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Petrodollar - der Iran und der Irak

27.04.2007  |  Jim Willie CB
- Seite 2 -
Die Islamische Republik Iran kommt ins Spiel

Iran wandelte zögerlich, wenn nicht sogar mit einiger Beklemmung, auf den Pfaden Saddams. Damals im Sommer 2005 deuteten die politischen Führer in Teheran ihr Vorhaben an, im September eine iranische Ölbörse etablieren zu wollen. Aus bestimmten Gründen verzögerten sie dieses Vorhaben. Zu dieser Zeit erhielt ich aus meinen Quellen die Information, sie würden eine Verbindung mit europäischen und Londoner Banken fürchten. Wären diese erst einmal in das Projekt eingebunden, so könnten sie Schaden in Form von formeller Bankbeschlagnahmung oder irgendeiner Art von Blockade anrichten. Die Teheraner Verwaltung hatte zudem Angst, dass Computerviren von suchenden Westlern eingeschleust werden könnten. Die Iraner gehören weniger zur Sorte der Verrückten und der Diebe, die ihre nationalen Staatsfinanzen überfallen, ganz im Gegensatz zu den Saudis. Die Praxis der Teheraner kann eher mit dem Wort "Abschöpfen" umschrieben werden, wohingegen es sich in Riad um ein reines Plündern von Reichtum handelt.

Am 28. März erschien in der International Herald Tribune ein neuer Artikel über die iranischen Ölfinanzen, er wurde selbstverständlich kaum oder gar nicht von der US-Presse aufgegriffen. Wäre das geschehen, so hätte es ein zweites Motiv für den Druck der USA auf den Iran gegeben. Die nationalen Absichten des Irans wurden oft kommentiert, sie waren jedoch meist nur "nuklearer" Natur. Wenig Beachtung wurde dem Ölgeschäft und den am Petrodollar hängenden Banksystemen geschenkt. Im IHT-Artikel heißt es: "Mehr als 50% der Öleinnahmen Irans werden in anderen Währungen gezahlt. Wir reduzieren den Dollaranteil, sagte Sheibany, und bitten unsere Abnehmer in anderen Währungen zu bezahlen. Sheibany sagte weiter, dass fast alle europäischen und einige der asiatischen Kunden eine Bezahlung in Nicht-Dollar Währungen akzeptiert haben." Das ist die erste öffentliche Bekanntgabe oder Prahlerei, die von der iranischen Regierung bezüglich der Nicht-Dollar-Verkäufe gemacht wurde. Das ist besonders wichtig und könnte von bestimmten Leuten als ein realistischer Kriegsgrund ausgelegt worden sein.

Die iranischen Ölverkäufe attackieren das globale Banksystem, das von der westlich dominierten Finanzwelt ausgebaut wurde. Es gibt lediglich zwei wichtige Stützen der amerikanischen Regierung und Wirtschaft. William Engdahl zu Folge sind es: der Besitz der Weltwährungsreserve US-Dollar und die Befehlsgewalt über die US-Streitkräfte. Engdahl ist ein brillanter Mann, der sich auf politische, finanzielle und militärische Aspekte der Ölkriege, mit dem Schwerpunkt USA vs. Russland, spezialisiert hat. Besuchen sie seine Webseite, wo er sich mit Geopolitik und Geoökonomie beschäftigt.

Japan und China wurden vom Iran in die Ecke gedrängt. Selbstverständlich will keine der beiden Nationen Streit mit den USA riskieren. Dieser Beispielfall ist jedoch bedeutend für die Bezahlung von Öl mittels Euro-Transaktionen, er ist eine Art Riss im Damm. Würden die chinesischen Politiker die Bezahlung von Ölimporten in Euro vorantreiben, hätten US-Regierung, der US-Dollar und sein Bonds ein wahrhaft großes Problem. Japan bezahlt die iranischen Ölimporte weiterhin in Dollar. Teheran möchte in Euro bezahlt werden, fordert es aber noch nicht. Nippon Oil Corp, ein großer japanischer Öl-Refiner, erhält, zusammen mit anderen großen Käufern in Japan, Anfragen aus dem Iran, sie sollten doch in Euro bezahlen. Es scheint, als wolle der Iran Japan zu einem "Freiwilligen" unter den Euro-Begleichern machen.

Verkompliziert wird die Angelegenheit durch die Tatsache, dass die US-Regierung auf Japan Druck ausübt, kein iranisches Öl zu kaufen. Der ungefähre "offizielle" Grund waren die "Geschäfte mit terroristischen Staaten". Folglich kaufen China und Südkorea verstärkt Öl im Iran. In dieser Hinsicht ist Japan verletzlich geworden. Schauen sie sich Japan und China in diesem Tauziehen an, Japan untertänig, China widerspenstig. Details hierzu sind im April-Bericht zu finden.

Ein Riss in den Grundfesten des Petrodollars fällt mit den militärischen Drohgebärden der USA gegenüber Iran zusammen, der offizielle Grund sind die "nuklearen Bestrebungen" Irans, obwohl das wahre Motiv die Abwehr des Zusammenbrechens des Petrodollarsystems ist.


Rückblick auf 2005

Was sich an der Peripherie des Petrodollars ereignet, kann als Schutzgelderpressung bezeichnet werden. Finanzielle Unterstützung wird gewährt oder Geld wird einfach entzogen - von einem Zentrum (oder Quelle) des Reichtums aus (hier sind es die Saudis mit ihren US-T-Bond-Käufen). Im Gegenzug werden ihre korrupten Aktivitäten und der freie Zugang zu den Staatsfinanzen gedeckt und ungestraft gelassen. Schauen sie sich meinen früheren Artikel "PetroDollar & Protection Racket" vom April 2005 an, er ist immer noch brandaktuell. Seit diesem Artikel ist einige Zeit vergangen, Norwegen verkauft Öl mittels Euro-Transaktionen im Brent Crude Markt. Die Petrodollar-Superstruktur (so genannt, da sie neben Transaktionen auch Banksysteme in sich vereinigt) wackelig und schwach. Darüber hinaus ist die US-Wirtschaft und das Bankensystem durch Immobilien- und Hypothekenkrise verletzlich geworden. In meinen Augen ist das kein Zufall.

Dies ist eine Art Exzerpt aus dem Artikel von 2005, aus dem folgende Punkte stammen:

  • Es existiert ein System für den Kauf von Mineralien und Ressourcen, dass komplett an US-Dollar dominierte Transaktionen und Zahlungsausgleiche gebunden ist. Das augenscheinlichste Bespiel ist der Energiehandel.

  • Der Petrodollar ist das praktische, kommerzielle Gegenstück, der sichtbare Beweis, zum US-Dollar als Weltreservewährung in den Zentralbanken. Der finanzielle Effekt besteht darin, dass die weltweiten Bankensysteme Reserven in US-Dollar basierten Anlagen anhäufen. Was als Rechnungskonto für Ölzahlungen begann, hat sich in ein gigantisch aufgeblähtes Ungeheuer verwandelt - eine gefährliche finanzielle Pyramide, deren Fundament sich mit dem Voranschreiten des US-Dollar-Bärenmarktes zersetzt.

  • Der Euro-Dollar wurde aus mehreren Gründen geschaffen. Einer davon war die Zahlungsvereinfachung für Energielieferungen in US$ - ohne dass die Handelsüberschüsse in Deutsche Mark, Schweizer Franken oder Pfund Sterling zurückkonvertiert werden müssen. Ein Euro-Dollar ist ein US-Dollar, der von einer europäischen Bank besessen wird und nicht in die Landeswährung umgerechnet wird. Er ist der Stützpfeiler des Petrodollarsystems.

  • Die Welt ist "verpflichtet", die von uns gemachten Schulden aufzusaugen und zu kaufen, ganz gleich ob sie mit unserer Politik, unserem Auftreten, unsern Neigungen und unsern Rechtfertigungen für militärische Einsätze übereinstimmen oder nicht. Das US-System hat sich ohne große Anstrengungen aber dafür unter groß angelegten, unkontrolliertem Missbrauch entfalten können.

  • US-Zentralbankschulden und Hypothekenschulden wurden allesamt von Asien abgefangen. Exporteure sind sozusagen fast verpflichtet US-Treasury-Schulden zu kaufen, damit sie weiter in diesen Markt verkaufen können. Und die Zentralbanken des Auslands haben kaum eine Alternative, als die 20 bis 30 Milliarden Dollar pro Monat für Monat für Monat wegzustecken.

  • Asien fühlt sich gezwungen, so weiterzumachen, da sie ihre Industrien und Arbeitskräfte beschäftigt halten und das Bankensystem vorm Implodieren bewahren wollen. Sie können gar nicht anders als den Dollar zu stützen und sie tun dies regelmäßig durch Interventionen ihrer Zentralbanken.

  • Das Petrodollarsystem wird wieder attackiert. Russland und bestimmte Randnationen der OPEC sind für die Meinungsverschiedenheiten verantwortlich. Dies dient jedoch nur ihrem Selbstschutz. Sie bevorzugen eher eine stabile oder steigende Währung. Wenn es eine Nation schafft eine größere Menge an Rohstoffen (wie Öl, Erdgas, Kupfer, Eisen, Baumwolle oder Kaffee) in Euro zu handeln, dann wäre die Wirtschaft dieser Nation in viel geringerem Ausmaß dem Druck systematisch steigender Preise ausgesetzt.

  • Die OPEC lehnt eine Konfrontation mit den USA ab, da sie selbst kein Militär besitzt und vom Schutz der USA abhängig ist. Sie verkaufen uns Öl; wir unterstützen ihre Herrschaft (siehe Kuwait, Saudi-Arabien und Qatar)

  • Die neue Shanghai Cooperative Group stellt ein potentielles Anbieternetzwerk dar, das Nationen wie China, Indien, Russland, ehemalige GUS-Staaten und den Iran zu seinen Kernmitgliedern zählen wird. Energie (Rohöl und Erdgas), Industriemetalle und anderes werden von diesem Netzwerk ge- und verkauft werden - außerhalb der OPEC und ihrer uneinheitlichen Schar von Marionettenstaaten, die von Washington DC gelenkt werden. Die COOP ist die direkte Antwort auf das korrupte OPEC-Kartell, das scheinbar allzu sehr von den Oberhäuptern der USA beeinflusst ist.

  • Die Ölpreisfestlegung in Euro hilft den Nationen ihre eigene Preisinflation zu reduzieren - innerhalb ihrer eigenen Wirtschaften, zusätzlich zu den Einkünften aus den Ölverkäufen. Die Beseitigung des Systems des Petrodollars hätte prächtige Auswirkungen auf den Ölpreis oder die Wechselkurse zum US-Dollar oder die Einkünfte des US-Fiskus. Nebeneffekte würde es auch in Bezug auf Währungen und Bonds geben. Dann könnten wir auch Auswirkungen auf das Gold beobachten. Ein Verfall des Dollars könnte eine Weltbankkrise lostreten.


Energie-Leckerbissen und weiter gehende Auswirkungen

Die Stabilität des Petrodollars hängt stark vom Vertrauensverhältnis zu den Ölproduzenten am Persischen Golf ab. Die von der Bank of Bagdad ausgehenden Aktivitäten JP Morgans können hierbei nicht ausgelassen werden. Tatsächlich wurde JP Morgan für die Leitung der irakischen Zentralbank bestimmt. Sie begannen Aktivkredite herauszugeben, die durch irakische Öl-Anlagen besichert wurden. Was bitte macht dieser mächtige Bank- und Derivativ(mis)manager mit den ihm anvertrauten, durch Ölzahlungen gesicherten, Aktivkrediten? Als ich in meinen Texten Misstrauen gegenüber der US-Administration und deren Integrität die irakischen Ölgeschäfte zu führen, ausdrückte, regnete es Hasspost. Mein Misstrauen war also berechtigt. Das Aufkommen eines großen, neuen Phänomens bei den Rohöl-Future-Kontrakten überschneidet sich mit der Ankunft von JP Morgan und der Anwesenheit von US-Truppen im Irak. Schauen sie sich die Zahlen an, als Beweißmaterial mit öligen Fingerabdrücken. Die Details kommen im April-Bericht.

Wann immer der Rohölpreis erklärt wird, werden die Gründe aus dem Bereich Politik und Krieg ständig variiert, nicht die wirtschaftliche Gründe, die auf Angebot/Nachfrage beruhen. Es könnte also an Folgendem liegen:

  • die Aussichten auf einen Krieg gegen den Iran oder das Testbombardement von Beirut im Sommer 2006
  • Rohöl- und Dieselverkäufe im großen Stil durch das US-Militär Ende 2006
  • die Anpassungen des Goldman Sachs Commodity Index bezüglich der Gewichtung von Benzin nur drei Monate vor den Zwischenwahlen
  • die Auswirkungen der Ansprache zur Lage der Nation bezüglich der strategischen Ölreserven
  • der Druck auf den Iran wird in der Zeit der Zwischenwahlen völlig zurückgefahren
  • der erneute Druck auf den Iran


Das war die Analyse. Es sind die Entscheidungen des Weißes Hauses, des Pentagons und einiger Büros bei JP Morgan & Goldman Sachs, die sich als entscheidend für die Dynamik des Rohölpreises herausstellen. Gegenargumente erscheinen zweitrangig und haltlos, fast wie Lärm.


© Jim Willie CB



Falls sie den kostenpflichtigen Researchbericht abonnieren wollen, besuchen sie die Website von Jim Willie: www.GoldenJackass.com. Die Reporte behandeln unter anderen auch eine Reihe von Smallcap-Firmen, die bald wie Baukräne aus dem Boden schießen werden. Das wird weitergehen, solange es die panischen Versuche gibt, ein nicht mehr zu stützendes System zu unterstützen - ein System in dem viel Ungleichgewicht herrscht, verstärkt durch den Einfluss der Kräfte des globalen Dorfes. Verräterische Zentralbänker und Scharlatanerie treibende Wirtschaftsberater haben ein aus historischer Sicht noch nicht da gewesenes Durcheinander verursacht. Ihr Eingreifen hat das Weltfinanzsystem unwiderruflich verändert und beschädigt. Der Report umfasst weiterhin Analysen zum Thema Gold, Rohöl, US-Dollar, Anleihen sowie Analysen zum marktinternen Kräftespiel zwischen US-Ökonomie und zur US-Notenbank. Sie finden hier auch ein paar wenige aber wichtige geopolitische Fakten. Die Artikel dieser Ausgabe dienen zu Promotionszwecken, dies ist eine unverhohlene Geste, den Leser zum Abonnement einzuladen.



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