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Gold und Silber in 2020: Bullenmärkte, keine Blasenmärkte

25.01.2020  |  Prof. Dr. Thorsten Polleit
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Manipulierte Kreditmärkte

Das weltweite ungedeckte Papiergeldsystem basiert auf "Kredit". Also auf dem Vertrauen, dass jemand, der sich Geld leiht, seinen Schuldendienst auch wie versprochen leisten wird. Ohne Kredit geht so gesehen nichts. Und wenn der Kredit in "Misskredit" gerät, kollabiert die Schuldenpyramide, die im Zuge des ungedeckten Papiergeldsystems aufgebaut wurde. Aus diesem Grunde setzen die Zentralbanken alles daran, die Ausfallsorgen auf den Kreditmärkten zu beruhigen. Das ist ihnen in den letzten Jahren auch gelungen.


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Quelle: Thomson Financial, Federal Reserve of St. Louis; Berechnungen Degussa. (1) Steigt (fällt) die Linie, so steigt (fällt) die Anspannung ("Stress") in den Finanzmärkten.


Abb. 2 zeigt eine Maßgröße für die Anspannungen auf den Finanzmärkten. Sie befindet sich derzeit nahe einem Rekordtief. Das heißt, die Investoren fürchten derzeit nicht, dass es zu "Stress" in den Finanzmärkten kommen wird. Das heißt nicht, dass eine Erschütterung auf den Märkten ganz auszuschließen ist; schließlich handelt es sich bei der betrachteten Maßgröße um eine "Bestandsaufnahme", nicht um eine verlässliche Zukunftsprognose. Aber die Stress-Linie zeigt eben doch, dass die Stimmung auf den Finanzmärkten nach wie vor relativ unbesorgt ist.

Der Goldpreis steigt seit Anfang 2016 wieder deutlich an, nachdem er von Ende 2011 nach unten korrigiert hatte. Wie passt das zusammen? Eine Interpretation ist die Folgende: Der Goldpreis steigt (wieder) angesichts fallender Zinsen und eines weltweit steigenden Geldmengenangebots. Zudem reflektiert der Goldpreis die wachsenden Risiken im Finanzsystem vergleichsweise besser als andere Finanzmarktpreise, die viel stärker von den manipulierten Zinsen verzerrt werden. Nicht zuletzt ist an dieser Stelle zu beachten, dass das Gold eine der wenigen verbliebenen "sicheren Häfen" ist und dass sich daher die Goldnachfrage strukturell zu erhöhen scheint und den Goldpreis in die Höhe treibt.



Vermögenspreisinflation geht weiter

Die künstlich niedrig gehaltenen Zinsen sorgen dafür, dass die Preise für Aktien, Häuser und Grundstücke in die Höhe getrieben werden. Diese "Vermögenspreisinflation" müssen die Anleger im Auge behalten. Denn sie sorgt für eine weitreichende Umverteilung von Einkommen und Vermögen. Steigen beispielsweise die Aktienkurse an, so begünstigt das den Aktionär, gleichzeitig erleidet der Geldhalter jedoch Verluste: Er bekommt nunmehr weniger Aktien für sein Geld. Und da mittlerweile Bankguthaben nicht mehr verzinst werden (beziehungsweise einem negativen Realzins unterliegen), wird das Halten von Geld zum Verlustgeschäft.

Das Inflationieren der Vermögenspreise trägt anfänglich dazu bei, eine Wirtschaftsexpansion voranzutreiben. Beispielsweise senken steigende Aktienkurse die Kapitalkosten der Unternehmen, und das wiederum verleitet sie zu steigender Investitionstätigkeit. Dabei ist jedoch zu beachten, dass eine Vermögenspreisinflation die Güterpreise verzerrt und dadurch Fehlentscheidungen befördert. Beispielsweise entstehen in den Bilanzen der Marktakteure "Scheingewinne", die, wenn sie auffliegen, den Aufschwung in einen Abschwung umschlagen lassen. Auch wenn sich nicht voraussagen lässt, wann die inflationäre Blase platzt, darf der Anleger ein solches Risikoszenario nicht aus dem Blick verlieren.


Besondere Risiken bleiben

Das Banken- und Finanzsystem ist und bleibt ein besonderes Risiko. Das liegt ganz einfach daran, dass die Banken und die Kapitalmarktakteure ein ganz entscheidende Rolle spielen, den Boom, den die Zentralbanken mit ihrer Geldpolitik in Ganz gesetzt haben, aufrecht zu erhalten. Vor allem das Euro-Bankensystem befindet sich bekanntlich in einer besonders kritischen Lage.¹ Keine Frage, dass insbesondere Probleme bei der Refinanzierung fälliger Schulden oder Probleme bei der Ausweitung der Netto-Verschuldung von Staaten, Konsumenten und Unternehmen den Boom der letzten Jahre in eine gewaltige Krise führen können.


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