Torgny Persson: Die Geschichte der Welt ist eine Geschichte des Goldes
11.11.2019
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Obwohl Gold seit Jahrtausenden als Geld in Umlauf war, kamen im 19. Jahrhundert offizielle Goldstandards auf, bei denen Länder ihre Währungen offiziell an Gold knüpften und Goldmünzgeld als Währung zirkulierte. Angeführt wurde dies 1816 von Großbritannien, das die Initiative ergriff, zu einem vollständigen Goldstandard überzugehen, indem es den Wert der britischen Währung, Pfund Sterling, in Gold definierte. Goldmünzen zirkulierten uneingeschränkt als inländische Währung und Papierwährungen waren in Gold konvertibel. In dieser Zeit führte die britische Prägestätte Royal Mint 1817 den modernen Gold-Sovereign ein. Die Ära des klassischen Goldstandards (in dem Länder ihre Währungen an Gold knüpften) kam später im 19. Jahrhundert richtig in Fahrt. Angespornt wurde sie durch die Steigerung des weltweiten Goldangebots nach den großen Goldfunden in den USA, Australien und Südafrika. Deutschland führte 1871 einen Goldstandard ein. Belgien, Frankreich und die Schweiz taten es ihm in den 1870er Jahren gleich, dicht gefolgt von Italien und Holland sowie im Jahre 1897 Japan. Die USA, die 1792 einen bimetallischen Standard aus Gold und Silber einführten, gingen im Jahre 1900 auf einen vollständigen Goldstandard über.
Im Ersten Weltkrieg setzten viele Länder, einschließlich Großbritannien, die Goldkonvertibilität aus, während die USA ihren Goldstandard auf dem offiziellen Goldpreis von 20,67 Dollar je Feinunze hielt. Auf die Konferenz von Genua im Jahre 1922 folgte die Einführung eines neuen "Gold-Devisen-Standards", bei dem Länder ihre Währungen an das britische Pfund oder den US-Dollar knüpften, wobei Dollar und Pfund in Gold konvertibel waren.
Großbritannien kehrte zu diesem neuen Goldstandard 1925 zurück, trat allerdings 1933 wieder aus, als viele teilnehmende Länder ebenfalls austraten. Die USA ließen 1933 inländisch von ihrem Goldstandard ab, blähten ihre Goldmenge auf und verboten US-Bürgern den Besitz von Gold. 1934 erließ die US-Regierung Gesetze, wodurch das gesamte Gold im Depot der Federal Reserve an das US-Finanzministerium überging. Zudem hob sie den offiziellen Goldpreis auf 35 Dollar je Unze an, was die US-Geldmenge weiter aufblähte. Zu der Zeit war die US-Geldmenge noch zu 40% durch Gold gedeckt.
Gold - Der Anker des IWF
Kurz vor dem Ende des Zweiten Weltkriegs ersonnen und führten Großbritannien und die USA bei der geldpolitischen Konferenz in Bretton Woods einen neuen internationalen Gold-Devisen-Standard ein. Es war ein durch Gold stabilisiertes Währungssystem, das darauf abzielte, offizielle feste Wechselkurse zwischen den weltweiten Währungen zu regeln. Die Institution, die für die Verwaltung dieses Systems kreiert wurde, war der Internationale Währungsfonds (IWF).
Der IWF wurde speziell dafür gegründet, ein durch Gold stabilisiertes Währungssystem zu steuern
Gold war der Anker dieses Systems, bei dem der US-Dollar offiziell in Gold zu 35 Dollar je Unze konvertibel war. Währungen teilnehmender Länder konnten dann zu festen Nominalwerten in US-Dollar gewechselt werden. Nur Zentralbanken und staatlichen Währungsbehörden war es erlaubt, US-Dollar in Gold zu diesem offiziellen Preis von 35 Dollar je Unze über das "Goldfenster" des US-Finanzministeriums, das die New York Federal Reserve verwaltete, zu wechseln.
Da Gold im Rest der Welt auf dem "freien Markt" zu höheren Preisen als dem offiziellen Preis von 35 Dollar je Unze gehandelt wurde, griffen die Hüter des IWF-Systems in der Folge jahrelang mittels physischer Goldverkäufe in den Londoner Markt ein. Sie versuchten dadurch, den internationalen Marktpreis von Gold so nah wie möglich am offiziellen Preis von 35 Dollar je Unze zu halten.
Dafür benutzten sie die Bank of England und die US Federal Reserve; erst inoffiziell in den 1950ern und in den 1960ern dann offiziell mit dem berüchtigten Londoner Goldpool aus acht Zentralbanken der USA sowie Großbritannien, Frankreich, Deutschland, der Schweiz, den Niederlanden, Belgien und Italien unter der Koordinierung der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) in der Schweiz. Als die spekulativen Aktivitäten auf dem Markt so stark wurden, dass den USA Anfang 1968 die zulässigen Goldbarren für das System zur Unterdrückung des Goldpreises ausgingen, brach der Londoner Goldpool im März 1968 zusammen.
Die USA verwarfen daraufhin die Anforderung auf ein Goldverhältnis (Golddeckung) der US-Dollar-Geldmenge, was zu dem Zeitpunkt auf 25% gefallen war. Ab März 1968 konnten Zentralbanken immer noch mithilfe des Goldfensters des US-Finanzministeriums in der New Yorker Fed US-Dollar-Überschüsse in physisches Gold umtauschen.
Allerdings hielt die Nachfrage der ausländischen Zentralbanken nach dem Tausch ihrer überschüssigen US-Dollar in das Gold des US-Finanzministeriums an. Deshalb brach die USA diese Übereinkunft bekanntlich im August 1971 mit der Bekanntgabe von US-Präsident Richard Nixon, dass die USA das "Goldfenster" schließen und die Konvertibilität des US-Dollars in Gold aussetzen würden.