese kaum voneinander trennen. Übergeordnet sind in der aktuellen Situation zwei Aspekte wichtig. Eine Verschärfung des Handelsstreits USA-China kann dazu führen, dass Europa künftig eine wichtigere Rolle als Handelspartner der USA einnimmt. Das würde zu einer Aufwertung des Euro im Verhältnis zum Dollar führen. Auch wenn Portfolioinvestitionen aus den USA verstärkt würden, würde das den Euro im Verhältnis zum Dollar stärken.

Derselbe Effekt tritt ein, wenn Ausländer ihre Euro-Kredite zurückführen. Dieser Punkt ist mittlerweile von erheblicher Bedeutung, das Zinsniveau in Europa ist seit längerer Zeit deutlich niedriger als das etwa in den USA. Daher macht es für internationale Akteure an den Finanz- und Realmärkten Sinn, sich in Euro zu verschulden, zumal dies den Außenwert des Euro drückt.

Und umgekehrt: Verstärken sich die Bremsspuren in der internationalen Wirtschaft, werden Akteure in der Real-, aber auch in der Finanzwirtschaft ihre Kreditausrichtung zurückfahren. Damit ist der Euro als Carry-Trade-Währung ein Anzeigeinstrument für heraufziehende Krisen. Wie stark hieraus der Aufwertungsdruck auf den Euro im Verhältnis zum Dollar ist, hängt allerdings auch von der Bedeutung der anderen großen Carry-Trade-Währung ab, dem Yen.

Ich sehe in der Entwicklung von Euro/Dollar seit Anfang August den Ansatz einer Bodenbildung. Hier kann es schnell gehen, denn die Abwicklung von Carry-Trade-Krediten hat eine sich selbst verstärkende Wirkung. Eine Umkehr in der mittelfristigen Ausrichtung von Euro/Dollar würde ich dann bestätigt sehen, wenn der Pegel von 1,1430 und das 50er Retracement der Aufwärtsbewegung aus der Jahreswende 2016/2017 bei 1,1460 überwunden wird.

Ein schwächerer Dollar ist häufig ein günstiger Begleitumstand für die Entwicklung des Goldpreises. Das gilt über Opportunitätskosten auch für niedrige Zinsen/Renditen, da Gold keinen laufenden Ertrag abwirft. Der Preis des Krisenmetalls war auf dem Weg, den Anstieg von Anfang August von rund 1420 aus zu korrigieren, da brachte der zurückliegende Freitag einen Schub in die Gegenrichtung. Am Ende des Tages notierte er mit 1526 wieder so hoch wie seit April 2013 nicht. Ich weiß nicht, was angesichts der aktuellen Lage dagegen spricht, dass der Goldpreis in überschaubarer Zeit zumindest bei 1900 steht, dem Hoch aus Sommer 2011 (Chartquelle).

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Die Rohstoffpreise zeigen insgesamt seit einiger Zeit Schwäche. Ich greife Kupfer heraus, ein zentraler Rohstoff der Elektronik, die unser aktuelles Wirtschaftssystem prägt. Der Preis in Gestalt des S&P GSCI Copper Index hat sich von seinem Hoch aus Anfang 2011 zunächst kontinuierlich abwärts bewegt, bis er im Frühjahr 2016 einen Boden fand. Nach einer Seitwärtsphase startete im September 2016 ein Aufwärtsimpuls, der Mitte 2018 am 50er Retracement der Abwärtsbewegung aus 2011 endete.

Seitdem wird dieser korrigiert, der Index bewegt sich mittlerweile im Bereich von dessen 62er Retracement (400). Das ist der "letzte" Support, bevor dieser Aufwärtsimpuls für "tot" erklärt werden muss (Chartquelle).

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Mit den Reaktionen von Renditen, Kursen, Währungen und Preisen auf den doppelten Schock am zurückliegenden Freitag sehe ich einen weitere, wichtige Bestätigung, dass sich die Weltwirtschaft auf eine Rezession zubewegt, nachdem sich die entsprechenden Anzeichen Anfang August bereits verstärkt hatten (siehe hier!).

Die aktuelle Mixtur aus sinkenden Renditen und Aktienkursen, tendenziell festerem Euro/Dollar (sowie festerem Yen) und sinkenden Rohstoffpreisen (Öl kann dabei eine Sonderrolle spielen - "Iran") sollte übergeordnet anhalten - kräftige kurzfristige Gegenbewegungen nicht ausgeschlossen. Möglicherweise könnte es in diesem Zusammenhang auch zu einer relativen Stärke europäischer Aktien gegenüber denen aus den USA kommen.



© Klaus G. Singer
www.timepatternanalysis.de


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