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LBMA muss reformieren, um dem physischen Edelmetallmarkt zu dienen

28.10.2019  |  Ronan Manly
- Seite 3 -
Das ist mehr "Gold", das in einem Jahr gehandelt wird, als oberirdisch existiert. Mehr Gold, als bisher abgebaut wurde und mehr als 90-mal so viel wie das jährliche Goldbergbauangebot. Wie kann das sein? Grund dafür ist, dass dies Handel mit künstlichem Goldangebot, d.h. nicht allokierten Positionen, ist, die nicht oder begrenzt durch Metall gedeckt werden.

Die führende Anwaltskanzlei Dentons erklärt das wie folgt: "Auch wenn die Bedingungen der nicht allokierten Bullionkonten üblicherweise dem Kontoinhaber das Recht einräumen, eine physische Lieferung von Gold verlangen zu können, so ist es in Wirklichkeit so, dass Käufer und Verkäufer selten darauf aus sind, physische Lieferungen durchführen zu lassen. Nicht allokierte Bullion werden als ein Mittel verwendet, "synthetische" Goldbestände zu besitzen und so eine Beteiligung am Goldpreis durch das Londoner Goldfixing zu besitzen.

Wenn physische Begleichung und Barbegleichung zwei sich gegenseitig ausschließende Konzepte sind (wie sie das unserer Meinung nach sind) und wenn die Barbegleichung eine Derivattransaktion umfasst, geht hieraus hervor, dass nicht allokierte Bullion eine Form der Derivattransaktion sind, wenn eine physische Begleichung nicht in Verbindung mit nicht allokierten Bullion stattfindet."


Mit knapp 7.600 Tonnen Gold im LBMA-System, von denen etwa 5.000 Tonnen der Bank of England zugeschrieben werden können, und weiteren 1.630 Tonnen, die den ETF-Goldbeständen in London zugeschrieben werden, bleiben weniger als 1.000 Tonnen Gold im LBMA-System, um die gesamte LBMA-Mindestreservebankwesenpyramide zu stützen.

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Gold am Londoner Goldmarkt, einschließlich in Tresoren der Bank of England und der LMBA


Der synthetische Handel der Londoner OTC-Gold- und -Silbermärkte lenkt die Nachfrage weg von realen Metallen. All das, während die LBMA, sowie deren Bullionbank-Mitglieder, dieses System aktiv unterstützen und anpreisen. Damit wird die Preisfindung zum Nachteil der Edelmetallsparer und -investoren sowie der Edelmetallunternehmen verzerrt. Und deshalb ist Kritik an der LBMA gerechtfertigt. Tatsächlich sind die Londoner OTC-Edelmetallmärkte, die von der LBMA und deren Bullionbank-Mitgliedern beherrscht werden, eher wie ein Kasino als ein echter physischer Edelmetallmarkt.

Doch da gibt es noch mehr. Die LBMA-Bullionbanken dominieren ebenfalls den Handel von 100-Unzen-Goldfutureskontrakten an der US-amerikanischen COMEX, ein weiterer synthetischer Papiergoldkasinomarkt. An der COMEX werden Goldfutureskontrakte zu einem Äquivalent von 27 Millionen Unzen am Tag gehandelt. Das ist gleichbedeutend mit 260.000 Tonnen Gold im Jahr. Das ist ebenfalls mehr Gold, als bisher in der Geschichte gefördert wurde und 86-mal so viel wie das jährliche Goldbergbauangebot.

Im Jahr 2018 beliefen sich die COMEX-Goldlieferungen auf nur 1,6 Millionen Unzen (51 Tonnen). Das bedeutet, dass 99,98% der COMEX-Goldfutures nicht zu physischen Lieferungen führen, mit nur 0,02% der Transaktionen, die zu Metalllieferungen führen. Aktuell belaufen sich die registrierten COMEX-Goldbestände (die zur Lieferung verfügbar sind) auf nur 735.000 Unzen (22,85 Tonnen), eine kleine Basis, um eine gigantische Papierpyramide zu untermauern.


LBMA-Transparenz - So transparent wie Schlamm

Die LBMA untergräbt leider auch die Markteffizienz. An einem effizienten Markt reflektieren Assetpreise alle verfügbaren Informationen. Doch dies setzt Wettbewerb, niedrige Einstiegsbarrieren und Informationseffizienz, d.h. niedrige Kosten für das Sammeln von Informationen, voraus. Je mehr Transparenz an einem Markt herrscht, desto effizienter der Markt. Doch an den Londoner Gold- und Silbermärkten gibt es wenig Transparenz und ohne Transparenz kann es keine Markteffizienz geben.

Ebenfalls gibt es keine Handelsberichtserstattung an den Londoner Gold- und Silbermärkten und die Berichterstattung der LBMA ist damit nicht gleichzusetzen. Während die LBMA alle relevanten Handelsdaten in ihrer Datenbasis LBMA-i und die Handels- und Clearingdaten in ihrer AURUM-Datenbasis speichert, sind dies nutzlose Daten; wobei die wichtigeren Daten hinter einer Paywall versteckt werden.

Es gibt keinerlei Details zu Brokern, Handelsarten, Transaktionsarten oder Gegenparteiarten. Wenn die LBMA echte Transparenz will, dann muss sie jedes Detail veröffentlichen und seine Datenbasen für externe Entwickler zugänglich machen, wie es Devisenmärkte, Märkte mit festverzinslichen Papieren und Aktienmärkte tun.

Wenn die LBMA Transparenz schaffen möchte, dann müsste sie zudem exakte Edelmetallbestände angeben, die die nicht allokierten Handelspositionen und Verbindlichkeiten der Mitgliedsbanken decken. Wenn die LBMA Transparenz etablieren möchte, dann müsste sie die Standorte der LBMA-Tresore veröffentlichen und ihre Mitgliedsbanken und Zentralbanken dazu zwingen, all ihre Goldleihe-Positionen zu veröffentlichen. Stattdessen ist die LBMA der Verfechter der Zentralbanken und meint: "die Rolle der Zentralbanken am Bullionmarkt könnte "totale" Transparenz ausschließen, zumindest auf öffentlicher Ebene."

Effiziente Märkte benötigen ein geebnetes Spielfeld und symmetrische Informationen. In effizienten Märkten besitzen einige Marktteilnehmer (d. h. die LBMA-Mitgliedsbullionbanken) mehr Informationen als andere; Banken, die dann einen Vorteil gegenüber anderen besitzen.


Keine Verachtung oder Vorgehen gegen Manipulation

Die LBMA nimmt zudem ebenfalls weiterhin Banken bei sich auf, die bereits dafür verurteilt wurden, die Edelmetallpreise manipuliert zu haben. Nehmen Sie Barclays Bank als Beispiel, die im Mai 2014 eine Geldstrafe über 26 Millionen Pfund zahlen musste, da sie gegen die FCA's Principles for Businesses in Verbindung mit dem Goldfixing verstieß. Das hielt die LBMA nicht davon ab, Barclays zu erlauben, ein Mitglied zu werden. Sie akkreditierte die Bank sogar als direkten Teilnehmer der LBMA-Goldpreisauktion, als diese im März 2015 eingeführt wurde. Und das hielt die LBMA auch nicht davon ab, dem ehemaligen Barclays Edelmetalldirektor zu erlauben, einer der Vorsitzenden der LBMA-Goldpreisauktion zu werden.


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