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Petrodollar - der Iran und der Irak

27.04.2007  |  Jim Willie CB
Alle Betrachtungen, die sich auf Gold und den US-Dollar beschränken, klammern einen wichtigen Faktor aus, der die zerbrechliche Weltreservewährung auf ihrem wackeligen Sockel hält. Der Begriff Petrodollar beschreibt das enge Verhältnis zwischen US-Dollar und dem von Saudi-Arabien dominierten Exportgeschäft mit Rohöl - ein Verhältnis, das seinen Ausdruck in der Superstruktur des globalen Bankensystems findet. So könnte man auch sagen, die Welt des Öls bildet die Grundlage für die Festschreibung und die Durchsetzung der Wechselkurse zum US-Dollar. Die Goldgemeinschaft richtet meiner Meinung nach viel zu wenig Aufmerksamkeit auf die Rohölfaktoren, Adam Hamilton auf jeden Fall. Gold Investoren verweisen mit Vorliebe auf die Spannungen im Iran - als ein Faktor, der den Goldpreis in die Höhe treiben kann. Dennoch könnten sie dabei übersehen, wie sehr die damit verbundenen Erdbeben im Bankensystem auch den Boden unter der Weltreservewährung verschieben.

Der Iran hat begonnen, sein Öl mittels Euro-Transaktionen zu verkaufen, derzeit schon an China und wohl bald auch an Japan. Vom Goldmarkt müsste es eigentlich jubeln, falls sie dieser großen Entwicklung wirklich noch nicht Aufmerksamkeit geschenkt haben. Petro-Verkäufe außerhalb des US-Dollarbereiches ist die erste von mehreren tektonischen Verschiebungen im globalen Bankensystem. Sobald die kommenden Veränderungen von den Banksystemen registriert werden, sind auch direkte Auswirkungen auf Gold garantiert.

Stellen sie sich zum Beispiel vor, dass Japan den Schwerpunkt des Managements seiner FOREX-Reserven verlegt, da sie nun große Ladungen Rohöl aus dem Iran aufkaufen und in Euro bezahlen. Wieviel Öl wird China am Persischen Golf kaufen? Wie häufig werden die zukünftigen Rechnungen in Euro ausgestellt sein? Dieser Artikel enthält eine Dosis Resümee der Energiesparte des Hat Trick Letters von April.

Als eine Art Vorwort schicke ich voraus, dass die Währungsgespräche der arabischen Golfstaaten in Medina/Saudi-Arabien mit wenigen Ergebnissen zu Ende gingen. Das eigentliche Ziel der Gespräche war es, einen Plan für eine Währungsunion bis 2010 auf den Weg zu bringen. Der Direktor der Zentralbank der Vereinigenten Arabischen Emirate Al-Suweidi bezweifelte im Januar, dass es die sechs Hauptproduzenten am Persischen Golf schaffen würden, ein Wechselkurssystem in Vorbereitung auf eine einzige Währung auszuarbeiten. Die Gruppe wünscht zu einer Vereinbarung zu kommen, wie sie im Euroraum existiert. Mein Bauchgefühl sagt mir, dass eine Währungsunion den Dollar und den inoffiziellen Ölstandart stützen würde - mit Hilfe eines einzelnen, kontrollierbaren Mittels. Die US-Regierung als auch die Banker bräuchten ein solches Mittel, um starken Einfluss auf die zunehmend unabhängiger werdenden Scheichtümer auszuüben, die ihrerseits alles tun würden, um massive Verluste bei den Devisen zu verhindern.

Die Anspannung wäre groß, wenn die Nationen am Persischen Golf (den USA zugeneigte Scheichtümer), entscheiden würden, ihren FOREX-Besitz jenseits der Sicherheiten des US-Dollars umzuverteilen. Als Qatar letzten Herbst ankündigte, kleine Änderungen an den nationalen FOREX-Ersparnissen vorzunehmen, ordnete das US-Militär eine Truppenentsendung von mehreren tausend Soldaten an. Es gibt ausreichend Grund zur Annahme, dass hier Zusammenhänge bestehen. Es gibt eine Art Gegenleistung für das Spiel um den Schutz und die Festigung von Scheichtümern, die auf ihren eigenen Staatsfinanzen sitzen. Als Südkorea etwaige Veränderungen seiner FOREX-Konten ankündigte, hielt das US-Militär aus heiterem Himmel Truppenübungen vor der Küste ab, sie konnten von den Bürogebäuden aus beobachtet werden. Jedem, der den der Zusammenhang zwischen Devisen (die auf US-Dollar basierten Sicherheiten beruhen) und der Unterstützung des globalen Bankensystems durch das US-Militär übersieht, müssten im besten Fall nur die Augen geöffnet werden. Im schlechtesten Fall ist er ignorant, käuflich oder betrogen worden. Der US-Dollar wird von vielen Kräften und Faktoren gestützt, dazu gehört auch die zunehmende Präsenz des US-Militärs. Seit ganzen vier Jahren zeigt das Militär im Zentrum des nahen Osten - im Irak - starke Präsenz.


Was hinter dem Petrodollar steht

Die Geschichte des Petrodollars könnte als Interessengemeinschaft zwischen den Vereinigten Staaten und Saudi-Arabien beschrieben werden, die darauf abzielt, den Dollar zu subventionieren, das westliche Bankensystem zu stützen und es der arabischen Königsfamilie zu ermöglichen, die Staatsfinanzen als ihr Privatvermögen zu betrachten.

Ohne diese Interessengemeinschaft könnte die USA ein schon oft von der US-Regierung und der Wall Street missbrauchtes Privileg nicht aufrechterhalten: Sie können Geld nach Gutdünken drucken, private Instanzen profitieren regelmäßig, Billionen Dollar Budgets werden auf den Weg gebracht - alles ohne fremde Eingriffe oder Absegnung. Denken sie auch daran, dass die Wirtschaft der Saudis die höchsten Pro-Kopf-Staatsschulden unter den wichtigen Nationen hat, aber auch ein lächerliches Pro-Kopf-Einkommen unter der Bevölkerung. Die Saudis haben ihre Staatsfinanzen in die Ecke getrieben, quer durch die Welt in Privatkonten investiert.

Die Königsfamilie der Saudis macht drei große Zugeständnisse an die US-Regierung. Das sind die Eckpfeiler des Petrodollarsystems

  • Die Saudis stimmen dauerhaft zu, dass ihr Öl nur über US-Dollar basierte Transaktionen verkauft wird.

  • Sie müssen ihren (aufgrund seiner privaten Natur) unrechtmäßigen Reichtum in New Yorker und Londoner Banken investieren und somit das US-Dollar basierte Finanzsystem stützen. Sie ermöglichen somit die Bereitstellung von riesigen Kreditportfolios für den Westen.

  • Sie müssen riesige Waffenarsenale kaufen, die ihre Macht sichern und für Stabilität in der feindlich gesinnten Region um den Persischen Golf sorgen sollen.

Die Grundlage dieser "Petrodollar-Übereinkunft" ist die starke Verbindung zwischen US-Dollar und Ölverkäufen. Seitdem Nixon 1971 Bretton Woods und damit Übereinkunft zur Golddeckung des US-Dollar brach, subventionierten die von den Saudis angeführten OPEC-Mitgliedsstaaten den US-Dollar. Das Petrodollarsystem ist de facto ein Standart. Der US-Dollar basierte Standart dient ganzen nationalen Banksystemen als Fait accompli und sie bauen auf ihn auf. Der Petrodollar, als Grundlage für Bankensysteme, scheint in seiner Tragweite nicht richtig verstanden zu werden, genauso wenig wird das Thema von der Presse aufgegriffen. Im Ausland wird das Konzept diskutiert, in US-Kreisen nicht.

Bräche diese Stütze sollte weg, würden ganze nationale Bankensysteme - wie das japanische, koreanische oder deutsche - ins Schwanken geraten. Das wiederum würde einer Schockwelle für den US-Anleihen-Komplex gleichkommen. Das US-TBond-System ist die aktiv funktionierende Erscheinungsform des US-Dollars - der Weltwährungsreserve. Große Teile der FOREX-Reserven, die in US-Dollar basierten Sicherheiten angelegt sind, würden Veränderungen unterliegen, sobald sich das System verändert. In jedem Fall wäre das schädlich für den US-Dollar. Nie hat sich die Verwundbarkeit des Petrodollar deutlicher gezeigt, als im Jahr 2002, als Saddam Hussein die Ölzahlungen in Euro abgewickelt sehen wollte. Dieser Umstand stand wahrscheinlich ganz oben auf der Liste der Gründe, warum der Irak annektiert und seine Ölproduktion unter Aufsicht gestellt wurden. Bei der unterwürfigen US-Presse stehen Husseins Euro-Ölverkäufe als mögliches Kriegsmotiv ganz unten auf der Liste, wenn überhaupt davon berichtet wird. Mit dem Iran ist dieses Thema wieder aktuell geworden.




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