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Stagflation in reifen, auf Fiat-Geld basierenden Wirtschaften

23.04.2007  |  Captain Hook
Der Begriff Stagflation beschreibt am besten die derzeitig vorherrschende Lage, in der sich die westlichen Industrienationen befinden. Neben ihnen sind die asiatischen Tigerstaaten, allen voran China, auf dem Weg der Industrialisierung. Ihre nationalen Wirtschaftssysteme zeichnen sich durch einen aggressiven Expansionsdrang aus, da ihre Bevölkerung nach einem westlichen Lebensstandard strebt. Aus diesem Grund und im Gegensatz zu den entwickelten Wirtschaften mit einer überschuldeten Bevölkerung, gibt es in diesen Staaten noch ein lebhaftes Wachstum (in der Wirtschaft als auch in Bezug auf Schulden).

Dabei wird ihnen von gierigen Bankern aus dem Westen geholfen, deshalb vollzieht sich der Aufschwung auch in nahezu halsbrecherischer Geschwindigkeit. Die entwickelten Gesellschaften versuchen ihre wuchernden Papierreiche zu füttern. Sie deklarieren dies in der Folge als Wirtschaftswachstum. Geht man davon aus, dass das derzeitige Globalisierungsmodell intakt bleibt, so müsste, wie in den 70er Jahren, das Gesamtwachstum des Geldangebotes weiterhin lebhaft sein, da die Wirtschaften die Währungstransaktionen beschleunigen.

Das sollte letztendlich zu einer wachstumsorientierten Lösung des Stagflationsproblems führen, von dem die westlichen Staaten zurzeit auf makro-ökonomischer Ebene erfasst werden. Mit anderen Worten: Unsere ungesunde Blasenökonomie sollte weiterhin stabil bleiben, bis der zunehmend an Bedeutung gewinnende Liquiditätskreislauf zusammen mit dem Kreditkreislauf zum Erliegen kommt. Das heißt also nach der Hyperinflation! Der derzeitige Zustand der Stagflation müsste also auf diese Art und Weise zu behoben werden, wenn die Hinweise aus der Natur und der Geschichte nicht trügen.

Gibt es auch nur irgendetwas da draußen, das diese Hypothese zerstreuen könnte? Bis zu dieser Woche hätte die Antwort für alle diejenigen, die sich die Zeit nehmen, näher hinzusehen, "unwahrscheinlich" lauten müssen. Da Bush jedoch seit letzter Woche die alten, protektionistischen Pfade zu beschreiten scheint, könnte sich das Gesamtbild ändern. Vorausgesetzt es handelt sich nicht um eine Neuauflage von "Wag the Dog - Wenn der Schwanz mit dem Hund wedelt", die darauf abzielt, die Rohstoffpreise nach unten zu drücken.

Hierbei sollte man wieder daran denken, dass ein jeglicher Politiker ein eigenstes Interesse an der Wahrung des Status Quo hat, denn das Leben da oben ist schließlich zuckersüß, ganz gleich auf welcher Seite des großen Teiches. Sie setzten sich also regelmäßig zusammen und basteln das Image einer gegenseitig nutzbringenden Beziehung. Dies scheint, zumindest oberflächlich, im besten Interesse der jeweiligen Wählerschaft zu geschehen, im Endeffekt befördert es jedoch lediglich den Status Quo, indem man zusammen versucht, ganz ruhig im Boot sitzen zu bleiben. Das ist ihre Vorstellung vom direkten Weg zur Wiederwahl, deshalb spielen sie auch dieses riskante Spiel mit.

Riskantes Spiel? Warum sollte die Wahrung des Status Quo ein riskantes Spiel sein? Weil dann das wachsende Ungleichgewicht in der Wirtschaft größer werden darf als eigentlich erlaubt, wie gerade jetzt, und somit das Finanzsystem in stetiger Gefahr bleibt. Mit dem multilateralen, globalen Modell haben wir uns in eine schwierige Situation gebracht. Falls der Ankauf von US-Papieren durch das Ausland nicht anhält, dann schwindet auch der Rückhalt für die Bubble-Wirtschaft, die Zinsen könnten steigen, was wiederum dem gestressten Immobilienmarkt schwer zu schaffen machen würde. Dahingehen sollte erwähnt werden, dass die Zahlen des TIC eine Verringerung des ausländischen Anteils an Papierankäufen widerspiegeln.

Wenn dieser Anteil weiterhin zurückgeht, dann könnten die Zinssätze in den USA früher oder später verrückt spielen, so als hätte man es mit den Zinsätzen einer Bananenrepublik zu tun und nicht mit denen des Zentrums der Weltfinanz. Man muss sich die Frage stellen, ob das die Gründe sind, die Washington zu Zollandrohungen gegenüber den Chinesen treibt - jetzt, da sie schon die Anleihenkäufe zurückfahren und viel aktiver die Rohstoffpreise in die Höhe treiben, Edelmetalle inklusive?

Was China betrifft, so wäre deren Antwort: "Was ist eigentlich das Problem, wir kaufen doch eure Papiere?" Aber wie schon oben angedeutet wurde, muß man sich schon fragen, ob es sich bei dem was passiert wirklich um eine Abwandlung von Smoot - Hawley handelt oder ob uns einfach eine neue Episode von "Wag the Dog" vorgespielt wird, weil Preis-Manager immer durchtriebenere Mittel und Wege finden müssen, um die Rohstoffpreise zu attackieren.

Es versteht sich von selbst, dass sich die Chinesen für die Zollbeschränkungen rächen werden, indem sie noch weniger Treasury-Anleihen kaufen, was die Zinssätze in den USA noch weiter nach oben treibt. Die mächtige Wirtschaftsblase scheint dieses Mal ein wirklich großes Problem zu sein. Werden erst einmal eine paar Spekulanten aus ihren Carry Trades und fremdkapitalfinanzierten Positionen gejagt, dann verpufft das ganze Gerede um Zölle. Die USA und China werden dann wieder dicke Kumpels und alles schaut nach vorn auf die Präsidentschaftswahlen und die Olympia im nächsten Jahr.

Ja, ich nehme ganz stark an, dass es so ähnlich kommen wird, da diese Leute, die hier das Sagen haben, einfach zu gierig sind. Sie werden solange ruhig sitzen bleiben und das Boot vorm Kentern bewahren, bis diese beiden Großereignisse vorbei sind. Sollten sie wirklich versuchen, als Spielverderber aufzutreten, jetzt nachdem so viel in die sorgfältige Vorbereitung und Planung gesteckt wurde? Tut mir leid, das kann ich mir wirklich nicht vorstellen. Es sagt mir aber auch, dass sie auf die Erhaltung der Bubble-Wirtschaft als ihre derzeit beste Investitionstaktik setzen.

Deswegen glaube ich auch, dass sich die derzeitige Phase der Stagflation in den westlichen Industrienationen nur durch eine Hyperinflation auflösen wird. Falls dem so ist, dann sollte man Gold, Silber und Rohstoffe besitzen. Wenn sich der Entwertungskampf der Papierwährungen Richtung Null beschleunigt, sollte man die Kaufkraft der eigenen Ersparnisse gesichert haben.

Natürlich können wir auch falsch liegen. Vielleicht hat sich der Hund für eine Weile ins Hundehäuschen zurückgezogen - wer weiß das? Einer Sache bin ich mir sicher, was Edelmetalle und Rohstoffe angeht, ist es egal, ob die Chinesen Treasury-Anleihen kaufen oder nicht. Die Finanzbehörden würden in jedem Fall den Markt verstärkt mit Geld eindecken, um die Preise zu stützen. Auch wenn die Volatilität ein Eckchen größer wird (da die Liquidität mit denselben Mitteln sichergestellt wird), Edelmetalle und Rohstoffe sind in jedem Fall auf dem Weg nach oben.




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