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Charles Hugh Smith: Könnte uns die MMT tatsächlich retten?

25.11.2019
Spoiler-Alarm: Nein. Doch das bedeutet nicht, dass wir sie nicht ausprobieren werden.

Die moderne Geldtheorie (MMT) wird als eine Maßnahme präsentiert, Infrastruktur / alternative Energien - die die Nation verzweifelt braucht, um umzubauen und zu modernisieren - in einem großen Ausmaß schmerzlos zu finanzieren.

Während die meisten Leute das Ziel unterstützen, nützliche fiskalpolitische Stimuli zu verwenden (anders, als Leute dafür zu bezahlen, Löcher zu buddeln und diese wieder aufzufüllen), bleibt trotzdem die Frage: Wird MMT wie angepriesen funktionieren?

Anstatt es von Anfang an abzutun, möchte ich diese Thematik ohne ideologische Vorurteile angehen.


Was ist MMT eigentlich?

Die grundlegende Idee der MMT (wie ich sie verstehe) besteht darin, dass die Wirtschaft nicht zu 100% Kapazität funktioniert - es gibt Kapital, Ausrüstung, Leute und Ressourcen, die man verwenden könnte, um die Gesellschaft zu verbessern. Die größte Einschränkung, unsere Kapazität vollständig nutzen zu können, ist die fehlende Finanzierung für Projekte, die der Gesellschaft nützen würden.

In anderen Worten: Die einzige Sache, die im Wege umfangreicher, gesellschaftlich vorteilhafter Ausgaben / Fortschritt steht, ist das fehlende Geld (Finanzierung).

Aus der Perspektive der MMT-Befürworter ist eine blendend offensichtliche Quelle der Finanzierung bereits verfügbar: Die staatliche Regierung kann so viele Währungseinheiten ausgeben, wie sie möchte. Und so könnte die Regierung derartig gesellschaftlich vorteilhafte Projekte finanzieren, wenn der politische Wille da ist, dies zu tun.

An diesem Punkt müssen wir eine Pause einlegen und zwischen der Kreditaufnahme, um Projekte zu finanzieren - dem aktuellen Modell - und der Ausgabe (dem Druck) neuer Währungseinheiten unterscheiden.

Im aktuellen Modell verkauft die staatliche Regierung Staatsanleihen und verwendet die Erträge dafür, die Regierungsausgaben zu finanzieren. Das Finanzministerium zahlt Zinsen auf die Anleihen. Dieser Mechanismus - Zinsen auf geliehenes Geld - schafft eine Regulierung der Ausgaben: Während die Kreditaufnahme zunimmt, tun das auch die Zinszahlungen. Und während die Zinszahlungen steigen, dämmt dies andere Regierungsausgaben ein.

Der andere Mechanismus im aktuellen Modell ist die Tatsache, dass die Zentralbank (Federal Reserve) Währung aus dem Nichts erschaffen und Staatsanleihen erwerben kann. Dies ist eine Form des monetären Stimulus, d.h. eine Möglichkeit, neues Geld ins Finanzsystem fließen zu lassen.

Wenn die Zentralbank neues Geld aus dem Nichts erschafft, um neu ausgegebene Staatsanleihen zu erwerben, wird dies als "Monetisierung der Schulden" bezeichnet: Effektiv erschafft die Zentralbank Geld aus dem Nichts und transferiert dieses zur Regierung, indem Staatsanleihen erworben werden.

Die grundlegende Idee der MMT (wie ich sie verstehe) umgeht sowohl die Zahlung von Zinsen auf neu ausgegebenes Geld als auch die Zentralbankmonetisierung: Stattdessen gibt das Finanzministerium neue Währungseinheiten direkt aus.

Dies entfernt die Regulierung der Zinszahlungen und erlaubt es dem Finanzministerium wiederum kostenfreie Währungseinheiten in unbegrenzten Mengen auszugeben.


Die Argumente gegen MMT

Verschiedene historische Studien haben geschlussfolgert, dass Hyperinflation nicht auftritt, wenn Regierungen Zinsen auf ihre Schulden zahlen müssen; die Gefahr steigender Zinsen und Schulden ist Zahlungsausfall, keine Hyperinflation.

Hyperinflation tritt auf, wenn das Angebot von Waren und Dienstleistungen - der Output der Wirtschaft - grob konstant bleibt, während das Angebot an Währungseinheiten in die Höhe schnellt. Während das Geld zunimmt, doch die Summe der verfügbaren Waren und Dienstleistungen, die zum Verkauf stehen, gleich bleibt, nimmt der Wert des existierenden Geldes dementsprechend ab.

Wenn sich die Geldmenge innerhalb einer Wirtschaft auf 1 Milliarde Dollar beläuft, kauft jede Währungseinheit X (die Kaufkraft jeder einzelnen Währungseinheit). Wenn die Geldmenge ohne Erweiterung des Waren- und Dienstleistungspools verdoppelt wird, nimmt die Kaufkraft jeder Währungseinheit um die Hälfte ab. Diese Kaufkraftreduzierung jeder Währungseinheit wird als Inflation bezeichnet.

Regierungen, die sich steigender Nachfrage und eingeschränkten Steuereinnahmen gegenübersehen, sind natürlich versucht, die Nachfrage mit "kostenlosen" neuen Währungseinheiten zu bedienen, da der politische und finanzielle Schmerz, der durch steigende Steuern verursacht wird, dazu führt, dass Regierungen entmachtet werden.

Diese Versuchung erklärt das regelmäßige Auftreten von Hyperinflation und Schuldenausfällen, da die Versuchung, übermäßig Kredite aufzunehmen und Zinszahlungen anzusammeln, dazu führt, dass Regierungen in Zahlungsverzug geraten, was ihre Schulden angeht. In beiden Fällen - Hyperinflation und Schuldenausfall - gibt es eine Währungs- / Regierungs- / Finanzkrise, die den Status Quo auf den Kopf stellt.

Dies ist ein häufiger Einwand gegen MMT: Die Freiheit, neue Währungseinheiten auszugeben, ist schwierig einzuschränken, da es immer mehr Forderungen nach Regierungsausgaben geben wird. Ohne eine Einschränkung der Währungsausgabe, um diese mit der Erweiterung des Waren- und Dienstleistungspools zu alignieren, tendieren Regierungen dazu, neue Währung im Überschuss zu dem auszugeben, was die Realwirtschaft erschafft. Das generiert Inflation, die jeden verarmen lässt, der die Währung verwendet.

MMT-Befürworter behaupten, dass die MMT keine Inflation generiert, da sie Waren und Dienstleistungen erschaffen würde. Doch wie ich zuvor erwähnt habe, erschafft der Wiederaufbau einer Brücke tatsächlich keine neuen Waren und Dienstleistungen oder steigert die Produktivität: Es generiert Gehälter und verbraucht Material und Energie. Da sie keine weiteren Verbrauchergüter und Dienstleistungen erschafft, wird die Steigerung der Gehälter und die Nachfrage nach Materialien die Preise nach oben treiben.


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